Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Mark Twain über die deutsche Sprache | 23 June 1881


Der westbote. [volume] (Columbus, Ohio), 23 June 1881. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn85025948/1881-06-23/ed-1/seq-2/>
TranscriptionEnglish Translation
Mark Twain über die deutsche Sprache. - Bekanntlich bilden die langen Worte unserer Sprache den Schrecken der Ausländer. Der oben genannte geniale Humorist schreibt:Mark Twain on the German language. - As is well known, the long words of our language are the terror of foreigners. The above-mentioned brilliant humorist writes:
Einige deutsche Worte sind so lang, daß sie eine Perspektive haben: Freundschaftsbezeichnungen, Forstwirthschaftsverwaltungsverordnungen, Stadtverordnetenversammlungen, Dilettantenaufdringlichkeiten. Das sind keine Worte mehr, es sind alphabetische Prozessionen. Und sie sind nicht selten; der Leser kann eine beliebige deutsche Zeitung zur Hand nehmen, um sie majestätisch über die Seite marschiren zu sehen- und wenn er etwas Phantasie hat, kann er sogar die Banner wehen sehen und Musik dazu hören. Sie verleihen dem trivialsten Gegenstande einen magischen Zauber. Ich interessire mich sehr für diese Merkwürdigkeiten. Wenn immer ich einer guten begegne, stopfe ich sie aus und stelle sie in mein Museum. Auf diese Weise habe ich eine werthvolle Sammlung angelegt. Bekomme ich Duplikate, tausche ich sie mit andern Sammlern aus und vermehre so die Mannigfaltigkeit meiner Kollektion. Hier sind einige Exemplare, die ich kürzlich auf der Auktion eines alten Sammlers erwarb: Alterthumswissenschaften, Kleinkinderbewahranstalten, Waffenstillstandsverhandlungen, Unabhängigkeitserklärungen. Natürlich wenn eine dieser grandiosen Gebirgsketten sich über die gedruckte Seite erstreckt, schmückt und veredelt sie die literarische Landschaft, aber zugleich bildet sie eine große Verlegenheit für den Anfänger, denn sie verbarrikadirt seinen Weg er kann nicht darunter durchbrechen, oder hinüberklettern, oder hindurchkriechen. - Er ruft das Wörterbuch „zu Hilfe“; doch „laßt alle Hoffnung fahren.“ Das Wörterbuch muß irgendwo eine Grenze ziehn und läßt diese Art Worte aus.“Some German words are so long that they have a perspective: Freundschaftsbezeichnungen, Forstwirthschaftsverwaltungsverordnungen, Stadtverordnetenversammlungen, Dilettantenaufdringlichkeiten. These are no longer words, they are alphabetical processions. And they are not rare; the reader can pick up any German newspaper and see them marching majestically across the page - and if he has a little imagination, he can even see their banners waving and hear the music. They give a magical charm to the most trivial subject. I am very interested in these curiosities. Whenever I come across a good one, I stuff it and put it in my museum. In this way I have created a valuable collection. When I get duplicates, I exchange them with other collectors and thus increase the diversity of my collection. Here are some specimens I recently acquired at the auction of an old collector: Alterthumswissenschaften, Kleinkinderbewahranstalten, Waffenstillstandsverhandlungen, Unabhängigkeitserklärungen. Of course, when one of these grandiose mountain ranges stretches across the printed page, it decorates and ennobles the literary landscape, but at the same time it forms a great embarrassment to the beginner student, for it barricades his way - he cannot break through it, or climb over it, or crawl underneath it. - He calls the dictionary “to his aid”; but “abandon all hope.” The dictionary must draw a line somewhere and omits these kind of words.”

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