Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Im Freundeskreise | 11 April 1892


Illinois Staats-zeitung. [volume] (Chicago, Ill.), 11 April 1892. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn85033492/1892-04-11/ed-2/seq-3/>
Mark Twain's travel letter "The Chicago of Europe" was reprinted in numerous American newspapers. The article below translates the original's introductory paragraph and one joke further on in the text; it comments on Twain's style of writing in general and criticises his commentary on Berlin specifically.

Key to annotations on German translations of Mark Twain's original texts

TranscriptionEnglish Translation
Im FreundeskreiseAmong friends
Kleines Feuilleton der „Illinois Staatszeitung.“A short feuilleton of the “Illinois Staatszeitung.”
Mark Twain in Berlin.Mark Twain in Berlin.
„Ich wußte mich in Berlin gar nicht zurechtzufinden. Es glich in gar nichts der Stadt, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Es gab einst ein Berlin, wie ich es aus Beschreibungen in Büchern kannte, das Berlin vom Ende des letzten und vom Anfange dieses Jahrhunderts: eine unsaubere, auf Sumpfland gebaute Stadt, mit schlechten, kothigen und durch Laternen erleuchteten Straßen, eingesäumt von häßlichen Häusern gleichen Aussehens, Häuser und Gevierte reizlos, monoton und gravitätisch, ganz wie eine Versammlung von großen Kisten. Dieses Berlin ist aber verschwunden, ganz verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Der Kern des neuen Berlins erinnert in nichts an eine frühere Epoche. Der Grund und Boden, auf dem es steht, hat eine Geschichte und eine Tradition, aber die Stadt selbst hat weder die eine noch die andere. Berlin ist eine neue Stadt, die neueste, die ich je gesehen habe. Chicago nimmt sich dagegen ehrwürdig aus, denn es hat viele alte Partien, Berlin aber hat deren sehr wenige. Die Hauptmasse der Stadt sieht aus, als sei sie letzte Woche gebaut worden, das Uebrige ist gerade um eine Nuance älter, etwa um 6 bis 8 Monate.““I feel lost in Berlin. It has no resemblance to the city I had supposed it was. There was once a Berlin which I would have known, from descriptions in books - the Berlin of the last century and the beginning of the present one: a dingy city in a marsh, with rough streets, muddy and lantern-lighted, dividing straight rows of ugly houses all alike, compacted into blocks as square and plain and uniform and monotonous and serious as so many dry-goods boxes. But that Berlin has disappeared. It seems to have disappeared totally, and left no sign. The bulk of the Berlin of today has about it no suggestion of a former period. The site it stands on has traditions and a history, but the city itself has no traditions and no history. It is a new city; the newest I have ever seen. Chicago would seem venerable beside it; for there are many old-looking districts in Chicago, but not many in Berlin. The main mass of the city looks as if it had been built last week, the rest of it has a just perceptibly graver tone, and looks as if it might be six or even eight months old.”
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So beginnt der Humorist Mark Twain seine Beschreibung der deutschen Reichshauptstadt. Es ist immer interessant, zu hören, was ein Mann von Ruf über eine Stadt zu sagen hat, welche man heute gewissermaßen als den Körper der politischen Seele des deutschen Reiches ansehen kann. Nur frägt es sich aber, woher dieser „Mann von Ruf“ seinen Ruf hat. Mark Twain ist ein witziger Mann im Drolligen, oft fratzenhaften Genre. Sein Humor ist wie die gewissen Hohlspiegel, welche die Dinge in grotesker Verzerrung zeigen. Ob eine solche Begabung ausreicht, um eine große Stadt zu beurtheilen und ihr unter den Kulturmittelpuncten dieser Welt den verdienten Platz anzuweisen, das bezweifle ich. Zur matzgebenden [sic] Beschreibung einer großen Stadt gehören nach meiner Ansicht vor allem zwei Dinge. Das erste davon ist ein künstlerisches Urtheil, welches durch den Vergleich der größten und berühmtesten Städte entwickelt und herangebildet worden ist. Städte sind geschichtliche Krystalle, Fürsten haben sie geplant, Gewerbfleiß und Handel haben das Geld dazu hergegeben und Künstler haben sie gebaut. Wie viele Straßen voll Privathäuser sie haben ist Nebensache; die Hauptsache ist der geschichtliche Kern, in Freistaaten die Rathhäuser und Dome, in kaiserlichen und königlichen Residenzen die Herrscherpaläste, die von gebildeten Fürsten gegründeten Museen und Theater, die Stätten der Andacht, in neuester Zeit die Parlamentshäuser, Börsen u. dgl. Wer eine Stadt auf ihren Werth als geschichtlicher Krystall prüfen will, der muß den Pariser Louvre, den Londoner Tower, die kaiserliche Burg und den Stephans-Dom in Wien, die Opernhäuser in Paris und Wien, den Petersplatz in Rom, das Rathhaus in Brüssel ebenso im Kopfe haben wie den Platz der Plätze, San Marco in Venedig, das Forum und das Colosseum in Rom und die kostbarste und lehrreichste aller antiken Reliquien, das aus dem Aschenregen des Vesuv wieder erstandene Pompeji.{This is how humorist Mark Twain begins his description of the German imperial capital. It is always interesting to hear what a man of reputation has to say about a city which today can be regarded as the body of the political soul of the German Empire. The only question, however, is where this “man of reputation” got his reputation. Mark Twain is a funny man in the comical, often grotesque genre. His humor is like certain concave mirrors, which show things in grotesque distortion. Whether such a talent is sufficient to judge a great city and to give it the place it deserves among the cultural centers of this world, I doubt. In my opinion, two things above all others belong to the description of a great city. The first of these is artistic judgment, which has been developed and formed by comparing the largest and most famous cities. Cities are historical crystals; princes planned them, trade and commerce provided the money, and artists built them. How many streets full of private houses they have is a secondary matter; the main thing is the historical core, in free states the town halls and cathedrals, in imperial and royal residences the rulers' palaces, the museums and theaters founded by educated princes, the places of worship, in recent times the houses of parliament, stock exchanges, and the like. Anyone who wants to test a city for its value as a historical crystal must have in mind the Louvre in Paris, the Tower in London, the imperial castle and St. Stephen's Cathedral in Vienna, the opera houses in Paris and Vienna, St. Peter's Square in Rome, the Town Hall in Brussels as well as the Square of Squares, San Marco in Venice, the Forum and the Colosseum in Rome, and the most precious and instructive of all ancient relics, Pompeii, resurrected from the rain of ashes of Vesuvius.}
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Das zweite Erforderniß zur Beurtheilung einer Großstadt ist die Kenntniß des Lebens aller Klassen derselben und besonders die des „gewöhnlichen Volkes“, welches die ungeheure Mehrheit bildet und dem Denker, dem Menschenfreunde und auch dem Poeten und Humoristen hundertmal mehr Stoff bietet, als das Leben und Treiben der „Gebildeten“, das, wenigstens nach meinem Eindrucke, in Neapel und Palermo ganz so aussieht, wie in Zürich, Antwerpen, London oder New York. Unsere Zeit ist Allem gegenüber, was früher scharfe Linien und Ecken, was Charakter und Eigenart besaß - man denke nur an Bauart und Trachten - eine erbarmungslose Verwischerin. Im „gemeinen“ Volk aber ist noch am ehesten Mark und Kraft, charakteristische Weise in Rede und Geberde, sowie malerische Erscheinung erhalten geblieben. Ich bin überzeugt, daß der Marchese Rudini, der Graf Botho von Eulenburg, die Präsidenten Carnot und Harrison, die Minister Kalnoky und Salisbury, wenn sie in ihren Fräcken stecken und um ein feines Diner herumsitzen, sich ungefähr so ausnehmen werden, wie ein halbes Dutzend Aepfel derselben Sorte auf dem selben silbernen Teller einer etwas größer als der andere, aber schließlich dieselbe Sorte Aepfel, derselbe Geruch und Geschmack. Gebt mir aber einen Lazzarone aus der sonnigen Golfstadt Neapel, wie ich sie am Meeresstrande um den Improvisator herum stehen sah, der ihnen den „Rasenden Roland“ des Ariosto vorlas; gebt mir meinen schwarzbärtigen Stefano mit den blitzenden Kohlenaugen, der mich in Sorrent aufs Meer hinauszurudern pflegte; gebt mir meinen Gondolier, mit dem ich in Venedig durch die lauschigen Kanäle fuhr, vorbei an altersgrauen Palästen, jeder eine Perle der Kunst, und gebt mir je einen bronzewangigen Matrosen aus London, Antwerpen und Amsterdam, einen klugen und gewandten Ouvrier in seiner blauen Blouse aus dem Temple-Quartier von Paris, dazu einige echte Bierseelen aus dem Münchener Hofbräuhaus, einen pfiffigen Schusterjungen aus Wien und einen frechschnauzigen Droschkenkutscher aus Berlin und ich will Euch gleich zeigen, daß da nicht Aepfel von derselben Sorte bei einander liegen, sondern Aepfel, Birnen, Nüsse und Mispeln. Darum gehe ich auch, wenn ich große Städte besuche, nie zu den großen Herren. Präsidenten, Kanzler, Premiers, Minister, Statthalter und große Thiere aller Art - alles lasse ich links liegen und schüttle nur mit dem Kopf, wenn ihre Boten mich kniefällig um meinen Besuch bitten. Dafür stehe ich in London an der Bar und trinke half and half mit den Matrosen; in Wien sitze ich in der „Schwemme“ und esse und trinke mit Fiakerkutschern und Dienstmännern; in Sorrent zeche ich in der Fischerkneipe und in Berlin trinke ich meine „Weiße“ mit dem kleinen Mann, der seinen unverfälschten Dialekt spricht. Warum soll ich mich denn langweilen ?{The second requirement for the evaluation of a large city is the knowledge of the life of all classes of the same and especially that of the “common people”, who form the vast majority and - to the thinker, the philanthropist as well as to the poet and humorist - offer a hundred times more material than the life and activity of the “educated” class, which, at least according to my impression, looks quite the same in Naples and Palermo as it does in Zurich, Antwerp, London or New York. Our time is a merciless blur of everything that used to have sharp lines and corners, character and peculiarity - just think of architecture and costumes. In the “common” people, however, pith and strength, characteristic manner of speech and gesture, as well as picturesque appearance have been preserved. I am convinced that the Marchese Rudini, the Count Botho von Eulenburg, the Presidents Carnot and Harrison, the Ministers Kalnoky and Salisbury, when they are in their tailcoats and sitting around a fine dinner, will look just like half a dozen apples of the same kind on the same silver plate, one a little larger than the other, but all the same kind of apple with the same smell and taste. But give me a Lazzarone from the sunny gulf city of Naples, as I saw them standing on the seashore around the improviser who read to them Ariosto's “Orlando furioso”; give me my black-bearded Stefano with the flashing charcoal eyes who used to row me out to sea in Sorrento; give me my gondolier, with whom I rode in Venice through the cozy canals, past palaces that were grey from age, each a pearl of art, and give me each a bronze-cheeked sailor from London, Antwerp and Amsterdam, a clever and suave worker in his blue blouse from the quartier du Temple of Paris, plus some real lovers of beer from the Munich Hofbräuhaus, a smart cobbler boy from Vienna and a cheeky coachman from Berlin, and I will show you right away that there are not apples of the same kind lying next to each other, but apples, pears, nuts and medlars. That's why, when I visit big cities, I never go to the great lords. Presidents, chancellors, prime ministers, ministers, governors and bigwigs of all kinds - I ignore them all and only shake my head when their messengers kneel and ask me to visit. Instead, in London I stand at the bar and drink half and half with the sailors; in Vienna I sit in the “Schwemme” and eat and drink with cochmen and servants; in Sorrento I drink in the fishermen's tavern and in Berlin I drink my “Weiße” with the common man who speaks his genuine dialect. Why should I be bored ?}
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Doch ich wollte Ihnen ja erzählen, was Mark Twain von Berlin sagt. Er nennt es das „europäische Chicago“. Und warum? Weil es sehr viele neue Häuser und neue, gerade, breite Straßen hat. Da hört aber die Aehnlichkeit auf, wenn sie überhaupt in Wirklichteit besteht. In Chicago sind die neuen Boulevards und Avenuen mit Privathäusern besetzt. Man hat überall den Eindruck, daß man zwischen zwei Reihen von homes promenirt oder fährt, man befindet sich in einer Atmosphäre von menschlich existirenden Wesen. Die neuen breiten Straßen in Berlin aber, die allerdings durch ihre Alleen und die Vorgärten der Häuser im Sommer sehr freundlich, ja festlich aussehen, bestehen ohne Ausnahme aus gewaltigen Miethskasernen, deren Vordertheile von „Herrschaften“ bewohnt werden, während die durch enge Lichthöfe von der Vorderseite getrennten rückwärtigen Quartiere von kleinen Bürgersleuten und Arbeitern bewohnt werden, die, vom amerikanischen Standpuncte angesehen, mit ihren Kindern in großen Gefängnissen schmachten. Das „neue Berlin“ ist, wie man sieht, Chicago nur entfernt ähnlich. Die innere Stadt, die City von Berlin, ist es aber erst recht. Sie hat erstens einen gewaltigen historischen Kern, das künstlerisch sehr bedeutende alte Schloß, welches auf das alte und die neuen Museen hinüberblickt, ein stolzes Bild, das sich sehen lassen darf. Wo sind in Chicago die großen öffentlichen Plätze mit Monumentalbauten und Denkmälern, die Berlin hat, wenn sie auch nicht so alt und künstlerisch so bedeutend sind, wie dergleichen in Paris oder Wien ist? Wo sind die Linden mit dem imposanten Brandenburger Thor und dem Denkmal des alten Fritz als Pole? Berlin ist verhältnißmäßig jung, aber in dem Aufbau und den Details seines Kernes sind künstlerische Principien maßgebend gewesen und sind es noch, von denen man hier einfach keine Ahnung hat.{But I wanted to tell you what Mark Twain says about Berlin. He calls it the “European Chicago”. And why? Because it has a lot of new houses and new, straight, wide streets. But that's where the resemblance ends, if it exists at all in reality. In Chicago, the new boulevards and avenues are filled with private houses. Everywhere one gets the impression that one is promenading or driving between two rows of homes, there is in an atmosphere of being among humans. The new wide streets in Berlin, however, which in summer look very friendly, even festive, because of their avenues and the front gardens of the houses, consist without exception of enormous tenement houses, the front parts of which are inhabited by “gentry,” while the back quarters, separated from the front by narrow atriums, are inhabited by members of the middle-class and workers, who, from the American point of view, languish in large prisons with their children. The “new Berlin,” as you can see, is only remotely similar to Chicago. But the inner city, the City of Berlin, is even less so. It has, first of all, a tremendous historical core, the artistically very important old palace, which looks out over the old and the new museums, a proud picture to behold. Where in Chicago are the large public squares with the monumental buildings and statues that Berlin has, even if they are not as old and artistically significant as those in Paris or Vienna? Where are the “Linden” [boulevard “Unter den Linden”] with the imposing Brandenburg Gate and the monument of Old Fritz as its poles? Berlin is relatively young, but in the structure and details of its core, artistic principles have been and still are decisive which people over here are largely ignorant.}
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Daß Berlin gleich Chicago in der Ebene liegt und daß seine Bevölkerung ungefähr in dem Verhältnisse zunimmt, wie die unserer vom Mayor Washburne mit so viel Geschick und Gewissenhaftigkeit verwalteten Stadt, das sind oberflächliche Aehnlichkeiten, die mit dem Wesen beider Städte nichts zu thun haben. Man mag die neuen Straßen Berlins um je 10 deutsche Meilen verlängern: das maßgebende Moment für die Beurtheilung bleibt immer ihr architektonischer Kern und der ist, sei er auch nicht so alt und kunstwerthig als der anderer Städte, ein imposanter und sehr respectabler, der, wie der Kern einer Stadt es soll, deren politische, geistige und sociale Bedeutung dem geübten Auge rasch und sicher vorführt. Drüben hat man eben bei öffentlichen Bauten die künstlerische Wirkung im Auge und erreicht Großes mit dem zehnten Theil des Geldes, mit welchem hier unförmliche Steinhaufen aufgethürmt werden. Vergleichen Sie einmal das rothe Rathhaus in Berlin mit unserem Gerichtskasten. Wie keck strebt es empor, wie kühn ragt sein hoher Thurm als Wahrzeichen der Stadt in die Lüfte! Dafür haben wir freilich unsern Freimaurertempel, die höchste Office-Kiste der Welt, und als Umhüllung eines famosen Theaters, des Auditoriums, eine andere, aus Steinblöcken gebaute Kiste. Und das will das Berlin Amerika's sein?{The fact that Berlin, like Chicago, is situated on a plain, and that its population is increasing at about the same rate as that of our city, which Mayor Washburne administers with such skill and conscientiousness, are superficial similarities which have nothing to do with the essence of both cities. One may extend the new streets of Berlin by 10 German miles each: the decisive moment for the assessment always remains their architectural core and this, even if it is not as old and artistic as that of other cities, is an imposing and very respectable one, which, as the core of any city should, quickly and surely demonstrates its political, spiritual and social significance to the trained eye. Over there, the artistic effect is the focus of public buildings, and great things are achieved with a tenth of the money with which shapeless piles of stone are piled up here. Compare the red town hall in Berlin with our court box. How boldly it soars, how boldly its high tower rises into the air as a landmark of the city! In return, of course, we have our Masonic Temple, the highest office box in the world, and another box built of stone blocks as the enclosure of a magnificent theater, the Auditorium. And this wants to be the Berlin of America?}
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Es macht mir eigentlich Ehre, daß ich über Berlin so rede, denn ich habe mich dort nie so recht wohl gefühlt. Das kommt wohl von den Milliarden von Polizeibacillen, die dort in der Luft herumfliegen. Ich kann diese Bacillen nicht recht vertragen, sie beengen mir den Athem und nehmen mir den Appetit. Und dann fliegt dort noch ein anderer Bacillus herum, der Majestätsbeleidigungs-Bacillus, den man, kommt man frisch aus Amerika herüber, schon gar nicht vertragen kann. Ferner ist da der Respect-Bacillus und der Complimenten- oder Hutabnehmungs-Bacillus, lauter Thierarten, die in Chicago nicht gedeihen. Es ist zum Teufelholen, wie man da in einem fort „Herr Geheimrath“, „Herr Sanitätsrath“, „Herr Justizrath“ sagen und in jedem Wetter den Filz vom Kopfe reißen muß. In dieser Beziehung ist Berlin das deutsche Peking, Jedermann ist entweder Mandarin oder ordinärer Chinese. Drum, trotz Officekisten und Boodlern, trotz theuern Cigarren und schmutzigen Straßen und Cable-Malheurs, liebe ich unsere freie Stadt, in der ich reden kann, wie mir der Schnabel gewachsen ist und schreiben, daß die Funken fliegen. Die Lebenslust des freien Mannes ist eben die Freiheit!{I should actually be commended to be talking about Berlin this way, because I've never really felt comfortable there. I guess it's because of the billions of police germs flying around in the air. I can't really tolerate these germs, they constrict my breathing and take away my appetite. And then there is another type of bacillus flying around, the “lèse-majesté” germ, which, if you are fresh from America, you cannot tolerate at all. Furthermore, there is the respect bacillus and the compliment or hat removal bacillus, all of them species that do not thrive in Chicago. It's a devil of a job to have to keep saying “Herr Geheimrath,” “Herr Sanitätsrath,” “Herr Justizrath,” and to have to yank the hat off one's head regardless of the weathers. In this respect, Berlin is the German Beijing: everyone is either a Mandarin or an ordinary Chinese. Therefore, in spite of office boxes and boodlers, in spite of expensive cigars and dirty streets and cable mishaps, I love our free city, where I can talk as I like and write with enthusiasm. The free man's love of life is freedom!}
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Zeitungen werden in Berlin in niedlichen kleinen Kasten verkauft, die zur Noth genug Raum bieten, um den Verkäufer und seine Waare zu beherbergen. Unsere News boys, diese köstliche musikalische Ohrenweide, kennt man dort fast gar nicht. Nur in Ausnahmefällen, wo Extrablätter ausgegeben werden, ruft man diese in den Straßen aus. So kaufte ich an der Leipziger Straße die großen Phrasen, mit denen Wilhelm II. dem alten Bismarck den Tritt gab. Die Abwesenheit der Newsboys gab Mark Twain Anlaß zu einem guten Witz, der das Beste ist an seinem Briefe über Berlin. „Es giebt massenhaft Zeitungen in Berlin“, sagt er, „und es hat auch einen Newsboy gegeben, der ist aber gestorben.“ Und damit wollen wir von dem „europäischen Chicago“ scheiden. Das ist nicht Ihr Fach, lieber Mr. Clemens; thun Sie's nicht wieder!{Newspapers in Berlin are sold in cute little boxes that offer enough space to accommodate the seller and his merchandise. Our news boys, that delicious musical feast for the ears, are almost unknown there. Only in exceptional cases, where special editions are issued, are they called out in the streets. Thus, on Leipziger Strasse, I bought the great phrases with which Wilhelm II kicked old Bismarck. The absence of newsboys gave Mark Twain occasion for a good joke, which is the best thing about his letter about Berlin.} “There is abundance of newspapers in Berlin,” {he says,} “and there was also a newsboy, but he died.” {And with that, let us part from “European Chicago.” This is not your field, dear Mr. Clemens; don't do it again!}
Yorick.{Yorick.}

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