Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Der König und der Bierbrauer: Ein lehrreicher Dialog | 26 March 1892


Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.), 26 March 1892. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1892-03-26/ed-1/seq-9/>
TranscriptionEnglish Translation
Der König und der BierbrauerThe King and the Brewer
W. Wyl, der unter dem Pseudonym Yorick in der „Ills. Stsztg.“ den Feuilletontheil redigiert, hatte vor einigen Tagen den bekannten humoristischen Schriftsteller Mark Twain zum Ausgangspunkt seiner satirischen Federzeichnungen gemacht und dieselben mit einem Gespräch geschlossen, das auch unsere Leser lebhaft interessieren dürfte. An einen Brief des Humoristen aus der Schweiz anknüpfend, worin derselbe das Bestreben der gelehrten Geschichtsforscher verhöhnt, die Existenz Wilhelm Tell's in Frage zu stellen, schreibt Wyl:W. Wyl, editor of the “Ills. Stsztg.” under the pseudonym Yorick, a few days ago took the well-known humorist writer Mark Twain as the starting point for his satirical sketches and concluded them with a conversation that should also be of lively interest to our readers. Following on from a letter by the humorist from Switzerland, in which he ridiculed the efforts of learned historians to question the existence of Wilhelm Tell, Wyl writes:
„„Mark Twain beschließt seinen Schweizer Brief mit einem sehr drollig erfundenen und durchgeführten Gespräch zwischen einem deutsch-amerikanischen Bierbrauer und dem incognito reisenden Könige von Griechenland, den Niemand erkennt, weil er seinen Regierungs-Anzug daheim gelassen hat und seinen gewöhnlichen Rock anhat. Ich will es versuchen, einige Proben aus dieser Conversation zu übersetzen:““Mark Twain concludes his Swiss letter with a very comically devised and executed conversation between a German-American brewer and the King of Greece, who is traveling incognito and whom nobody recognizes because he left his official suit at home and wears an ordinary coat. I will try to translate some samples from this conversation:
Der Brauer: „Was ist Ihr Geschäft, wie machen Sie Ihr Leben?“The brewer: “What is your business, how do you make your living?”
Der König: „Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich bin nur eine Art Vormann, mit festem Gehalt, und mein Geschäft - Das ist so ein Mischmasch....“The King: “The question is not easy to answer. I'm just a kind of foreman, with a fixed salary, and my business - it's such a mishmash....”
Brauer: „Ich verstehe, was wir general jobbing nennen, irgend etwas, worin Geld steckt. Reisen Sie jetzt für Ihr Haus?“Brewer: “I understand: what we call general jobbing, anything with money in it. Do you travel for your company now?”
König: „Nicht eigentlich. Ich mache natürlich ein Bischen Geschäft, wenn mir gerade etwas in die Hände läuft. Eigentlich bin ich auf einer Ferienreise begriffen.....“King: “Not really. I do a bit of business, of course, when something comes my way. Actually, I'm on vacation....”
Brauer: „Das ist recht. Ein Bischen Ausspannen ist gut, darnach geht einem die Arbeit noch einmal so gut von der Hand. Und wie geht denn Ihr Geschäft im Ganzen, nicht übel, was?“Brewer: “That's nice. It's good to relax a bit, then you can get back to work. And how's your business going overall, not bad, eh?”
König: „Ich habe eine ziemlich große Familie -“King: “I have quite a large family -”
Brauer: „Ich dachte mir's. Große Familie und dabei ein festes Gehalt. Begreife auch, wie's gekommen ist. Sie waren jung und dachten, mit der Zeit würden Sie schon in die Höhe kommen. Aber deshalb nicht verzagt! Sie haben Grütze im Kopf und sind ein ganzer Kerl, das sehe ich. Sie kommen schließlich doch an's Ziel. Was machen Ihre Buben, lassen Sie sie ein Handwerk lernen?“Brewer: “I thought so. A big family and a fixed salary at the same time. I understand how it came about. You were young and you thought that with time you would rise to the top. But do not despair! You have a good head and you are a good man, I can see that. You'll get there in the end. What do your boys do, do you let them learn a trade?"
König: „Eigentlich nicht - - ich dachte...“King: “Not really - - I thought...”
Brauer: „Da machen Sie einen Mordsschnitzer. Sie sehen das an Ihrem eigenen Fall: ein Mann sollte stets ein Handwerk verstehen, um einen Rückhalt zu haben. Sehen Sie mich an. Ich war zuerst Sattler. Hat mich das gehindert, einer der größten Bierbrauer Amerika's zu werden? Gewiß nicht! Ging die Brauerei schlecht, konnte ich alleweile wieder Sattler werden. Doch Ihre Jungen, was soll aus ihnen werden, wenn Ihnen etwas passirt?“Brewer: “Well, that is a grave mistake. You can see that from your own case: a man should always know a trade in order to have something to fall back on. Look at me. I was a saddler first. Did that prevent me from becoming one of America's greatest brewers? Certainly not! If the brewery went bad, I could always go back to being a saddler. But your boys, what will become of them if something happens to you?”
König: „Ich hatte die Idee, meinen Aeltesten als meinen Nachfolger....“King: “I had the idea of appointing my eldest as my successor....”
Brauer: „Dummes Zeug! Wie denn, wenn die Firma ihn nicht will? Lassen Sie das Träumen sein und Sie können es im Leben riesig weit bringen. Haben Sie einen Antheil in Ihrem Geschäft?“Brewer: “Stupid stuff! How can you, if the company doesn't want him? Stop dreaming and you can go a long way in life. Do you have an interest in your business?”
König: „Das nicht, aber wenn ich mich gut aufführe, dann kann ich wohl d'rauf rechnen.....“King: “No, but if I behave well, I can count on it.”
Brauer: „Daß Sie Ihren Platz behalten, nicht wahr? O, du grundgütiger Himmel! Probiren Sie's einmal: verlassen Sie sich darauf und werden Sie alt und abgearbeitet, so kriegen Sie Ihren Tritt und basta. Sie müssen zusehen, daß Sie auf irgend eine Art in die Firma hineinkommen, das ist die Hauptsache, sehen Sie.“Brewer: “That you will keep your position, right? Oh, good heavens! Try it once: rely on it, and when you get old and worn out, you'll get kicked out and that's it. You must see to it that you get into the company in some way, that's the main thing, you see.”
Der Brauer fragt den König schließlich, ob er glaube, eine Brauerei dirigiren zu können. Der König antwortet bescheiden, daß er es nie versucht habe, aber glaube, das Geschäft erlernen zu können. Darauf verfiel der Brauer in tiefes Nachdenken und sagte endlich zu König Georg: „Lassen Sie die Kerle, wo sie sind; in diesen alten Ländern hat Niemand eine Chance. Kommen Sie nach Amerika, nach Rochester, bringen Sie Ihre Familie mit, Sie sollen nach und nach bei mir Vormann werden. Ich will einen Mann aus Ihnen machen, Georg - Sie sagten doch, daß Sie so heißen - nehmen Sie mein Wort darauf.““Finally, the brewer asks the king if he thinks he can manage a brewery. The king modestly replies that he has never tried, but believes he can learn the business. The brewer then fell into deep thought and finally said to King George: “Leave those guys where they are; nobody has a chance in these old countries. Come to America, to Rochester, bring your family with you, you shall gradually become foreman with me. I want to make a man of you, George - you said that was your name - take my word for it.””
Gar nicht so dumm, dieser Rath. König Georg ist nicht der einzige Monarch, der ihn beherzigen sollte.Not so stupid, this advice. King George is not the only monarch who should heed it.

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