Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Ein amerikanischer Humorist. (Mark Twain.) | Grenzboten 33 (1874), 313 | Page 8 of 9


Die Grenzboten 33 (1874) 2. Semester, 2. Band, 306-314.  | Page 313 |  [SUB Bremen] [MDZ]
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TranscriptionEnglish Translation
Beharrlichkeit des Charakters dieses Herrn Markiß während der letzten dreißig Jahre sich als gewaltiges und unzerstörbares Zeugniß dafür erhöbe, daß jede Behauptung, die er aufzustellen beliebe, die Berechtigung und den Anspruch darauf habe, sofort und ohne weitere Frage und Prüfung als Lüge angesehen zu werden.” „Und so stand der Sarg in dem tropischen Klima von Lahaina sieben Tage lang offen; dann aber gab ihn selbst die gesetzliebende Jury auf.” Im „Silberland Nevada” begegnen wir selbstverständlich noch einer Reihe von Menschen, die in Bezug auf Wahrheitsliebe genau so veranlagt sind, wie dieser selige Markiß.
   Die ungewöhnlichen Hindernisse, welche der anglo-amerikanische Geschmack von seinen Romanhelden überwunden zu sehen wünscht, ehe sie sich kriegen, sind von Mark Twain meisterhaft gehäuft in der kurzen Geschichte „Aurelia's unglücklicher Bräutigam”. Dieser Unglückselige geht nämlich in der Zeit zwischen Verlobung und Hochzeit förmlich in die Brüche. Zuerst entstellen ihn Pocken. Dann bricht er, in die Betrachtung eines Luftballons vertieft, ein Bein, das ihm oberhalb des Knies abgenommen werden muß. Dann folgt der eine Arm durch zu frühes Losgehen einer Kanone bei der Feier des vierten Juli; drei Wochen später reißt ihm eine Krämpelmaschine den andern aus. „Stück für Stück verließ Aurelia's Geliebter die Braut und sie empfand, daß er in diesem unseligen Reductionsproceß doch nicht ewig ausreichen konnte . . . sie bedauerte fast, wie Börsenmänner, welche Papiere festhalten und dabei verlieren, daß sie ihn nicht gleich genommen habe, bevor er eine so beunruhigende Entwerthung erlitten.” Er verliert aber außerdem noch ein Auge, sein anderes Bein und seinen Scalp. Das ist allmählich, zusammengerechnet so viel geworden, daß die Frage ernsthaft ventilirt wird, ob es sich der Mühe lohne, den Rest zu heirathen. Aber Twain räth der zweifelnden Braut entschieden dazu. Das Verlorene kann durch künstliche Gliedmaßen ersetzt werden. „Es will mir nicht scheinen, Aurelia, daß damit viel gewagt würde, weil, wenn er bei seiner höllischen Neigung verharrt, sich jedesmal Schaden und Abbruch zu thun, wo er eine gute Gelegenheit dazu gewahr wird, so muß sein nächster Versuch mit ihm ein Ende machen und dann sind Sie fein heraus. . . Es würde auf Seiten Ihres Caruthers ein glücklicher Einfall gewesen sein, wenn er mit seinem Halse angefangen und den zuerst gebrochen hätte; da er's indessen für passend gehalten hat, eine andere Politik zu verfolgen und sich so lange als möglich auszuspinnen, so denke ich nicht, daß wir ihn darüber schelten dürfen, wenn es ihm Vergnügen gemacht hat.” —
   Von diesem packenden Humor sind alle die andern kleinen Erzählungen dieses Bandes durchdrungen. Doch der Raum gestattet nicht, davon mehr im Auszuge mitzutheilen. Mark Twain's Talent offenbart sich aber doch am [end page 313]
This was sufficient reason for the jury to doubt both his death and the voluntariness of it, because during the last thirty years the unwavering firmness of Mr. Markiss's character stood up as a formidable and indestructible testimony to the fact that every assertion he might make was justifiably regarded, at once and without further question or examination, as a lie."
And so his casket stood open in the tropical climate of Lahaina for seven days; but then even the law-loving jury let it go." It goes without saying that, in "Silverland Nevada," we meet more of these people who, by their disposition, love the truth just as much as this blessed man, Markiss.
   The unusual obstacles which the Anglo-American taste wants to see overcome by the heroes of its novels before they can have each other are masterfully bundled together in Mark Twain's short story "Aurelia's Unhappy Bridegroom." This unfortunate man literally goes to pieces in the time between the engagement and the wedding. First, smallpox disfigures him. Then, absorbed in the contemplation of a balloon, he breaks a leg, which has to be removed above the knee. Then one arm is torn off by the premature discharge of a cannon at the Fourth of July celebration; three weeks later, a  carding-machine rips out the other. "Piece by piece, Aurelia's lover left the bride, and she felt that he could not last forever in this unhappy procss of reduction . . . she almost regretted, like brokers who hold on to stocks and lose them, that she had not taken him at first, before he suffered such a disturbing devaluation." But he also loses an eye, his other leg and his scalp. Gradually this adds up so much that the question is seriously ventilated whether it is worth the trouble to marry the rest. But Twain strongly advises the hesitant bride to do so. What is lost can be replaced by artificial limbs. "It doesn't seem to me, Aurelia, that there is much risk, because if he persists in his infernal tendency to harm and demolish himself every time he sees a good opportunity to do so, his next attempt must finish him, and then you'll be fine. . . It would have been a happy conceit on the part of your fiancé Caruthers if he had started with his neck and broken that first; but since he has seen fit to pursue a different policy and spin himself out as long as possible, I do not think we may scold him for it, if it has given him pleasure." —
   All the other little tales in this volume are imbued with this gripping humor. But space does not permit us to share more excerpts of them.

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