Materialitäten erzählen

Verunsicherung und Versicherung: Zwei Wirkweisen materieller Objekte

von Jule Heidi Konrad


Bei der Beschäftigung mit ‚den Dingen‘ wundert mich immer wieder, wie eng die Verbindung von materiellen Objekten und unserer Wahrnehmung von ‚Rahmen‘ ist. Es ist mehr noch eine Wechselwirkung als eine Verbindung: Schließlich konstruieren die materiellen Objekte den Rahmen, in dem sie auftreten, aktiv mit. Rahmen verstehe ich im Sinne von Erving Goffmann als „Interpretationsschemata“ (Goffman 1977: 31), die Gestalt annehmen können als „ein System von Gegenständen, Postulaten und Regeln“ (ebd.). Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass wir absolut nicht immun sind gegenüber der Wirkung materieller Objekte. Selbst wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen, wirken sie ja doch. Mehr noch: Gerade dann, wenn wir sie nicht bewusst analysieren, laufen wir erst recht Gefahr, völlig von ihnen manipuliert zu werden.
In gewisser Weise ruckelt die materielle Welt dadurch ganz schön an unserem selbsterbauten Subjekt-Objekt-Sockel: Wenn wir nicht die Anstrengung unternehmen, die Dinge durch Analyse zu objektivieren und ‚in den Griff zu kriegen‘, werden wir nämlich gar selbst zu Manipulationsobjekten der Dinge. Trotzdem scheint es sich uns erst nach und nach zu erschließen, wie mächtig die Wirkung der materiellen Objekte auf uns zu sein vermag. Bis hin zu der zutiefst verunsichernden Frage, die wir auch im Seminar erörtert haben, ob man eigentlich die Waffe benutzt, um damit zu morden, oder ob es vielleicht die Waffe ist, die eine*n – aktiv mitgestaltend – zum/zur Mörder*in macht? Zu oft noch neigen wir dazu, die Materie als ‚Selbstverständlichkeit‘ anzusehen. Sie in den Mittelpunkt auch von geisteswissenschaftlichen Forschungen zu stellen, erfahren wir immer noch als einen recht neuen ‚Zweig‘.
Besonders interessiert mich, wenn ich über die Wirkweisen materieller Objekte nachdenke, das Spannungsfeld zwischen Irritation und Versicherung. Vielleicht ist es manchmal auch ein Wechselspiel zwischen den beiden Polen. Und statt ‚Irritation‘ könnte ich auch schwächer: ‚Verunsicherung und Versicherung‘ schreiben. Jedenfalls scheinen materielle Objekte potenziell über die beiden Wirkweisen zu verfügen.
Strömungen wie der New Materialism stellen unsere bisherige Sicht der Materie ja eher auf den Kopf; und ein Familienessen einmal aus der Sicht eines Kronleuchters oder Tischbeins zu imaginieren, mutet zunächst auch etwas paradox und befremdend an. Ganz abgesehen von konkreteren Beispielen, in denen ein Ding –  richtig platziert, oder eher deplatziert? – es vermag, Rahmen zu sprengen. Beispiele gibt es dafür jede Menge: Wenn in einem Nobelrestaurant das Besteck nicht ordentlich und korrekt angeordnet da läge, sondern wild durcheinander, als hätte ein Kind damit erste architektonische Versuche unternommen… Würde uns dies nicht zutiefst irritieren und den bisherigen Rahmen infrage stellen? Es würde zumindest sehr stark suggerieren, dass die zuständige Bedienung aus der Rolle gefallen sein muss.
Materielle Objekte können also zu Brüchen in Bezug auf unsere Erwartungshaltung führen und ein großes Maß an Irritation hervorrufen. Dennoch besitzen materielle Objekte ja auch eine zutiefst versichernde Qualität. Zum einen in psychologischer und identitätsstiftender Hinsicht, etwa wenn sie als Statussymbole erscheinen. Beispielsweise ist der Füller in der gleichnamigen Kurzgeschichte gewissermaßen ein symbolisch aufgeladenes Objekt: Für seinen Besitzer genauso wie für den unerlaubten Benutzer, auch wenn die jeweiligen Assoziationen, mit denen der Füller jeweils belegt wird, vermutlich variieren.
Zum anderen sind materielle Objekte aber auch unsere Anker in der Realität. Sie schließen uns gewissermaßen an unsere eigene Körperlichkeit an. Jede*r, der/die zum mentalen Gedankenkreisen neigt und sich sozusagen viel in der Welt des Geistes aufhält, wird wissen, wie beruhigend es für das gesamte Nervensystem sein kann, die Rinde eines Baumes zu berühren, die Tischdecke glatt zu streichen oder den Duft der Lieblingsseife bewusst wahrzunehmen.
Mit dieser ‚Verankerung‘ in der Körperlichkeit, der Welt der Materie, geht noch dazu auch eine weitere einher: die Verankerung im Hier und Jetzt. Gedanken können in die Zukunft eilen oder um die Vergangenheit kreisen, sie können sonst wohin flüchten. Der Gegenstand vor mir ist hier und jetzt da. Und begegnet mir somit auch als eine Brücke ins Hier und Jetzt, wenn ich mich geistig möglicherweise anderswo aufgehalten habe.
Somit sind materielle Objekte sogar in der Lage, unser Zeitgefühl zu manipulieren. Auch wenn sie Erinnerungen wachrufen, können sie den Geist zur Ruhe kommen lassen, können helfen, die Gedanken ‚runterzufahren‘, beinahe wie in einer Meditation.
Oder sie können den Geist erst recht inspirieren, beflügeln, davontragen, indem sie Erinnerungen oder neue Ideen in ihm wecken. Wie etwa der Füller in der Kurzgeschichte, der beinahe die Rolle eines Anstifters eingenommen und jedenfalls eine Kurzschlusshandlung provoziert hat. Möglicherweise ja, weil er vom Ich-Erzähler selbst als eine Art Provokation empfunden wurde…
Die tiefgehende Wirkmacht der materiellen Objekte ließe sich hier noch viel länger beschreiben: Beruhigt nicht etwa der Anblick eines geschätzten Gegenstands sogar unsere Atmung? Kann uns ein von dem/der Partner*in, trotz mehrfachen Hinweises, nicht weggebrachter Müllsack nicht in Aufregung versetzen? Es ist tatsächlich ein weites Feld, einmal zu beobachten, wie sehr man sich selbst im Alltag von den Dingen ‚einnehmen‘ lässt.
Denken wir zuerst einmal über einige weitere Beispiele nach, um so zu einem besseren Verständnis der Pole von Verunsicherung und Versicherung zu gelangen. Vielleicht ist es sogar gut, sich das Ganze als eine Achse vorzustellen, auf der sich verschiedene Fallbeispiele einordnen lassen. Möglicherweise lassen sich Verunsicherung und Versicherung durch materielle Objekte so gar in gewisser Weise kategorisieren und allemal, oder jedenfalls besser, erfassen und beschreiben.
Wenn ich auf eine Feier eingeladen werde und ganz leger in Alltagskleidung erscheine, die Gastgeber*innen aber zum feierlichen Anlass einen roten Samtteppich im Flur ausgebreitet haben, dann kann mich dieser Teppich verunsichern. Und Gedanken und Gefühle des Unpassend-Seins in mir auslösen. Augenfällig zeigt sich bei diesem Beispiel auch wieder die Verbindung der materiellen Objekte nicht nur zu Rahmen, sondern auch zu Rollen. So wie sie einen Rahmen verstärken und untermauern oder aber sprengen können, können sie auch dem Aufbau oder der Dekonstruktion von Rollen dienen. Und eben eine Rollenverunsicherung auslösen, wenn ich mich selbst als unpassend erlebe. Oder aber bin ich in meinem Rollenverständnis so gefestigt, dass ich von keinerlei Selbstzweifeln geplagt werde beim Anblick des roten Samtteppichs, sondern laut loslache und mich darüber lustig mache, dass meine alten Bekannten auf einmal so ‚übertreiben‘. Womit ich dann vielleicht meine Gastgeber*innen in ihrem eigenen Selbstverständnis kränken würde; während sie sich durch den Teppich vielleicht selbst ‚versichern‘ wollten, dass nun eine neue, besser bezahlte Lebensphase beginnt und sie nicht mehr dauernd sparen müssen. An dem Beispiel zeigt sich, dass es bei den materiellen Objekten ähnlich ist, wie bei den gesprochenen Worten, die dieses oder jenes in dem/der Empfänger*in auslösen können, es aber nicht müssen. Wie bei der zwischenmenschlichen Kommunikation, gibt es hier Sender*in und Empfänger*in.
Und im Hinblick auf Versicherung und Verunsicherung ist das immer im Kopf zu behalten: Was ausgelöst wird, hängt immer auch sehr stark von dem/der jeweiligen Empfänger*in ab. Das zeigt sich ja ganz stark beispielsweise bei jeder Geschenkgabe. Nicht immer löst ein Geschenk die erwartete Reaktion aus. Jemand kann sich mehr oder weniger darüber freuen, als ich erwartet habe. Die Wertschätzung, die ich damit ausdrücken wollte, kann verstanden werden oder nicht. Der/die Empfänger*in kann sich durch die Geschenkgabe meiner Wertschätzung ‚versichert‘ fühlen; oder er/sie kann geradezu ‚verunsichert‘ werden, wenn das Geschenk etwa seinen/ihren Ansprüchen nicht genügt.
Außer der Bedeutung der Reaktion des Empfängers/der Empfängerin im Wechselspiel von Verunsicherung und Versicherung sehen wir hier aber noch etwas anderes, und zwar: Wie viel wir übereinander lernen können durch unsere jeweiligen Reaktionen auf materielle Objekte. Was in einem Menschen innerpsychisch vorgeht, verstehen wir oft bloß – und manchmal vielleicht auch nicht – anhand seines Umgangs mit Materialitäten und seiner Reaktion darauf. Die Rückschlüsse, die wir daraus ziehen können, prägen dann wiederum unseren Umgang miteinander und unseren konkreten Alltag.
Materielle Objekte können so eben auch sehr gut zur ‚Versicherung‘ im Hinblick auf mein Selbstbild werden. Halte ich mich etwa für einen sehr ordentlichen Menschen, dann bestätigt mich der Blick in den korrekt eingeräumten Gläserschrank oder das frisch abgestaubte Bücherregal in meinem Selbstbild. Umgekehrt kann aber eine Unordnung selbiger Gegenstände mich dann auch schneller in meinem Selbstbild ins Wanken bringen und verunsichern. Noch tiefer geht die Verunsicherung vielleicht, wenn gerade an einem Tag, an dem viele Gegenstände unordentlich herumliegen, Freund*innen vorbeischauen, die es gewohnt sind, dass bei mir sonst immer alles aufgeräumt ist. Vielleicht löst diese Zeugenschaft meiner Unordnung dann in mir ängstliche und verunsicherte Gedanken aus: „Habe ich mein Leben überhaupt noch im Griff?“
Ein per se weniger auf Ordnung achtender Mensch wird wiederum diese Verunsicherung nicht kennen. Es scheint wirklich sehr entscheidend zu sein, welche Bedeutung wir materiellen Objekten beimessen, um beurteilen oder gar vorhersagen zu können, was sie in uns wohl auslösen werden. Und welche Zuschreibungen und Bedeutungen wir den Dingen geben, hängt natürlich dann wieder entscheidend mit unseren Rollen zusammen. Es gibt Rollen, die mir vielleicht regelrecht diktieren, wie ich mit bestimmten Gegenständen umzugehen habe. Andere Rollen sind freier, wählbarer, wie etwa: Bin ich ein Mensch, dem Ordnung sehr wichtig ist, oder nicht…
Im beruflichen Bereich finden wir häufiger Beispiele für bestimmte Rollendiktate, die uns auch den Umgang mit bestimmten Gegenständen vorgeben. Wenn ich etwa als Angestellte*r eines Hotels oder Restaurants Probleme mit der Bedienung des Kartenlesegeräts habe, entstehen dadurch vielleicht peinliche Verunsicherungsmomente, weil die Gäste möglicherweise eine andere Erwartung haben und der Eindruck von beruflicher Inkompetenz entstehen kann. Abends, wenn ich einem/einer Freund*in, der/die um meine technischen Inkompetenzen weiß, von derselben Anekdote berichte, diesmal befreit von meiner beruflichen Rolle und ihren Diktaten, kann ich vielleicht einfach darüber lachen.
Und natürlich gibt es aber auch innerhalb von beruflichen Rollen eine gewisse Flexibilität, die immer vom Individuum abhängt. Erst gestern habe ich etwa eine Bäckereiverkäuferin dabei beobachtet, wie sie spontan lustig vor sich hin sang, während die Kaffeemaschine kein bisschen das machte, was sie sollte.
Eine weitere Möglichkeit für starke Verunsicherung durch Dinge ist natürlich schlicht und ergreifend das Fehlen von ihnen: die Verunsicherung, die dadurch ausgelöst wird, wenn etwas verloren geht. Oder gar gestohlen wird. Nicht umsonst ist Diebstahl ja auch eine Straftat. Hier sehen wir auch, welcher Wert den materiellen Objekten dann eben doch zukommt. So selbstverständlich ihre Anwesenheit von uns auch genommen werden mag, so bestürzend und verunsichernd empfinden wir ihre Abwesenheit. Wenn wir uns nicht sicher sind, ob wir die Dinge selbst verlegt haben, oder ob der/die Nachbar*in, der/die gestern kurz in der Wohnung war, sie gestohlen haben könnte, kann ihr Fehlen sogar zu einer Art Paranoia führen.
Dieser Fall von Verunsicherung verrät uns noch etwas im Hinblick auf die Verschiedenartigkeit der Wirkweisen materieller Objekte: Wohl jede*r würde eine Art Schock empfinden, wenn er/sie seine/ihre Wohnung nichtsahnend betritt und diese unerwartet leer vorfindet, bar aller Möbel und Gegenstände. Das Fehlen materieller Objekte und die dadurch ausgelöste Verunsicherung wird stark und krass und in aller Deutlichkeit empfunden. Die Versicherung, die Objekte anbieten, wenn sie sich, wie gewohnt, an Ort und Stelle befinden, wirkt hingegen deutlich hintergründiger und subtiler. Sie lässt uns quasi die Wahl, ob wir sie überhaupt bewusst wahrnehmen. In der alltäglichen Sicherheit, dass alle Gegenstände und Möbel platziert sind wie immer, liegt gleichzeitig das Angebot der Selbstverständlichkeit: das Angebot, die vermittelte Sicherheit gar nicht bewusst und die Dinge selbst in ihrer vermeintlichen Unveränderlichkeit als selbstverständlich wahrzunehmen.
Der Verlust eines materiellen Objekts nimmt uns jedoch diese Wahlmöglichkeit. Er zwingt uns, das Fehlen ebenjenes Objekts wahrzunehmen und damit auch die Bedeutung zu erfahren, die es für uns bis zu seinem Verlust hatte. Im Hinblick auf die Gegenpole von Versicherung und Verunsicherung ist das eine wichtige Erkenntnis und vielleicht auch ein gutes Unterscheidungskriterium: Die Versicherung durch materielle Objekte erfahren wir zwar alle, sie hat aber eine optionale Tendenz bezogen darauf, wie bewusst und wie stark wir sie erleben. Der Verunsicherung durch Dinge können wir uns hingegen kaum entziehen. Egal, ob es dabei um ihr Fehlen, Verschwinden oder aber Auftauchen in einem unpassenden Kontext geht.
Die Verunsicherung erleben wir stark, sie rückt das Ding, das fehlt oder als unpassend erlebt wird, in den Fokus. Ein materielles Objekt rückt auf bezwingende Weise in den Mittelpunkt unserer Wahrnehmung. Die Versicherung lässt uns deutlicher die Wahl, wie bewusst oder ob wir sie wahrnehmen. Wir können uns auf die Versicherung durch Dinge einlassen oder nicht. Es bleibt in den meisten Fällen ein Charakter der Freiwilligkeit erhalten, der bei der Verunsicherung per se nicht möglich ist.
Es ließen sich jetzt noch viele weitere Beispiele anführen, da die Möglichkeiten der Versicherung und Verunsicherung durch materielle Objekte vielfältig sind. Sicher würden sich auch Beispiele finden für Versicherung durch Dinge, die nur schwer übersehbar ist. Etwa wenn die Requisiten bei einer Theateraufführung oder an einem Filmset den/die Schauspieler*in seiner/ihrer Rolle versichern. Und natürlich auch entscheidend zur Einordnung der gesamten Situation als Spiel beitragen. Die versichernde Wirkung von Gegenständen ist in so einem Fall, wenn sie eine andere Welt, eine Bühne erst konstruieren und konstituieren, sehr deutlich. Hier geht das Element der Wahrnehmungsoption also beinahe verloren. Ein Bühnenset aus surrealen Gegenständen zwingt mich ja förmlich zur Einordnung der Gesamtsituation als Theateraufführung und zur bewussten Wahrnehmung der materiellen Objekte als Bühnenbild.
Ähnlich verhält es sich natürlich in Kunstausstellungen oder ähnlichem. Der Gegenstand als Kunstobjekt rückt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, heraus aus der alltäglichen Übersehbarkeit, und konstruiert und konstituiert dadurch aber auch den Rahmen, in dem er auftritt, mit: eben den einer Kunstausstellung.
Hier stellt das materielle Objekt als Kunstobjekt eine so starke Versicherung in Bezug auf den Rahmen dar, in dem sich die Besucher*innen der Ausstellung bewegen, dass das Merkmal der optionalen Wahrnehmbarkeit nicht mehr so stark greift. Allerdings bleibt das Element der Selbstverständlichkeit gewissermaßen erhalten. Zumindest, wenn wir die übliche Kunstausstellungserfahrung mit der Gegenvorstellung einer Kunstausstellung kontrastieren, in der alle Kunstgegenstände fehlen. Dann sehen wir klar und deutlich, dass auch hier die Anwesenheit der materiellen Objekte in ihrem versichernden Charakter eher als selbstverständliche Norm erlebt wird; ihr Fehlen aber als krasse Störung, die ein großes Maß an Irritation hervorruft.
Das beschriebene Entscheidungskriterium im Hinblick auf die verschiedenen Wirkweisen von materiellen Objekten behält also Gültigkeit und lässt sich klar herausarbeiten: Die Verunsicherung durch Dinge wird tendenziell stärker empfunden, sie wird uns von den Gegenständen mehr ‚aufgezwungen‘ – entweder durch ihr Fehlen oder durch ihre unpassende Präsenz. Durch Gegenstände hervorgerufene Irritation ist augenfällig und lässt sich im Grunde nicht ignorieren.
Bei der Versicherung scheint es eher eine graduelle Geschichte zu sein: Versicherung durch materielle Objekte kann ich stärker oder schwächer, bewusster oder weniger bewusst wahrnehmen. Der/die Empfänger*in der von den Dingen angebotenen Versicherung bleibt hier immer als entscheidender Faktor bestehen; er/sie kann sich auf das Angebot tiefer oder nur oberflächlich einlassen. Und grundlegend scheint die von den materiellen Objekten angebotene Versicherungsfunktion ein gewisses Maß an Selbstverständlichkeit mitzubringen. Sie wird als eine Norm erlebt, darum oft hintergründiger und übersehbarer. Die Verunsicherung und Irritation durch Gegenstände stellt hingegen die Störung ebenjener Norm da und ist in ihrer Wirkung auf uns darum ‚lauter‘.
Mit dem Herausarbeiten dieser deutlichen Differenz möchte ich die Überlegungen hier zu einem Ende bringen. Weitere Beispiele würden das bereits Gesagte vermutlich an immer wieder neuen Fällen nur wiederholen. Und es erscheint mir am sinnvollsten, an der Stelle im Argumentationsverlauf zu enden, an dem die erzielte Erkenntnis am klarsten und deutlichsten in Worte gefasst werden konnte.
 
 
 
© Jule Heidi Konrad
 

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