Writing | The Awful German Language
1 2024-08-22T00:28:14-07:00 Klara Blanke 2e76e4a8b5d98452e5fdd97c12e60f016a573238 39726 4 plain 2024-12-03T04:06:08-08:00 -annotation -main -mtWriting Klara Blanke 2e76e4a8b5d98452e5fdd97c12e60f016a573238[add content]
This page is referenced by:
-
1
2022-11-22T01:07:37-08:00
Amerikanische Humoristen | 04 June 1887
8
newspaper article
plain
2024-08-28T23:55:44-07:00
Süd California Deutsche zeitung
1887-06-04
CA-001
2022-11-22
KB
Süd California Deutsche zeitung. [volume] (San Diego, Calif.), 04 June 1887. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn86064439/1887-06-04/ed-1/seq-6/>
This article discusses and compares the works of various American humorists. Only the passage abut Mark Twain, including an excerpt from "The Awful German Language", is transcribed below.Transcription English Translation Amerikanische Humoristen. American Humorists. (Von Ernst Otto Hopp.) {(By Ernst Otto Hopp.)} Auf dem Neuen Kontinent konnte sich der Humor nur langsam entwickeln. Die Schwielenhand, welche den Urwald zu lichten, zu pflügen und zu hacken hatte, gab sich mit der Pflege der Blumen nicht viel ab, und der Puritanismus war von vornherein der Lebenslust und der Freude abhold. Der Methodismus, der später hereinbrach, die demokratische Religion der Massen, die keine Bildung gebrauchte und anerkannte, versengt die Felder des Geistes. Die beiden Jahrzehnte der dreißiger und vierziger Jahre waren für die Union die unerquicklichsten; allgemein hatte ein roher Ton Platz gegriffen, der Nutzen war das Idol der Häupter des Volkes und wurde als das goldene Kalb der großen Menge angesehen. Der große Rebellenkampf reinigte die Luft, obwohl er durchaus kein frischer, fröhlicher Krieg, sondern ein Trauerspiel voll Haß und Rache, ein beispielloses Würgen und Morden war. {On the New Continent, humor was slow to develop. The calloused hand, which had to clear, plow and hoe the jungle, did not bother much with the care of flowers, and Puritanism was averse from the outset to the joy of life. Methodism, which came in later, the democratic religion of the masses, which did not use or recognize education, scorched the fields of the mind. The two decades of the thirties and forties were the most unedifying for the Union; in general a crude tone had taken hold, utility was the idol of the nation's leaders and was considered the golden calf of the great multitude. The great rebel struggle cleared the air, though it was by no means a fresh, merry war, but a tragedy full of hatred and revenge, an unprecedented strangling and killing.} ... {...} Der pathetische, oft unter Thränen lächelnde Humor Bret Hartes, dessen beste Zeit vorüber zu sein scheint, da die letzten Werke des Autors nicht mehr die frische Ursprünglichkeit der älteren zeigen, steht in einem großen Gegensatz zu der ausnehmend lustigen und stetig lachenden Muse Mark Twains. Samuel Clemens - das ist sein bürgerlicher Name - wird von Einigen, doch mit Unrecht, wie mir dünkt, überhaupt nicht für einen Dichter, sondern vielmehr für einen Spaßvogel und Lustigmacher gehalten; selbst wenn er ernsthaft zu sein vorgibt, hat er etwas ungemein Komisches, er weiß eine so rührende Naivetät anzunehmen, daß selbst das Absurde mit einer Ungezwungenheit und Ungekünsteltheit, die etwas Hinreißendes hat, von ihm vorgebracht wird. Wer seinen „Strolch auf Reisen“ lesen kann, ohne sich an den zahllosen Hyperbeln herzlich zu ergötzen, der hat überhaupt keinen Sinn für Humor, und wer im Ausland lange gelebt und erfahren hat, eine wie schwierige Sprache die deutsche ist - der in Deutschland Geborene, der nur in Deutschland gewesen ist, weiß es meistentheils gar nicht - der wird auch die Bemerkungen Twains über unsere Sprache nicht als gehässige auffassen. {The pathos-laden and tearfully smiling humor of Bret Harte, whose best days seem to be over, since the author's last works no longer show the fresh originality of his earlier ones, stands in great contrast to the exquisitely funny and constantly laughing muse of Mark Twain. Samuel Clemens - that is his civil name - is considered by some, but wrongly, as I think, not a poet at all, but rather a jokester and merrymaker; even when he pretends to be serious, there is something immensely comic about him; he knows how to adopt such a touching naiveté that he puts forward even the absurd with such casual unaffectedness that there is something captivating about it. Anyone who can read his “Tramp Abroad” without being heartily amused by the countless hyperboles has no sense of humor at all, and anyone who has lived abroad for a long time and has experienced how difficult the German language is - something those who are born in Germany and who have only ever been to Germany usually do not know at all - will not take Twain's remarks about our language as malicious.} „Einige deutsche Worte sind so lang, daß sie eine Perspektive haben. Man beachte diese Beispiele: Freundschaftsbezeigungen - Dilettantenaufdringlichkeiten - Stadtverordnetenversammlungen - das sind keine Worte, es sind alphabetischen Processionen. Und sie sind nicht selten; man kann zu irgend welcher Zeit eine deutsche Zeitung öffnen und sie majestätisch über die Seite marschiren sehen - und wenn man etwas Einbildungskraft besitzt, kann man auch die Banner sehen und die Musik hören. Ich nehme großes Interesse an diesen Seltsamkeiten. Immer wenn ich auf eine gute stoße, stopfe ich sie aus und stelle sie in mein Museum. Auf diese Weise habe ich mir eine ganz werthvolle Sammlung angelegt. Wenn ich Duplikate erhalte, tausche ich sie mit anderen Sammlungen aus und vermehre solchermaßen die Abwechslungung [sic] meines Inventariums. Hier sind etliche Beweisstücke, die ich kürzlich auf einer Auktion eines Curiositätensammlers gekauft habe: Generalstaatsverordnetenversammlung - Alterthumswissenschaften - Kinderbewahrungsanstalten - Unabhängigkeitserklärungen - Widerherstellungsbestrebungen - Waffenstillstandsverhandlungen.“ “Some German words are so long that they have a perspective. Observe these examples: Freundschaftsbezeigungen. Dilettantenaufdringlichkeiten. Stadtverordnetenversammlungen. These things are not words, they are alphabetical processions. And they are not rare; one can open a German newspaper at any time and see them marching majestically across the page - and if he has any imagination he can see the banners and hear the music, too. <They impart a martial thrill to the meekest subject.> I take a great interest in these curiosities. Whenever I come across a good one, I stuff it and put it in my museum. In this way I have made quite a valuable collection. When I get duplicates, I exchange with other collectors, and thus increase the variety of my stock. Here are some specimens which I lately bought at an auction sale of the effects of a <bankrupt> bric-a-brac hunter: Generalstaatsverordnetenversammlungen. Alterthumswissenschaften. Kinderbewahrungsanstalten. Unabhängigkeitserklärungen. Wiedererstellungbestrebungen. Waffenstillstandsunterhandlungen ["Waffenstillstandsverhandlungen"].” Das sind in der That lange Worte, es gibt sogar noch schlimmere; und Mark Twains geringe Sprachkenntniß und oberflächliche Bildung verleiten ihn zu schiefen Urtheilen, die indeß nichts besonderes Feindliches vorstellen. Die meisten Amerikaner haben gar wunderliche Vorstellungen vom deutschen Leben, sie kennen sehr selten etwas von deutscher Geschichte und Kulturgeschichte und legen gewöhnlich einen Maßstab an, der nicht paßt - die englisch amerikanische[n] Vorstellungen über die Lebenskunst sind so gar dürftig! Es ist natürlich auch wieder eine Uebertreibung, wenn Twain sagt, englisch könne man in 30 Stunden, französisch in 30 Tagen und deutsch in 30 Jahren lernen, aber ganz richtig ist es, daß unsere deutsche Sprache bei Weitem für die schwerste gehalten werden muß. {These are indeed long words, there are even worse ones; and Mark Twain's poor knowledge of the language and superficial education lead him to make skewed judgments, which, however, present nothing particularly hostile. Most Americans have very strange ideas about German life, they very seldom know anything about German history and cultural history and usually apply a standard that does not fit - the English-American ideas about the art of living are so very poor! It is, of course, again an exaggeration when Twain says that English can be learned in 30 hours, French in 30 days and German in 30 years, but it is quite true that our German language must be considered by far the most difficult.} Ist Mark Twain scharf und lustig, rauh und zu weit ausgesponnen, wenig pathetisch und paradox, dabei aber oft erquickend wahr, frisch und originell-amerikanisch, so erscheint Thomas Bailey Aldrich, der im Ausland weniger bekannt geworden ist, künstlerisch weit vollendeter, fein und liebenswürdig und nicht selten so tief empfindend, wie kaum ein Amerikaner vor und nach ihm. {If Mark Twain is sharp and funny, rough and excessive, with little pathos or paradox, but at the same time often delightfully true, fresh and originally American, Thomas Bailey Aldrich, who is less known abroad, appears artistically far more accomplished, refined and amiable, and not infrequently so deeply sensitive, as hardly any American before or after him.} ... {...} -
1
2023-02-28T04:17:28-08:00
Mark Twain über die deutsche Sprache | 05 Dec. 1880
6
newspaper article
plain
2024-11-05T02:27:32-08:00
Westliche blätter
1880-12-05
OH-014
2023-02-28
KB
Westliche blätter. [volume] (Cincinnati [Ohio]), 05 Dec. 1880. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045582/1880-12-05/ed-1/seq-1/>Transcription English Translation (Für die „Westliche Blätter“) (For the “Westliche Blätter”) Mark Twain über die deutsche Sprache Mark Twain on the German language Gegenwärtig verschlingt die anglo-amerikanische Leserwelt mit wahrem Heißhunger ein neues Werk von Mark Twain, dem bekannten Humoristen, welches den Titel „A Tramp abroad“ - Ein Landstreicher in der Fremde - führt. Im Plane ist das Werk wenig von dem früher erschienenen Buche des Verfassers, „The New Pilgrim's Progress“, verschieden. Mark Twain führt seine Leser durch die verschiedenen Länder Europa's und weiß den eigenthümlichen Gebräuchen und Lebensgewohnheiten einer jeden Nationalität eine humoristische Seite abzugewinnen. Man kann nicht sagen, daß er die Geißel des Spotts zu Unbarmherzig schwingt; er hält sich in Gegentheil von jeder Uebertreibung fern und findet sogar Manches lobenswerth, von dem man Glauben möchte, daß es ein berechtigter Gegenstand der Satyre ist. So z.B. ist er nicht geneigt, über die Duelle der deutschen Studenten zu spotten, sondern findet Lobesworte für die Tapferkeit, welche die Heidelberger Studenten trotz der Bandagen von der Zeh bis zum Wirbel auf der Mensur beweisen. Mark Twain läßt es nicht bei der Sittenschilderung bewenden, er verläuft sich auch, speziell im Deutschen, auf das Sprachgebiet und weiß Vieles an der deutschen Sprache auszusetzen; er versteigt sich sogar bis zur Höhe eines Reformators, der verschiedene Verbesserungen an der deutschen Sprache eingeführt zu sehen wünscht. Da dies Alles zumeist mit gutmüthigem Humor geschieht, so kann der deutsche Leser sich diesen Exurs wohl gefallen lassen, weswegen wir auch das Wesentlichste aus dieser Abhandlung hier mittheilen wollen. At present the Anglo-American reading world is devouring with a veritable ravenous appetite a new work by Mark Twain, the well-known humorist, which bears the title “A Tramp abroad”. In design, the work is little different from the author's earlier book, “The New Pilgrim's Progress.” Mark Twain leads his readers through the different countries of Europe and knows how to find a humorous side to the peculiar customs and habits of each nationality. It cannot be said that he wields the scourge of ridicule too mercilessly; on the contrary, he refrains from any exaggeration and even finds some things praiseworthy, of which one would like to believe that they are a legitimate subject of satire. For example, he is not inclined to mock the duels of the German students, but instead finds words of praise for the bravery that the Heidelberg students show in academic fencing despite their bandages from head to toe. Mark Twain does not leave it at the description of customs, he also strays into linguistic matters - especially concerning the German language - and he knows many things to find fault with in German. He even attempts to establish himself as a reformer, expressing a desire to see various improvements be made in the German language. Since this is mostly done in good-natured humor, the German reader can well put up with these comments, which is why we want to share the most essential parts of this treatise here. Den ersten Stein des Anstoßes auf dem beschwerlichen Wege zur Erlernung der deutschen Sprache findet Mark Twain in dem Geschlechtsunterschiede der deutschen Hauptwörter. Er kann nicht begreifen, warum der Baum männlich, die Rinde, die ihn umgiebt, weiblich und die Blätter, die in der Krone rauschen, sächlich sein sollen. Seiner Ansicht nach ist dies eine ganz unnöthige Einrichtung, die nur das Erlernen des Deutschen ungemein erschwert und zu allerlei Absurditäten führt. Der Stock, sagt er, ist männlich, der Mann auch, auch der Mund und der Fuß, aber das Weib, über dessen Geschlecht wohl Niemand im Zweifel sein kann, ist im Deutschen neutrius generis, hat also kein Geschlecht. Keine Regel, klagt der Schriftsteller, weist den lernbegierigen Wanderer auf den verworrenen Irrgängen der Geschlechter zurecht, denn die Regel[n] sind blos Irrlichter die in den noch umfangreicheren Sumpf der Ausnahmen hineinlocken. Zum Schluß macht Mark Twain jedoch das Zugeständniß, daß die deutsche Sprache in Bezug auf die Genus-Regeln (nicht Genuß-Regeln) unter den modernen Sprachen nicht vereinzelt dasteht, aber desto kräftiger lautet sein Anathema gegen das verwünschte Dekliniren. Starke und schwache Biegungen seien an und für sich schon schlimm genung, aber da komme noch die Uebereinstimnmng des Eigenschaftsworts mit dem Hauptworte in Geschlecht, Zahl und Fall hinzu, daß ein Schüler schier rasend werden möchte. Als abschreckendes Beispiel bringt er die vollständige Declamation von „Der gute Freund“ und ruft Menschen und Götter gegen diesen “Outrage” an. Wenn man „Mark Twain“ liest, ist man versucht zu glauben, daß die Deklamation von Houtos, hautæ, touto, oder polys, pollæ, poly ein wahres Kinderspiel ist. Zum Zeugniß beruft er sich auf einen in Heidelberg studirenden Amerikaner, der verzweifelt die Erlernung der deutschen Sprache aufgegeben hat und emphatisch erklärt: Er wolle lieber zwei Glas Bier, als ein deutsches Eigenschaftswort dekliniren, (decline - ablehnen). I would rather decline two glasses of beer, than a German adjective. Seine nächste Klage richtet sich gegen die Schwierigkeit in der richtigen Anwendung des Dativs und Akkusativs. Darin mögen wol viele Deutsche mit ihm übereinstimmen, die sich mit diesen zwei Fällen allerlei unerlaubte Verwechselungen gestatten. Der Schriftsteller kann nicht begreifen, welches Verbrechen darin liegt, wenn man sagt, „das Buch liegt auf den Tisch. Ich liege in das Bett“ u. s. w. Der richtige Gebrauch der beiden erwähnten Fälle scheint ihm besonders sauer geworden zu sein denn an dieser Stelle versteigt sich sein reformatorischer Eifer zu solcher Höhe, daß er kurzweg die Abschaffung des Dativ empfiehlt. Der alte Wrangel wird auf seinem Postament der Freude tanzen, wenn er von diesem Vorschlage hört. Dieser Haudegen kümmerte sich zwar wenig um das richtige Regimen der Fälle, aber er hatte auch dadurch feine liebe Noth, um sich verständlich zu machen, so z. B. als er um seine Frau werben wollte. Er fragte den Glücklichen, den er zum Schwiegervater auserkoren „Darf ich Ihnen meinen Schwiegervater nennen?“ worauf dieser ein recht betroffenes Gesicht machte, denn er hatte nie gewußt, daß Wrangel verheiratet sei. „Ach Sie verstehen mir nicht,“ explicirte Wrangel freundlich lächelnd: „Wollen Sie mir Ihren Schwiegersohn nennen?“ Die Verlegenheit war noch größer, denn der Gefragte glaubte annehmen zu müssen, es könne Wrangel nicht unbekannt sein, daß seine einzige Tochter noch nicht verheirathet war. Vom Dativ wendet sich der Unwille des Verfassers gegen die Trennung der Vorsilbe vom Verbum. Mark Twain finds the first stumbling block on the arduous path to learning the German language in the gender distinction of the German nouns. He cannot understand why the tree should be masculine, the bark that surrounds it feminine, and the leaves that rustle in the crown neuter. In his opinion, this is a quite unnecessary arrangement, which only makes learning German immensely more difficult and leads to all kinds of absurdities. The stick, he says, is masculine, the man too, also the mouth and the foot, but the woman, about whose gender no one can be in doubt, is neutrius generis in German, thus has no gender. No rule, the writer complains, guides the studious wanderer along the tangled paths of the grammatical genders, for the rules are merely will-o'-the-wisps that lure you into the even more extensive swamp of exceptions. In the end, however, Mark Twain makes the concession that the German language does not stand alone among modern languages with respect to grammatical gender rules (not pleasure rules [wordplay on “Genus” meaning “grammatical gender” and “Genuß” meaning “pleasure” or “enjoyment”]). Twain's anathema against the accursed declension is all the stronger. Strong and weak inflections are bad enough in and of themselves, but there is also the correspondence of the proper word with the noun in gender, number and case, which would make any student mad. As a cautionary example, he introduces the complete declamation of “the good friend” and invokes men and gods against this “outrage”. Reading “Mark Twain”, one is tempted to believe that the declamation of houtos, hautæ, touto, or polys, pollæ, poly is merely child's play. As a testimony, he refers to an American studying in Heidelberg, who - in his despair - has given up learning German and emphatically declares: He would rather decline two glasses of beer than a German adjective. His next complaint concerns the difficulty in the correct use of the dative and accusative cases. In this, many Germans may well agree with him, who allow themselves all sorts of illicit confusions with these two cases. The writer [Twain] cannot understand what crime there is in saying, &dquo;the book is on the table. I lie in bed,” [both example sentences are grammatically incorrect in the German of the original] and so on. The correct use of the two cases mentioned seems to have particularly angered him, for at this point his reformatory zeal rises to such heights that he summarily recommends the abolition of the dative. Old Wrangel will dance on his pedestal of joy when he hears of this proposal. This swashbuckler did not care much about the correct regimen of cases, but he also had a lot of trouble making himself understood, for example, when he wanted to woo his wife. He asked the lucky man, whom he had chosen as his father-in-law, “May I call you my father-in-law?” [the change in grammatical case results in a sentence that could be translated as “May I tell you who my father-in-law is?”] whereupon the latter made a rather affected face, for he had never known that Wrangel was married. “Oh, you don't understand me,” Wrangel explained with a friendly smile, “Will you call me your son-in-law?” [similarly, this sentence could be translated as “Will you tell me who your son-in-law is?”] The embarrassment was even greater, for the man questioned was sure that Wrangel knew his only daughter was not yet married. From the dative, the author's displeasure turns on the separation of the prefix from the verb. Dies scheint den englischredenden Nationalitäten besonders viel Schwierigkeiten zu verursachen. Dem Leser dürfte vielleicht die Geschichte des Engländers bekannt sein, dem von Lehrer [sic] aufgetragen war eine Anzahl Verben mit vom Stamme getrennten Vorwörtern zu bilden und der sein Pensum begann: „Des Morgens als ich gestückte früh, ging ich zieren spa. u. s. w.“ Die Verschiedenheit, die in der Bedeutung eines Verbums, durch dessen Betonung hervorgerufen wird, will Mark Twain auch nicht einleuchten er kann nicht begreifen, warum überlegen mit dem Tone auf der ersten Sylbe verschieden sein soll von überlegen mit dem Tone auf der vorletzten Sylbe. Vielleicht würde eine praktische Illustration den Unterschied verständlich machen. Eigenthümlich klingt der Vorwurf, daß die deutsche Sprache in der Onomatop[o]eia, in der Lautmalerei sehr arm ist. Mark Twain zeigt, wie ausdruckvoller thunder and lightning als das deutsche Gewitter klingt. Wir sollten meinen, daß es in keiner Sprache Sätze gibt, die das Rollen des Donners, das schneidend Schnelle des Blitzes besser ausdrücken, als die deutschen Sätze: Der Donner grollt. Der Blitz zuckt. Oder welche Sprache hätte eine schönere Lautmalerei aufzuweisen, als wie sie in der Zeile Schillers liegt: This seems to cause special difficulty to the English-speaking population. The reader may perhaps be acquainted with the story of the Englishman who was instructed by a teacher to list a number of verbs with prefixes separated from the stem, and who began his assignment: “In the morning when I had fastet break, I went king wal. etc.” [the words used here - “frühstücken”/“to breakfast” and “spazieren”/“to walk” - are actually inseperable-prefix verbs] Neither does Twain understand the difference in the meaning of a verb depending on its pronunciation; he cannot understand why “überlegen” with the stress on the first syllable [“to put sth. on”] should be different from “überlegen” with the stress on the second to last syllable [“to think about sth.”]. Perhaps a practical illustration would make the difference understandable. The reproach that the German language is very poor in onomatopoeia sounds peculiar. Mark Twain explains how “thunder and lightning” sounds more expressive than the German “Gewitter”. We should think that there are no sentences in any language which express the rolling of thunder, the cutting swiftness of lightning, better than the German sentences: “Der Donner grollt. Der Blitz zuckt” [“the thunder rumbles; the lightning twitches”]. Which language would have a more beautiful example of onomatopoeia to offer, than Schiller's line: „Es kochet und brauset und siedet und zischt“ oder Bürgers bekannter Vers: “Es kochet und brauset und siedet und zischt”[“It boils and sputters and simmers and hisses”] or Bürger's well-known verse: „Da strecket der Senner
Die Glieder und fleucht,
Die Sohle des Reiters streicht
Den Nachtthau vom Grase.
Der Schrecken des Rufs,
Der Donnergaloppschlag des Hufs
Verdoppeln die Stürme der Nase.“[excerpt from Bürger's “Das Lied von Treue”] Der muß sehr arm an Phantasie sein, dem diese Zeilen, gut vorgetragen, nicht das keuchende, über die Brücke donnernde Roß vor die Augen bringen. Doch läßt der Autor der deutschen Sprache den Ruhm, daß sie die sanfteren Regungen des Gefühles, den Zauber der Mondnacht und alles was berückend und bestrickend auf die Pbantasie wirkt, in schönen, stimmungsvollen Worten zu schildern vermag. That listener must be very poor in imagination to whom these lines, well delivered, do not conjure up an image of the panting horse thundering over the bridge. But the author [Twain] credits the German language with the glory of being able to describe in beautiful, atmospheric words the gentler emotions, the magic of the moonlit night, and everything that has an enchanting and captivating effect on the imagination. Das malerische Wort „Donnergaloppschlag“ erinnert an eine andere Sünde, die Mark Twain uns Deutschen nicht mit Unrecht vorhält, nämlich die manchmal bandwurmartige Länge der zusammengesetzten Hauptwörter, wie „Generalrathsverordnetenversammlung,&dquo; „Frau Schiffssteuereinnehmerin,“ „Dudelsackpfeifenmachergeselle.“ Sehr treffend bezeichnet unser Kritiker eine solche Zusammenstellung von Hauptwörtern als eine Prozession von Buchstaben, die sich bis in die Augen ermüdende Ferne hinzieht. Aus diesem Grunde geht sein zweiter reformatorischer Vorschlag dahin, die Verbindung von Hauptwörtern so viel wie möglich aufzugeben, oder zum mindesten die einzelnen Hauptwörter durch Bindestriche, oder richtiger gesagt Trennungsstriche, als Ruhepunkte für die Augen und Sammelpunkte für den Verstand, auseinander zu halten. The picturesque word “Donnergaloppschlag” recalls another sin that Mark Twain not unjustly reproaches us Germans with, namely, the sometimes tapeworm-like length of compound nouns, such as “Generalrathsverordnetenversammlung,” “Frau Schiffssteuereinnehmerin,” “Dudelsackpfeifenmachergeselle.” Very aptly, our critic describes such a compilation of nouns as a procession of letters stretching into the eye-wearying distance. For this reason, his second reformatory suggestion is to abandon the compounding of nouns as much as possible, or at least to keep the individual nouns apart by dashes, or more correctly, hyphens, as resting points for the eyes and focal points for the mind. Aber alle bisherigen Klagen waren schwache Seufzer im Vergleich zu dem stürmischen Zorne, welcher den Verfasser beim Thema des deutschen Satzbaues erfaßt, und leider können wir ihm auch in dieser Hinsicht nicht ganz Unrecht geben. Solche Rattenkönige von ineinander gewachsenen, verzwickten, eingeschachtelten und zwischengeschobenen Sätzen, wie sie manchmal die deutschen Gelehrten, aber noch häufiger die Presse in Deutschland zu Tage fördert, müssen sicherlich jeden Engländer stutzig machen. Zu diesem Hebel gesellt sich noch die Anhäufung von Verben und Hilfsverben am Ende einer solchen Schachtelperiode, daß Mark Twain mit prächtigem Sarkasmus die Behauptung aufgestellt, jeder längere Satz im Deutschen ende mit den Worten: gewesen, haben, sein, wollen, mögen. Er führt verschiedene Monstra von Schachtelsätzen an, die er aus deutschen Zeitungen entnommen hat und macht die gelungene Bemerkung, daß es häufig bei großer Eile vorkommt, daß das Blatt, ohne das an's Ende des Schachtelsatzes gestellte Verbum zur Presse geht, was nicht besonders zum Verständnis des Schriftstellers beiträgt. In Anbetracht dieses Uebelstandes geht ein dritter Vorschlag dahin, das Verbum dem Hauptwort näher zu rücken und nicht durch ein Dutzend Zwischensätze auseinander zu halten. Der Autor theilt noch verschiedene unschuldige Späße über deutsche Sprachgebräuche mit. Fast jeder Deutsche, sagt er, beginne seine Rede mit „also“; die Wörter Zug und Schlag hätten im Englischen jedes Dutzende von Bedeutungen, so daß man mit Hülfe dieser Wörter sehr schnell große Sprachfertigkeit im Deutschen er langen könne. Man brauche blos den Satz mit „Also“ zu beginnen, „Zug und Schlag“ in die Mitte zu stellen, und mit „gewesen haben sein, wollen, mögen“ zu schließen und man habe den schönsten deutschen Satz fertig. Mark Twain stellt die Behauptung auf, daß man dreißig Jahre zur Erlernung der deutschen Sprache brauche, und begründet dies da mit, daß in Heidelberg amerikanische Studenten schon zehn Jahre lang leben, die es im Deutschen nicht weiter gebracht haben als dem Kellner: „Swei Bier“ zuzurufen. Einer von ihnen hat noch das Wörtchen „damit“ zugelernt, weil es ihn an sein trautes Heimathswort "Damn it“ erinnert. But all the complaints so far have been weak sighs compared to the stormy anger that seizes the author on the subject of German sentence structure, and unfortunately we cannot entirely disagree with him in this respect either. Such rat kings of intergrown, intricate, nested, and interposed sentences, as are sometimes brought to light by German scholars, but still more frequently by the German press, must surely confuse every Englishman. To this we must add the accumulation of verbs and auxiliary verbs at the end of such complex constructions, which encourage Mark Twain, with splendid sarcasm, to make the claim that every long sentence in German ends with the words: “gewesen”, “haben”, “sein”, “wollen”, “mögen”. He cites various such monstrosities of complex sentences that he has taken from German newspapers and makes the felicitous remark that it often happens in a great hurry that the paper goes to press without the verb placed at the end of the sentence, which does not particularly contribute to the writer's understanding. In view of this inconvenience, Twain's third suggestion is to bring the verb closer to the noun and not to keep it apart by a dozen intermediate clauses. The author also shares various innocent jokes about German linguistic customs. Almost every German, he says, begins his speech with “also”; the words “Zug” and “Schlag” have dozens of meanings in English, so that with the help of these words one can very quickly achieve great fluency in German. You need only begin the sentence with “also”, place “Zug und Schlag” in the middle, and conclude with “gewesen haben sein, wollen, mögen” and the most beautiful German sentence is created. Mark Twain asserts that it takes thirty years to learn German, and justifies this by saying that American students have been living in Heidelberg for ten years, and have gotten no further in German than calling out to the waiter: “Swei Bier”. One of them has learned the word “damit”, because it reminds him of his trusty “damn it”. Wie wir schon Eingangs bemerkt haben, kann man sich die Kritik wegen der gutmüthigen Laune, mit welcher sie geübt wird, schon gefallen lassen. Als Deutsche können wir die gerügten Fehler gern zugestehen,um aber zum Schluß angesichts der erhabenen Stellung der deutschen Sprache auf allen Gebieten des geistigen Gedankenausdrucks in die stolzen Worte Klopstocks einzustimmen: As we noted at the beginning of this article, the criticism is acceptable because of the good-natured humor with which it is made. As Germans, we can gladly concede the criticized errors, but in the end, in view of the sublime position of the German language in all areas of intellectual expression, we can join in the proud words of Klopstock: Das keine, welche lebt, mit Deutschlands Sprache sich
In den zu kühnen Wettstreit wage.
Sie ist damit ich's kurz, mit ihrer ganzen Kraft es sage
An mannigfalt'ger Uranlage
Zu immer neuer und doch deutscher Wendung reich,
Ist selbst, was wir in jenen Jahren,
Da Tacitus uns forschte, waren:
Gesondert, ungemischt und nur sich selber gleich.[Klopstock's “Unsere Sprache”] H.D. H.D. -
1
2023-05-01T04:53:51-07:00
Die Schrecken der deutschen Sprache | 10 March 1896
4
newspaper article
plain
2024-08-22T01:02:20-07:00
Freie Presse für Texas
1896-03-10
TX-023
2023-05-01
KB
Freie Presse für Texas. [volume] (San Antonio, Tex.), 10 March 1896. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045227/1896-03-10/ed-1/seq-1/>Transcription English Translation Die Schrecken der deutschen Sprache The horrors of the German language Die „Berliner National Zeitung“ schreibt: Wenn Mark Twain die gestrigen Morgenzeitungen Berlins gelesen hätte, so würde er sicherlich seine helle Freude gehabt haben. Nach einer offiziellen Erklärung werden fortan keine Ernennungen zu „Torpedo-Obersteuermannsmaaten“ und „Torpedo-Obersteuermannsgasten“ vorgenommen werden. In dem sechsten Bande seiner kürzlich in einer neuen Ausgabe erschienenen Reisebilder „Unterwegs und Daheim“ behandelt Mark Twain in einem kurzen Kapitel „Die Schrecken der deutschen Sprache.“ In seiner kecken, rücktsichtslosen Weise und mit jener Uebertreibung, welche gerade den humoristischen Zug in seine Skizzen bringt, streift er auch das, was er die „sonderbarsten Erscheinungen“ der deutschen Sprache nennt, die Worte, welche so lang sind, daß sie gewissermaßen einen Schatten werfen und perspektivisch wirken, und er führt als Beispiel solcher Worte an: „Dilettantenaufdringlichkeit“, „Kleinkinderbewahranstalt“, „Wiederherstellungsbestrebungen“. Er nennt diese Worte „Alpenketten“, die sich stolz hinziehen über die Druckseite und die „literarische Landschaft derselben bedeutend verschönern“ ober, so fügt er hinzu, „für den Anfänger in der Sp[r]ache sind die Gebirge ein großes Hindernis, er kann weder unten durch, noch drüber hinweg, höchstens per Tunnel, wo einer ist.“ Lustig, wie der Artikel ist, macht er doch auf den Deutschen, der eben an die Eigenthümlichkeiten seiner Sprache gewöhnt ist, den Eindruck, daß der Verfasser mit großer Mühe und Noth sich eine Anzahl dieser endlosen Worte gesucht habe. Indessen, wenn man unter dem frischen Eindruck seiner Skizzen seine Tageszeitung zur Hand nimmt und sie gerade auf diese Dinge hin genau liest, wird man finden, daß er in Wahrheit nur allzu sehr recht hat. An einem einzigen Morgen habe ich in zwei Zeitungen so wundervolle Worte gefunden, wie „Kanalisationsröhrenbruch“, „Stellenvermittlungsbureau“ „Grundschaftsgesetzvorlage“, und das eben glücklich beseitigte „Torpedoobersteuermannsgasten“, dann aber ein Wort das neben seiner schrecklichen Anforderung an Auge und Sprachorgane auch für das Ohr geradezu beleidigend wirkt: „Untersuchungsunterhandlungen.“ Das Alphabet der deutschen Sprache hat 24 Buchstaben; bestünde ein Verbot, jeden Buchstaben mehr als einmal in jedem Worte anzubringen dann würde ein Anzahl von ihnen überhaupt nicht existiren können, denn fünf von den vorangeführten zusam mengesetzten Worten haben zwischen 25 bis 28 Buchstaben. Wer nicht viel liest, hat, auch wenn er nicht wie Mark Twain ein Ausländer, sondern ein geborener Deutscher ist, oft seine Schwierigkeit, mit der Silbenabtheilung fertig zu werden, wie es ja bei dem schönen Worte „Schiefebenbahn“ ja nicht selten vorkommt, daß der in Eisenbahndingen Unbewanderte es in „Schiefe-Bene-bahn“ zu theilen pflegt. Es sind Worte zu deren Zurücklegung man eigentlich Pferdebahnen braucht, mit verschiedenen Stations- und Erfrischungsstellen in der Mitte, Worte, die, wenn ein besonders geschickter Faktor in der Druckerei mit ihnen zu thun hat, von einem Bogen der Zeitung auf den anderen übergehen und somit einen Abgrund zwischen ihren einzelnen Theilen auf klaffen sehen. The “Berliner National Zeitung” writes: If Mark Twain had read yesterday's morning newspapers of Berlin, he would certainly have had his share of fun. According to an official statement, henceforth no appointments will be made to “Torpedo-Obersteuermannsmaaten” and “Torpedo-Obersteuermannsgasten.” In the sixth volume of his travelogues “Unterwegs und Daheim” [A Tramp Abroad], recently published in a new edition, Mark Twain discusses in a short chapter “The Horrors of the German Language” ["The Awful German Language"]. In his jaunty, irreverent way, and with that exaggeration which just adds to the humor of his sketches, he also touches on what he calls the “strangest phenomena” of the German language, the words which are so long that they cast a shadow, as it were, and which seem to have a perspective of their own. He cites as examples of such words: “Dilettantenaufdringlichkeit”, “Kleinkinderbewahranstalt”, “Wiederherstellungsbestrebungen”. He calls these words “alpine ranges,” which stretch proudly across the printed page and “significantly embellish the literary landscape of it” or which, he adds, pose a great obstacle “for the beginner; he can neither pass under nor over them, only by tunnel where there is one.” Funny as the article is, to the German, who is used to the peculiarities of his language, it gives the impression that the author has searched for a number of these endless words with great effort and hardship. However, if you, under the fresh impression of his text, take up a daily newspaper and read it carefully just looking out for these things, you will find that Twain speaks the truth after all. In one single morning I have found in two papers such wonderful words as “Kanalisationsröhrenbruch”, “Stellenvermittlungsbureau”, “Grundschaftsgesetzvorlage” and the just happily abolished “Torpedo obersteuermannsgasten”, and then a word which, besides its terrible demand on the eye and organs of speech, is downright insulting to the ear as well: “Untersuchungsunterhandlungen.” The alphabet of the German language has 24 letters; if there were a prohibition to use each letter more than once in each word, a number of these words would not exist at all, because five of the preceding compound words have between 25 and 28 letters. Those who don't read much, even if they are not foreigners like Mark Twain, but born Germans, often have difficulty with the division of syllables, as it is not uncommon with the beautiful word “Schiefebenbahn” that those unfamiliar with railroad matters tend to divide it into “Schiefe-Bene-bahn”. These are words for which one actually needs horse-drawn streetcars, with various stations and refreshment points in the middle, words that, when a particularly skilled factor in the printing shop has to deal with them, pass from one sheet of the newspaper to the other and thus see an abyss open up between their individual parts. Soweit die „National-Zeitung.“ Wir kennen noch ein „schöneres“ deutsches Wort: - Straßeneisenbahngeleisereinigungsbeamter! So much for the “National-Zeitung”. We know another even more “beautiful” German word: Straßeneneisengeleisereinigungsbeamter! -
1
2023-02-28T03:29:51-08:00
Mark Twain über die deutsche Sprache | 23 June 1881
3
newspaper article
plain
2024-08-22T00:30:16-07:00
Der westbote
1881-06-23
OH-016
2023-02-28
KB
Der westbote. [volume] (Columbus, Ohio), 23 June 1881. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn85025948/1881-06-23/ed-1/seq-2/>
Mark Twain's comments on German - in the form of his text "The Awful German Language" - were circulated widely by the German-language press. Usually, one or two of the observations or topics were chosen per article - as is the case with the text below, which focuses on a short passage on compound nouns.
Key to annotations on German translations of Mark Twain's original textsTranscription English Translation Mark Twain über die deutsche Sprache. - Bekanntlich bilden die langen Worte unserer Sprache den Schrecken der Ausländer. Der oben genannte geniale Humorist schreibt: {Mark Twain on the German language. - As is well known, the long words of our language are the terror of foreigners. The above-mentioned brilliant humorist writes:} Einige deutsche Worte sind so lang, daß sie eine Perspektive haben: Freundschaftsbezeichnungen, Forstwirthschaftsverwaltungsverordnungen, Stadtverordnetenversammlungen, Dilettantenaufdringlichkeiten. Das sind keine Worte mehr, es sind alphabetische Prozessionen. Und sie sind nicht selten; der Leser kann eine beliebige deutsche Zeitung zur Hand nehmen, um sie majestätisch über die Seite marschiren zu sehen - und wenn er etwas Phantasie hat, kann er sogar die Banner wehen sehen und Musik dazu hören. Sie verleihen dem trivialsten Gegenstande einen magischen Zauber. Ich interessire mich sehr für diese Merkwürdigkeiten. Wenn immer ich einer guten begegne, stopfe ich sie aus und stelle sie in mein Museum. Auf diese Weise habe ich eine werthvolle Sammlung angelegt. Bekomme ich Duplikate, tausche ich sie mit andern Sammlern aus und vermehre so die Mannigfaltigkeit meiner Kollektion. Hier sind einige Exemplare, die ich kürzlich auf der Auktion eines alten Sammlers erwarb: Alterthumswissenschaften, Kleinkinderbewahranstalten, Waffenstillstandsverhandlungen, Unabhängigkeitserklärungen. Natürlich wenn eine dieser grandiosen Gebirgsketten sich über die gedruckte Seite erstreckt, schmückt und veredelt sie die literarische Landschaft, aber zugleich bildet sie eine große Verlegenheit für den Anfänger, denn sie verbarrikadirt seinen Weg - er kann nicht darunter durchbrechen, oder hinüberklettern, oder hindurchkriechen. - Er ruft das Wörterbuch „zu Hilfe“; doch „laßt alle Hoffnung fahren.“ Das Wörterbuch muß irgendwo eine Grenze ziehn und läßt diese Art Worte aus.“ Some German words are so long that they have a perspective. <Observe these examples:> Freundschaftsbezeigungen ["Freundschaftsbezeichnungen"].{Forstwirthschaftsverwaltungsverordnungen.} Dilettantenaufdringlichkeiten. Stadtverordnetenversammlungen. These things are not words, they are alphabetical processions. And they are not rare; one can open a German newspaper at any time and see them marching majestically across the page - and if he has any imagination he can see the banners and hear the music, too. They impart a martial ["magic"] thrill to the meekest subject. I take a great interest in these curiosities. Whenever I come across a good one, I stuff it and put it in my museum. In this way I have made quite a valuable collection. When I get duplicates, I exchange with other collectors, and thus increase the variety of my stock. Here are some specimens which I lately bought at an auction sale of the effects of a <bankrupt> bric-a-brac hunter: <Generalstaatsverordnetenversammlungen.> Alterthumswissenschaften. Kinderbewahrungsanstalten ["Kleinkinderbewahranstalten"]. Unabhängigkeitserklärungen. <Wiedererstellungbestrebungen.> Waffenstillstandsunterhandlungen ["Waffenstillstandsverhandlungen"]. Of course when one of these grand mountain ranges goes stretching across the printed page, it adorns and ennobles that literary landscape - but at the same time it is a great distress to the new student, for it blocks up his way; he cannot crawl under it, or climb over it, or tunnel through it. So he resorts to the dictionary for help, but there is no help there. The dictionary must draw the line somewhere - so it leaves this sort of words out.” -
1
2023-04-18T01:35:56-07:00
Mark Twain und die deutsche Sprache | 07 Dec. 1881
3
newspaper article
plain
2024-08-22T01:02:49-07:00
Freie Presse für Texas
1881-12-07
TX-003
2023-04-18
KB
Freie Presse für Texas. [volume] (San Antonio, Tex.), 07 Dec. 1881. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045227/1881-12-07/ed-1/seq-1/>
Mark Twain's comments on German - in the form of his text "The Awful German Language" - were circulated widely by the German-language press. The article below summarizes and translates a short passage on the attribution of grammatical gender in German.
Key to annotations on German translations of Mark Twain's original textsTranscription English Translation Mark Twain und die deutsche Sprache {Mark Twain and the German language} Der bekannte amerikanische Humorist Mark Twain hat seinen Landsleuten im „Tramp-Abroad“ einen Begriff zu machen versucht von den Schwierigkeiten der Erlernung der deutschen Sprache. Twain beginnt seine Anschuldigungen gegen die deutsche Sprache mit der Behauptung, daß eine halbwegs begabte Persönlichkeit die englische ganz wohl in 30 Stunden, die französische in 30 Tagen erlerne, daß man aber das Deutsche im besten Falle erst in 30 Jahren bewältigen könne. Entrüstungsvoll fragt er, wie ein logischer Mensch sich in einer Sprache zurecht finden sollte, in welcher man einem Mädchen das sächliche und einer Rübe das weibliche Geschlecht zutheile? In der es die Frau, die Gattin, oder das Weib heiße? So zornig er über die haarsträubende „Systemlosigkeit“ der deutschen Sprache im Allgemeinen ist, die Vertheilung der Geschlechter empört ihn ganz besonders. Er klagt: „Der Baum ist männlich, seine Knospen sind weiblich und seine Blätter sächlich. Das Pferd ist geschlechtlos, der Hund ist männlich, die Katze weiblich. Der Körper eines Menschen ist männlich, aber wie wunderlich theilen sich die Partien desselben in Geschlechter ein! Der Nacken, die Ellenbogen, die Finger, Nägel und Füße sind männlich, während der Kopf, unbekümmert um die Person, die ihn trägt, je nach der gewählten Bezeichnung gleichfalls männlich oder (das Haupt) auch sächlich ist. Die Hände, die Hüften, die Lippen, Zehen und Schultern, die Nase und Brust sind weiblich, während die Beine und Kniee, die Augen und Ohren, das Kinn, das Herz und das Gewissen sächlich sind.“ Der verzweifelte Humorist schreibt, nur die schlimmste Gewissenlosigkeit könne eine so launische Vertheilung der Geschlechter, für die es absolut keinen logischen Leitfaden gebe, verschuldet haben. {The well-known American humorist Mark Twain tried to give his compatriots an idea of the difficulties of learning the German language in “Tramp-Abroad” ["A Tramp Abroad"]. Twain begins his accusations with the assertion that a reasonably gifted person can learn English in 30 hours, French in 30 days, but that German can only be mastered in 30 years at best. Indignantly, he asks how a logical person should find their way in a language in which a girl is assigned the neuter gender and a turnip the feminine gender? In which it is possible to call a woman “die Frau” [feminine], “die Gattin” [feminine], or “das Weib” [neuter]? As angry as he is about the hair-raising “lack of system” of the German language in general, the distribution of the genders particularly outrages him. He complains:} “a tree is male, its buds are female, its leaves are neuter; horses are sexless, dogs are male, cats are female <- tomcats included, of course;> a person’s {body is male, but how strangely the body parts are attributed!} <mouth,> neck, <bosom,> elbows, fingers, nails, feet, <and body> are of the male sex, and his head is male or neuter according to the word selected to signify it, and not according to the sex of the individual who wears it - for in Germany all the women wear either male heads or sexless ones; a person’s nose, lips, shoulders, breast, hands, and toes are of the female sex; and his <hair,> ears, eyes, chin, legs, knees, heart, and conscience haven’t any sex at all.” {The despairing humorist writes that only the worst lack of conscience could have caused such a capricious distribution, for which there is absolutely no logical guide.}