„Increase of PhotoBook Publishers“ Infografik von Julia Schäfer
1 2023-04-06T01:45:50-07:00 Annalena Erhardt 1a022d27e270999f2e15ea6dc1c3503cdf06ca6f 42751 2 Infografik von Julia Schäfer plain 2023-04-06T01:46:43-07:00 Annalena Erhardt 1a022d27e270999f2e15ea6dc1c3503cdf06ca6fThis page is referenced by:
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Perspektiven der aktuellen Fotobuchforschung
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„,Why ‚photobooks‘ now?‘“ fragt der Fototheoretiker und -kritiker David Campany mit Aufkommen des Gattungsbegriffs sowie Forschungsfeldes um das ‚Fotobuch‘ zu Beginn des 21. Jahrhunderts.[1] Rückblickend lässt sich die Fotogeschichte ohne ihr (Träger-)Medium weder beschreiben noch nachlesen: Von Beginn an steht die Fotografie im Kontext des Buches, genauer in einer fotochemischen und drucktechnischen Konstellation, die auf William Henry Fox Talbots Negativ-Positiv-Verfahren zurückgeht – In dem zwischen 1844 und 1846 publizierten Werk The Pencil auf Nature experimentiert Talbot mit der Technik und präsentiert diese in einem bzw. mehreren Fotobänden.[2] Während Talbot die Natürlichkeit und Nützlichkeit des Verfahrens hervorhebt, verweist Beaumont Newhall in einer Neuauflage von 1969 auf die neue Massenhaftigkeit der Fotografie.[3] Zuvor hatte dessen Ehefrau Nancy Newhall gemeinsam mit Ansel Adams im Namen der Naturschutzorganisation Sierra Club das erste „environmental coffee table book“ This Is the American Earth herausgebracht – Nach einer Reihe von menschenleeren Naturlandschaften werden darin ab der Mitte moderne, menschengemachte Kulturlandschaften gezeigt. [4]
Betrachtet man das Fotobuch aus einer medienökologischen Perspektive, so hat sich das Medium ausgehend von der illustrierten Presse und der Autorenfotografie bis hin zum konzeptionellen Künstlerbuch sowie auch zum „research-based photobook“ ausdifferenziert.[5] In der gegenwärtigen Medienkultur ist das Fotobuch nicht mehr nur als Sammlungsobjekt, sondern auch auf dem Buchmarkt begehrt.[6] Auch die alltagssprachliche Begriffsverwendung des ‚Fotobuchs‘ im digital geprägten Medienalltag zeugt von dessen Aktualität.[7] Jedoch grenzen sich Materialität und Multimodalität des Fotobuchs von digitalen Bildermassen ab, insofern darin Sehgewohnheiten reflektiert sowie aktualisiert werden: Das Fotobuch gilt postdigital gelesen „als Orientierungs- und auch Reflexionsort über die Bedingungen des Sehens und Bildermachens“.[8]
Im Jahr 2020 ist klar, dass auch das Anthropozän als produktives wie selbstreflexives Motiv zum (populär-)kulturellen „Photobook Phenomenon“ zählt.[9] Exemplarisch lässt sich dies anhand zweier Titel aus dem gleichen Jahr ablesen, welche die Sphären des Anthropogenen und zugleich Fotogenen in sich vereinen und verhandeln: Das „Wissensbuch des Jahres“ Human Planet zeigt in Luftbildern von George Steinmetz und Texten vom Wissenschaftsjournalisten Andrew Revkin ausschließlich menschengemachte Landschaften,[10] während internationale Fotojournalist*innen in Human Nature „den Zustand unserer Erde“ in den konträren Sphären „HUMAN“ und „NATUR“ abbilden, wie der Titel anzeigt.[11] Folglich erscheint das Fotobuch spätestens im Jahr 2021 nicht als Modeerscheinung, sondern als Teil eines „ecosystem of photography“ und Ausdruck des „new face of photophilia“.[12] Jedoch gilt es, das Fotobuch weniger als eigenständige Gattung denn als relationales Format in dessen intermedialen Geschichte und Gegenwart zu untersuchen – so das deklarierte Forschungsziel der Tagung „Re-Thinking Photobooks“ im Jahr 2022, dem sich das Promotionsvorhaben anschließt.[13][1] Campany, „The ‚Photobook‘: What’s in a name?“.[2] Vgl. Talbot, The Pencil of Nature. Anna Atkins' Photographs of British Algae: Cyanotype Impressions (1843–1853) kommen Talbot zuvor, wenn auch zum damaligen Zeitpunkt noch nicht publiziert und kommerzialisiert, siehe hierzu: Armstrong, Scenes in a Library, S. 179 ff.[3] Vgl. Newhall, „Introduction“, in: Talbot, The Pencil of Nature, o. S.[4] Dunaway, Natural Visions, S. 118. Siehe hierzu: Adams u. Newhall, This Is the American Earth, insbes. Kapitel 3 u. 4, S. 22–47.[5] Exemplarisch vgl. Parr u. Badger, The Photobook; Schürmann, „Show, don’t tell?“.[6] Vgl. Chéroux, „More than Just a Fad“.[7] Der Begriff des (privaten) Fotoalbums ist für die personalisierte bis automatisierte Online-Herstellung zutreffender.[8] Hagner, „Das Fotobuch, postdigital“, S. 103.[9] Vgl. Neumüller zit. in Queiroz u. Fernandes, „Photobook Phenomenon“. Siehe hierzu auch: Ders., Photobook Phenomenon.[10] Steinmetz, Human Planet.[11] Addison, Human Nature.[12] Chéroux, „More than Just a Fad“.[13] DFG 2288 Journalliteratur, „Re-Thinking Photobooks: Media Constellations in Media Constellations“, Philipps-Universität Marburg, 14.10.–16.10.2022.