Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

General Grant’s Grammatik | 02 May 1887


Illinois Staats-zeitung. [volume] (Chicago, Ill.), 02 May 1887. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn85033492/1887-05-02/ed-1/seq-4/>
TranscriptionEnglish Translation
General Grant's GrammatikGeneral Grant's Grammar
Das Buch Grant's über seine Kriegsthaten ist in richtigem, glattem Englisch geschrieben; der einzige Vorwurf, welchen man seiner Sprache machen könnte, wäre der einer allzu großen Einfachheit und Schlichtheit, wenn es nicht eben von Grant selbst geschrieben wäre. So aber verleiht diese Schlichtheit und Anspruchslosigkeit dem Buche nur einen weiteren Reiz, indem auch aus ihr die übergroße, aber deshalb nicht minder schöne Bescheidenheit des Helden spricht.Grant's book about his deeds of war is written in correct, smooth English; the only reproach one could make to his language would be that of too much simplicity and plainness, if it were not written by Grant himself. As it is, however, this simplicity and unpretentiousness only lends the book a further charm, in that it also speaks of the hero's exceeding, but therefore no less beautiful, modesty.
Da kommt nun aber der Schriftsteller Matthew Arnold in England, der auf Amerika nicht gut zu sprechen ist, weil er mit seinen langweiligen Vorlesungen in diesem Lande nicht den Erfolg gehabt hat, den er sich für seinen Geldbeutel versprach, und stellt die Behauptung auf, Grant's Buch - sei nicht in der richtigen englischen Grammatik geschrieben.But along comes the writer Matthew Arnold from England, who is not well disposed towards America because his boring lectures in this country have not had the success he expected for his purse, and he makes the claim that Grant's book - is not written in correct English grammar.
Ein Mann, der ein zehnmal hübscheres Englisch schreibt als Matthew Arnold, nämlich der unter seinem Humoristen-Namen „Mark Twain“ weltberühmte amerikanische Schriftsteller Samuel Langhorne Clemens, der im Ernste ebenso gut schreibt wie im Scherze, hat sich soeben in einem zu Hartford in Connecticut gehaltenen Vortrage die Mühe genommen, den von Matthew Arnold erhobenen Vorwurf in's rechte Licht zu stellen.A man who writes ten times better English than Matthew Arnold, namely the American writer Samuel Langhorne Clemens, world-famous under his humorist name “Mark Twain”, who writes just as well in seriousness as in jest, has just taken the trouble in a lecture held in Hartford, Connecticut, to put the accusation raised by Matthew Arnold in perspective.
Gerade an den tadelnden Bemerkungen Arnold's thut Clemens dar, daß dieser hoch gelahrte und dünkelhafte englische Schulmeister in dem kleinen gegen Grant gerichteten Aufsatz zahlreichere und ärgere Verstöße gegen die englische Sprache begeht, als Grant in den zwei dicken Bänden seines Buches. Sehr schön fährt Herr Clemens dann so fort:Clemens demonstrates precisely on the basis of Arnold's censuring remarks that this highly lauded and arrogant English schoolmaster commits more numerous and worse violations of the English language in his small essay directed against Grant than Grant does in the two thick volumes of his book. Very nicely Mr. Clemens then continues thus:
„General Grant's Buch enthält weniger sprachliche Fehler als man sie durchschnittlich in den Büchern der Berufs-Schriftsteller findet, welche ebenso ausschließlich für das literarische Handwerk eingeschult wurden, wie Grant für das Kriegshandwerk. Ich habe zu Hause ein Buch über die „Neue englische Literatur, ihre Makel und Mängel“, von Henry H. Breen, einem Landsmann des Herrn Arnold. Darin finden sich Beispiele schlechter Grammatik und nachlässiger Schreibweise aus den Federn von Sydney Smith, Sheridan, Hallam, Whately, Carlyle, beiden Disraeli, Alison, Junius, Blair, Macaulay, Shakspeare, Milton, Gibbon, Southey, Bulwer, Cobbett, Dr. Samuel Johnson, Trench, Lamb, Landor, Smollett, Walpole, dem Wörterbuch-Verfasser Walker, Christopher North, Kirk White, Frau Sigourney, Benjamin Franklin, Walter Scott und von demselben Lindley Murray, welcher die Grammatik gemacht hat. Und um nochmals auf Herrn Arnold's Aufsatz über Grant zurückzukommen, so sind darin genug Fälle von äußerst unbeholfenem und lüderlichem Englisch, um ihm einen der ersten Plätze in der Reihe jener berühmten Sprachfrevler anzuweisen.““General Grant's book contains fewer linguistic errors than one finds, on the average, in the books of professional writers who have been trained as exclusively in the literary craft as Grant has been trained in the craft of war. I have at home a book on “Modern English Literature, Its Blemishes and Defects,” by Henry H. Breen, a countryman of Mr. Arnold. In it are examples of bad grammar and careless writing from the pens of Sydney Smith, Sheridan, Hallam, Whately, Carlyle, both Disraelis, Alison, Junius, Blair, Macaulay, Shakespeare, Milton, Gibbon, Southey, Bulwer, Cobbett, Dr. Samuel Johnson, Trench, Lamb, Landor, Smollett, Walpole, the dictionary-writer Walker, Christopher North, Kirk White, Mrs. Sigourney, Benjamin Franklin, Walter Scott, and by the same Lindley Murray who made the grammar. And to return again to Mr. Arnold's essay on Grant, there are enough instances in it of extremely awkward and ludicrous English to assign him one of the first places in the ranks of those famous language offenders.”
Clemens führt aus dem Arnold'schen Aufsatze besonders auch folgenden Satz an, dessen holperige, unbeholfene und unklare Sprache aus der deutschen Uebersetzung ebenso deutlich spricht, wie aus dem von Clemens angeführten englischen Text; wir geben ihn daher deutsch:Clemens also cites the following sentence from Arnold's essay in particular, whose bumpy, awkward and unclear language speaks as clearly from the German translation as from the English text cited by Clemens; we therefore render it in German:
„Meade deutete Grant an, daß er vielleicht wünsche, daß unter ihm unmittelbar Sherman stehe, der im Westen unter ihm diente. Er bat ihn, nicht zu zögern, wenn er es als zuträglich für den Dienst betrachte. Grant ertheilte ihm die Versicherung, daß er nicht daran denke, ihn zu entfernen, und in seinem Buche fügt er, nachdem er erzählt hat was geschehen ist, hinzu.“ u. s. w.“Meade hinted to Grant that he might wish Sherman to stand immediately under him, who had served under him in the West. He asked him not to hesitate if he considered it beneficial to the service. Grant assured him that he would not think of removing him, and in his book, after recounting what had happened, he adds,” etc., etc.
Mit Recht bemerkt Clemens über diesen Arnold'schen Satz: wer das zweimal lese, dem schwindle der Kopf, und wer es viermal lese, der werde betrunken. Dann fährt Clemens so fort:Clemens rightly remarks about this Arnold sentence: whoever reads it twice will get dizzy, and whoever reads it four times will get drunk. Then Clemens continues thus:
„General Grant's Grammatik ist so gut wie die von irgend Wem. Aber wenn dem nicht so wäre, dann würde auch auf ihn anwendbar sein, was der Engländer Henry H. Breen in seinem bereits angeführten Buche sagt: „Vorauszusetzen, daß Jemand, weil er ein Dichter oder ein Geschichtschreiber [sic] ist, stets ganz richtig grammatikalisch schreiben müsse, ist ebenso verkehrt, wie wenn man von einem Architekten verlangen wollte, daß er ein Tischler sein müsse, oder von einem Arzt, daß er jede Arznei herzustellen wisse.“ Herr Breen hat Recht! Wenn Sie bis auf den gewaltigen Alpengipfel des Matterhorn hinaufsteigen, um von dort auf die Königreiche der Erde hinabzublicken, so würde es ein angenehmer Zufall sein, wenn Sie dort droben Erdbeeren fänden; aber nicht um der Erdbeeren willen würden Sie das Matterhorn erklommen haben. Ist Herr Arnold wirklich unbescheiden genug, um sich einzubilden, daß er unter den englischen Schriftstellern im Zeitraume von dreihundert oder vierhundert Jahren der einzige sei, der ein gänzlich fehlerfreies Englisch schreibt? Nein! Das bildet sich Herr Arnold nicht ein; er vergaß nur einen Augenblick, daß er sich in ein Glashaus setze; und kaum saß er darin, als unser General Fry die Scheiben über seinem Kopfe einwarf.“General Grant's grammar is as good as anybody's. But if this were not so, then what the Englishman Henry H. Breen says in the already mentioned book would also be applicable to him: “To presuppose that someone, because he is a poet or a historian, must always write perfectly correct grammar, is just as wrong as if one wanted to demand from an architect that he should also be a carpenter, or from a doctor that he should know how to produce every medicine.” Mr. Breen is right! If you climb up to the mighty alpine peak of the Matterhorn to look down from there on the kingdoms of the earth, it would be a pleasant coincidence if you found strawberries up there; but you would not have climbed the Matterhorn for the sake of strawberries. Is Mr. Arnold really immodest enough to imagine that he is the only one among English writers in the period of three hundred or four hundred years who writes an entirely faultless English? No! Mr. Arnold does not imagine that; he only forgot for a moment that he was sitting in a glass house; and scarcely was he sitting in it when our General Fry smashed the panes over his head.
„Gewisse Leute mögen auf winzige, ohne Vergrößerungsglas nicht sichtbare Stäubchen Jagd machen, so viel sie wollen. Aber sie können nicht die Thatsache umstoßen, daß General Grant's bescheidene, einfache Kriegserinnerungen ein großes, in seiner Art einziges und unanfechtbares schriftstellerisches Meisterwerk sind. Sein Stil ist fehlerlos, und Niemand könnte es besser machen. Große Bücher beurtheilt und mißt man aber nach ihrem Stil und Inhalt und legt an sie nicht den Maßstab schulmeisterlicher Wortfuchserei. Grant, der einfache Soldat, ist freilich kein künstelnder Phrasenschmied, aber er kettet seine Worte mit einer Kunst zusammen, welche über der Kunst der Schule steht, und er hat seinen Worten jenes wunderbare Etwas eingehaucht, welches in amerikanischen Ohren, so lange es ein Amerika giebt, wie Trommelschlag und wie der Schritt und Tritt einherziehender Heerschaaren erklingen wird. Was fragen wir nach schulmeisterlichen Grammatikschnüffeleien, wenn wir an den Mann denken, von dem das Donnerwort stammt: „Unbedingte und augenblickliche Uebergabe!“ Und das andere: „Ich beabsichtige, sogleich gegen Ihre Verschanzungen anzurücken.“ „Ich will es auf dieser Linie ausfechten, und wenn der ganze Sommer darüber hingeht.“ Herr Arnold würde ohne Zweifel auch darin grammatikalische Fehler aufspüren; und doch haben diese Worte die ganze amerikanische Nation so aufgerüttelt, wie es hundert Millionen Tonnen der hartgesottensten und bockssteifsten Grammatik aus einem anderen Munde nicht vermöchten. Und dann haben wir von Grant auch jenes sanftere Wort, welches beweist, daß in seinem Heldenherzen neben kriegerischer Tapferkeit die Milde wohnte und daß seine Zunge auch ihr den rechten Ausdruck zu geben wußte. Ich meine Grant's Wort: Lasset uns Frieden haben.““Certain people may hunt as much as they please for tiny specks of dust invisible without a magnifying glass. But they cannot overthrow the fact that General Grant's modest, simple war memoir is a great literary masterpiece, indisputable and unique in its kind. His style is faultless, and no one could do better. Great books, however, are judged and measured by their style and content, and not by the standard of schoolmasterly verbosity. Grant, the simple soldier, is admittedly not a master wordsmith, but he chains his words together with an art which is above the art of the school, and he has breathed into his words that wonderful something which will sound in American ears, as long as there is an America, like the beat of a drum and like the step and tread of marching armies. Why do we ask for schoolmasterly grammatical sniffling when we think of the man from whom came the thundering word: “Unconditional and instantaneous surrender!” And the other: “I intend to move immediately against your entrenchments.” “I intend to fight it out on this line, and if the whole summer passes over it.” Mr. Arnold would no doubt detect grammatical errors in that, too; and yet those words stirred the whole American nation as a hundred million tons of the most hard-boiled and buck-stiff grammar from another mouth could not. And then we also have from Grant that gentler word which proves that in his heroic heart, along with martial valor, dwelt gentleness and that his tongue also knew how to give it the right expression. I mean Grant's word: Let us have peace.”
Eine ebenso wuchtige Thatsache hat Herr Clemens in seiner trefflichen Rede nicht erwähnt. Wir meinen die: General Grant hat das erste Drittel seines Buches nach einem über ihn hereingebrochenen schweren Unglück und die zwei anderen Drittel während seiner schrecklichen Todeskrankheit verfaßt, und doch ist dieses Buch nicht nur in seinem Inhalt, sondern auch in seiner Form Allem überlegen, was Matthew Arnold bei bester Gesundheit und im behaglichen Professorenstuhle jemals zu Papier gebracht hat.Mr. Clemens did not mention another equally powerful fact in his excellent speech. We mean this: General Grant wrote the first third of his book after a serious misfortune had befallen him and the other two thirds during his terrible mortal illness, and yet this book is superior not only in its content but also in its form to anything Matthew Arnold ever put on paper in the best of health and sitting in the comfortable chair of a professor.

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