Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Mark Twain's Standrede für Uncle Sam | 26 March 1899


Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.), 26 March 1899. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1899-03-26/ed-1/seq-2/>
TranscriptionEnglish Translation
Mark Twain's Standrede für Uncle SamMark Twain's warning speech to Uncle Sam
Amerika's größer Humorist. Mark Twain, lebt schon seit Jahren in Europa, vorzugsweise in Wien. Dort hat er sich eine tüchtige Kenntniß der deutschen Sprache angeeignet, und es ist schon geraume Zeit her, daß er das Deutsche zum letzten Male verspottet hat. Dort hielt er kürzlich bei einem Diplomatenmahle dem Uncle Sam eine gediegene Standrede. Wir haben ja wiederholt dasselbe gesagt, aber Mark Twain's Wort reicht jedenfalls weiter.America's greatest humorist. Mark Twain has been living in Europe for years, preferably in Vienna. It was there that he acquired a proficient knowledge of the German language, and it has been some time since he last ridiculed German. He recently gave a dignified speech to Uncle Sam at a diplomatic banquet there. We have said the same thing repeatedly, but Mark Twain's word certainly carries more weight.
Der berühmte Humorist hatte sich ein Thema gewählt, in welchem sehr wenig Humor ist, nämlich die armselige Bezahlung unserer Diplomaten und Konsuln.The famous humorist had chosen a subject with very little humor, namely the poor pay of our diplomats and consuls.
Eigentlich braucht eine Republik im Zeitalter des Telegraphen gar keine Botschafter und Gesandten, aber wir haben sie und sind fortwährend darauf bedacht, ihre Titel zu erhöhen, mit den Mitteln bleibt es aber bei'm Alten.Actually, a republic in the age of the telegraph does not need ambassadors and envoys, but we have them and are constantly anxious to increase their titles, but their funds remain the same.
Mark Twain sagte im Laufe seiner Rede: „Als kürzlich die angeregte Umgestaltung mehrerer amerikanischer Gesandtschaften in Botschaften verlautbar wurde, begegnete dieselbe überall freudiger Aufnahme. Ja. wir sollten an allen großen Höfen der Welt Botschafter haben, nicht Gesandte, zur größeren Ehre unseres Landes, zum Heile unseres Handels.Mark Twain said over the course of his speech: &ldqquo;When the proposed reorganization of several American legations into embassies was recently announced, it was met with a joyful reception everywhere. Yes, we should have ambassadors, not envoys, at all the great courts of the world, for the greater honor of our country, for the benefit of our commerce.
Ja, aber nicht zu den jetzt bezahlten Gehältern!Yes, but not with the salaries now paid!
Wenn wir diese Gehälter beibehalten, dann ist es viel besser, wir machen alle Botschafter wieder zu Gesandten. Eine hohe Stellung bekleiden, ohne die Mittel zu haben, sie zu erhalten, ist Unsinn. Um seinem Lande nützlich zu sein, muß der Repräsentant mit allen einflußreichen und offiziellen Persönlichkeiten auf dem besten Fuße stehen, er muß in Gesellschaft, er darf nicht zu Hause sitzen, das wär ungeschäftlich, das brächte keine Butter in die Pfanne. Er muß zu Diners, Soupers, Banketten, Bällen, Empfängen, und er muß alle diese Aufmerksamkeiten erwidern. Zum Mindesten so gut, wie er sie empfängt. Nun denn, haben wir je, seit Franklins Zeiten, einen Botschafter oder Gesandten gehabt, der das aus seinem Gehalt hätte bestreiten können? Nie, kein einziges Mal. Andere Länder begreifen die commerzielle Wichtigkeit des glanzvollen Auftretens ihrer Vertreter, wir leider nicht. Großbritannien ist die erfolgreichste Handelsnation der Welt, und sie läßt es sich wohl angelegen sein, daß es ihren commerziellen Thurmwächtern an Nichts fehlt. Hier ist die List der Gehälter der verschie denen englischn und amerikanischen Botschafter und Gesandten:If we keep these salaries, it would be much better to make all ambassadors envoys again. To hold a high position without having the means to maintain it is nonsense. To be useful to his country, the representative must be on the best of terms with all influential and official personages, he must be in society, he must not sit at home, that would be unbusinesslike, it would not help put butter into the pan. He has to go to dinners, suppers, banquets, balls, receptions, and he has to return all these attentions. At least as well as he receives them. Now then, have we ever, since Franklin's time, had an ambassador or envoy who could have paid for this out of his salary? Never, not once. Other countries understand the commercial importance of the glamorous appearance of their representatives, but unfortunately we do not. Great Britain is the most successful trading nation in the world, and it takes great care to ensure that its commercial gatekeepers want for nothing. Here is a list of the salaries of the various English and American ambassadors and envoys:
                        Amerikanische:  Englische:
Paris ...........    $17,500             $45,000
Berlin ..........      17,500               40,000
Wien ............     12,000               40,000
Constantinopel .. 10,000               40,000
St. Petersburg .. 17,500                39,000
Rom ............      12,000               35,000
                        American:         English:
Paris ...........    $17,500            $45,000
Berlin ..........      17,500             40,000
Vienna ............   12,000             40,000
Constantinople ... 10,000             40,000
St. Petersburg ..  17,500             39,000
Rome ............     12,000             35,000
Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß die englischen Botschafter keine Hausmiethe bezahlen, sie leben in Palästen, die England gehören. Unsere Vertreter müssen aus den Gehältern noch die Miethe bezahlen. Man kann sich denken, in was für Häusern sie wohnen und was für Unterhaltungen sie geben.It should also be kept in mind that the English ambassadors do not pay rent for their houses, they live in palaces that belong to England. Our representatives still have to pay rent out of their salaries. One can imagine what kind of houses they live in and what kind of entertainments they offer.
Die Botschafter und Gesandten anderer Mächte haben nicht nur hohe Gehälter, sondern erhalten noch Extrazulagen für Festlichkeiten etc. In Amerika sind derlei Zulagen höchstens bei der Flotte gebräuchlich, die denn auch der einzige Zweig ist, der uns in fremden Landen würdig repräsentirt. Die armen amerikanischen Botschafter sind gezwungen, die ihnen erwiesenen Ehren so zu erwidern, wie sie eben können. Statt Champagner geben sie Limonade, sür Wildpret Schinken, für Walfische Sardinen und für Liqueure condensirte Milch. Statt einer Phalanx livrirter und gepuderter Lakaien findet man ein Stubenmädel, statt der prachtvollen Dekorationen eine amerikanische Flagge um den Ofen gewunden, statt eines Orchesters singen die Mitglieder des Hauses Balladen am Klavier, statt eines Balles - gar Nichts, denn den geben sie überhaupt nicht, weil sie keinen Platz haben, es wäre denn, sie wohnen auf dem Dache. Das klingt vielleicht wie Uebertreibung, aber ich könnte Beispiele anführen.The ambassadors and envoys of other powers not only have high salaries, but also receive extra allowances for festivities, etc. In America such allowances are customary at best in the navy, which is the only branch that represents us worthily in foreign lands. The poor American ambassadors are forced to return the honors bestowed upon them as best they can. Instead of champagne they give lemonade, for venison ham, for whale sardines and for liqueurs condensed milk. Instead of a phalanx of liveried and powdered footmen, you find a parlor maid, instead of the splendid decorations an American flag wound around the stove, instead of an orchestra the members of the house sing ballads at the piano, instead of a ball - nothing at all, because they don't have room for one, unless they live on the roof. That may sound like an exaggeration, but I could give examples.
Wenn wir arm wären, dann könnten sich solche Spartheorie'n noch erklären, man würde wenigstens eine plausible Entschuldigung für sie finden. Aber wir sind nicht arm. Wir haben Botschafter in London und Paris, die so leben, wie es den Vertretern einer Macht, wie der unserigen gebührt, aber nicht mit ihrem Gehalt von $17,500, nein, es kostet sie $100,000 jährlich, die sie aus eigener Tasche bezahlen. Warum sollen wir Das erlauben? Es ist nicht „fair.“ Die Republik ist kein Wohlthätigkeits-Subjekt. Sagen wir es gerade heraus. Die Gehälter sollten statt $12,000 - $50.000 sein, und wo sie jetzt $17.500 sind, sollten sie $75,000, oder vielmehr mit Wohnungszuschlag $100,000 sein, die Summe, die man den Friedens-Commissären bezahlt hat.If we were poor, then such austerity could still be explained, one would at least find a plausible excuse for it. But we are not poor. We have ambassadors in London and Paris who live as befits the representatives of a power such as ours, but not on their salary of $17,500, no, it costs them $100,000 a year, which they pay out of their own pockets. Why should we allow this? It's not “fair.” The Republic is not a charity subject. Let's say it straight out. The salaries should be $50,000 instead of $12,000, and where they are now $17,500, they should be $75,000, or rather with housing allowance $100,000, the same amount that was paid to the Peace Commissioners.
Wenn ein junges Mädchen das Alter von 18 Jahren erreicht, wird sie als Dame anerkannt. Sie verlängert ihre Kleider um sechs Zoll, flicht die hängenden Zöpfe auf und steckt sie zu eleganter Frisur zusammen, sie schläft nicht mehr mit ihrer kleinen Schwester, sondern krigt ihr eignes Zimmer und wird in vielen anderen Beziehungen eine sehr kostspielige Person. Aber sie ist jetzt in Gesellschaft, und der Papa muß sich Das leisten, er kann es nicht vermeiden. So geht es mit unserer großen Republik. Sie hat im vergangenen Jahre ihr Röckchen länger gemacht, ihr Haar aufgesteckt und hat die Gesellschaft der Welt betreten. Das bedeutet, daß, wenn es ihr gut gehen soll und sie in der Gesellschaft beliebt sein will, sie viele ihrer süßen Kindergewohnheiten und Vorurteile ablegen und es so machen muß, wie die Andern. Sie muß wissen, daß es jetzt Zeit ist, daß sie ihr Wesen ändert. Sie ist in Rom, und da muß man's eben machen, wie man's in Rom macht. Nicht zum Vortheile Rom's, nein, zu ihrem eigenen.When a young girl reaches the age of 18, she is recognized as a lady. She lengthens her dresses six inches, undoes the hanging braids and puts them up in elegant coiffures, she no longer sleeps with her little sister, but has her own room, and grows to be a very costly person in many other respects. But she is now in company, and dad has to afford it, he can't avoid it. So it is with our great republic. In the past year she has let out her skirt, pinned up her hair and entered the society of the world. This means that if she is to do well and be popular in society, she must shed many of her sweet childish habits and prejudices and do as others do. She must know that it is now time for her to change her nature. She is in Rome, and there one must do as one does in Rome. Not for Rome's benefit, no, for her own.
Wenn unsere Regierung wirklich den Pariser Friedens-Commissären je $100,000 bezahlt hat, so ist das die beste Kapitalsanlage, welche die Nation in Jahren gemacht hat, denn es scheint unmöglich, daß mit diesem Präcedenzfall in den Büchern die Regierung fortfahren wird, so niedrige diplomatische Löhne zu zahlen.“If our Government has really paid the Paris Peace Commissioners $100,000 each, it is the best capital investment the nation has made in years, for it seems impossible that with this precedent on the books the Government will continue to pay such low diplomatic salaries.”

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