Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Mark Twain über die Boeren | 09 Nov. 1899


Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.), 09 Nov. 1899. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1899-11-09/ed-1/seq-4/>
The following text is an excerpt from chapter 68 of Following the Equator, which had been translated into German and published by Robert Lutz.

Key to annotations on German translations of Mark Twain's original texts
TranscriptionEnglish Translation / Original Text
Mark Twain über die BoerenMark Twain on the Boers
In dem im Verlage von Robert Lutz in Stuttgart erschienenen Werke Mark Twain's „Meine Reise um die Welt“ bringt der Verfasser interessant Plaudereien über die Boeren und die Boeren-Republik. Sie sind besonders jetzt im Hinblick auf den Krieg von Interesse. Mark Twain ist ein feinfühlender Beobachter, der die Gegensätze zwischen der englischen und der Boeren- Politik sehr hübsch beleuchtet. Hören wir ihn:In Mark Twain's “Meine Reise um die Welt” [German translation of Following the Equator], published by Robert Lutz in Stuttgart, the author has some interesting remarks about the Boers and the Boer Republic. They are of particular interest now in view of the war. Mark Twain is a keen observer who illuminates the contrasts between English and Boer politics very nicely. Let's hear him:
„In Johannesburg erfuhr ich viel Neues über die Boeren, von denen ich noch Nichts wußte. Was man mir dort sagte, wurde mir später auch in anderen Theilen Südafrika's bestätigt. Fasse ich nun alle jene Berichte zusammen, so erhalte ich von dem Boeren folgendes Bild:“But I learned a good deal about the Boers there, and that was a fresh subject. What I heard there was afterwards repeated to me in other parts of South Africa. Summed up - according to the information thus gained - this is the Boer:
Er ist sehr fromm, entsetzlich unwissend, schwerfällig, eigensinnig, gastfrei, bigott und träge; schmutzig in seinen Gewohnheiten, ehrlich bei Unterhandlungen mit den Weißen, hartherzig gegen seine schwarzen Diener, ein guter Schütze und Reiter, der Jagd sehr ergeben; eifersüchtig auf seine politische Unabhängigkeit, ein guter Gatte und Vater. Die Boeren leben ungern in Städten zusammengedrängt, sie lieben die Einsamkeit und Absonderung auf dem großen entlegenen, menschenleeren „Veld.“ Ihr [sic] Eßlust ist ungeheuer und sie sind nicht wählerisch bei Befriedigung derselben - haben sie Schweinefleisch, Mais und Biltong in genügender Menge, so verlangen sie weiter Nichts. Um ein Tanzvergnügen mitzumachen, bei dem auch die Nacht hindurch wacker geschmaust und gejubelt wird, scheuen sie einen tüchtigen Ritt nicht; aber zu einer Gebet-Versammlung reiten sie gern noch zwei Mal so weit. Sie sind stolz auf ihre Abstammung von den Holländern und Hugenotten, stolz auf ihre religiöse und militärische Vergangenheit, auf die Großthaten ihres Volkes in Süd-Afrika - ihr kühnen Entdeckungs-Reisen in feindliche und unbekannte Einöden, wo sie den Belästigungen der ihnen verhaßten Engländer entgehen konnten. Sie rühmen sich ihrer Siege über die Eingeborenen und die Briten, am meisten jedoch der persönlichen und überschwänglichen Gnade und Fürsorge, welche die Gottheit ihren Angelegenheiten alle Zeit hat zu Theil werden lassen.He is deeply religious, profoundly ignorant, dull, obstinate, bigoted, uncleanly in his habits, hospitable, honest in his dealings with the whites, a hard master to his black servant, lazy, a good shot, good horseman, addicted to the chase, a lover of political independence, a good husband and father, not fond of herding together in towns, but liking the seclusion and remoteness and solitude and empty vastness and silence of the veldt; a man of a mighty appetite, and not delicate about what he appeases it with - well-satisfied with pork and Indian corn and biltong, requiring only that the quantity shall not be stinted; willing to ride a long journey to take a hand in a rude all-night dance interspersed with vigorous feeding and boisterous jollity, but ready to ride twice as far for a prayer-meeting; proud of his Dutch and Huguenot origin and its religious and military history; proud of his race's achievements in South Africa, its bold plunges into hostile and uncharted deserts in search of free solitudes unvexed by the pestering and detested English, also its victories over the natives and the British; proudest of all, of the direct and effusive personal interest which the Deity has always taken in its affairs.
Die Boeren können durchschnittlich weder lesen, noch schreiben, Zeitungen sind zwar vorhanden, aber Niemand fragt danach; bis vor Kurzem gab es keine Schulen, die Kinder lernten Nichts. Was in der Welt Neues giebt, ist dem Boeren gleichgültig, es geht ihn Nichts an. Das Steuerzahlen ist ihm verhaßt, und er lehnt sich dagegen auf. Seit drittehalb Jahrhundertem hat er in Südafrika stockstill gestanden und würde am Liebsten bis an's Ende aller Zeiten auf demselben Fleck bleiben, denn die fortschrittlichen Gedanken der Uitlander sind ihm ein Greuel. Zwar dürstet er nach Reichthum, wie andere Menschen auch, aber ein reicher Viehstand ist ihm lieber, als schön Kleider und Häuser, Gold und Diamanten. „Hätte man das Gold und die Diamanten doch nie entdeckt,“ denkt er, „dann wäre der gottlose Fremdling nicht in's Land gekommen, der Unruhestifter mit seiner Sittenverderbnis!“He cannot read, he cannot write; he has one or two newspapers, but he is, apparently, not aware of it; until latterly he had no schools, and taught his children nothing, news is a term which has no meaning to him, and the thing itself he cares nothing about. He hates to be taxed and resents it. He has stood stock still in South Africa for two centuries and a half, and would like to stand still till the end of time, for he has no sympathy with Uitlander notions of progress. He is hungry to be rich, for he is human; but his preference has been for riches in cattle, not in fine clothes and fine houses and gold and diamonds. The gold and the diamonds have brought the godless stranger within his gates, also contamination and broken repose, and he wishes that they had never been discovered. <I think that the bulk of those details can be found in Olive Schreiner's books, and she would not be accused of sketching the Boer's portrait with an unfair hand.>
Was läßt sich nun aber nach Alledem von den Boeren erwarten? Was kann aus solchem Stoff entstehen? Eine Gesetzgebung sollt man meinen, welche die Religionsfreiheit einschränkt, dem Fremden die Wahlberechtigung und Wählbarkeit verweigert, den Bildungs- und Erziehungs-Anstalten wenig förderlich ist, die Gold-Produktion einschränkt, das Eisnbahnnetz nicht erweitert, den Ausländer hoch besteuert und den Boeren freiläßt.Now what would you expect from that unpromising material? What ought you to expect from it? Laws inimical to religious liberty? Yes. Laws denying, representation and suffrage to the intruder? Yes. Laws unfriendly to educational institutions? Yes. Laws obstructive of gold production? Yes. Discouragement of railway expansion? Yes. Laws heavily taxing the intruder and overlooking the Boer? Yes.
Die Uitlanders scheinen indessen ganz andere Dinge erwartet zu haben. Warum, weiß ich nicht. Es ließ sich vernünftigerweise nichts Anderes voraussehen. Ein runder Mensch paßt nicht gleich in [ein] viereckiges Loch; man muß ihm erst Zeit lassen, seine Form zu ändern. Gewisse Verbesserungen wurden schon vor Jameson's Ueberfall vorgenommen, und seitdem ist noch manche Reform eingeführt worden. Es sitzen weise Männer im Rathe der Transvaal-Regierung, und ihnen ist der Fortschritt zu danken, welchem die große Masse der Boeren bis jetzt noch kaum zugänglich ist. Wäre di Regierung weniger weise, so hätte sie Jameson aufgehängt und aus einem gewöhnlichen Piraten einen heiligen Märtyrer gemacht. Aber auch die Weisheit hat ihre Grenzen, und wenn man Hrn. Rhodes jemals fängt, wird man ihn aufknüpfen und zu einem Heiligen machen.The Uitlander seems to have expected something very different from all that. I do not know why. Nothing different from it was rationally to be expected. A round man cannot be expected to fit a square hole right away. He must have time to modify his shape. The modification had begun in a detail or two, before the Raid, and was making some progress. It has made further progress since. There are wise men in the Boer government, and that accounts for the modification; the modification of the Boer mass has probably not begun yet. If the heads of the Boer government had not been wise men they would have hanged Jameson, and thus turned a very commonplace pirate into a holy martyr. But even their wisdom has its limits, and they will hang Mr. Rhodes if they ever catch him. That will round him and complete him and make him a saint. <He has already been called by all other titles that symbolize human grandeur, and he ought to rise to this one, the grandest of all. It will be a dizzy jump from where he is now, but that is nothing, it will land him in good company and be a pleasant change for him.>
Den Johannesburgern sind bereits viele ihrer ursprünglichen Forderungen bewilligt worden, auch ihre übrigen Beschwerden dürften mit der Zeit schwinden. Sie sollten froh sein, daß die Steuern, mit denen sie zu unzufrieden waren, von der Boeren-Regierung erhoben wurden, statt von ihrem Freunde Rhodes und seiner raubsüchtigen Südafrikanischen Gesellschaft: denn Letztere nimmt die Hälfte von Allem in Beschlag, was die Opfer ihrer Habgier bei'm Grubenbau gewinnen, sie begnügt sich nicht mit einem Prozentsatz. Stünden die Johannesburger unter ihrer Gerichtsbarkeit, sie wären längst im Armenhaus.Some of the things demanded by the Johannesburgers' Manifesto have been conceded since the days of the Raid, and the others will follow in time, no doubt. It was most fortunate for the miners of Johannesburg that the taxes which distressed them so much were levied by the Boer government, instead of by their friend Rhodes and his Chartered Company of highwaymen, for these latter take half of whatever their mining victims find, they do not stop at a mere percentage. If the Johannesburg miners were under their jurisdiction they would be in the poorhouse in twelve months.”

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