Die Million-Banknote [part one] | 27 April 1895
Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.), 27 April 1895. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1895-04-27/ed-1/seq-10/>
The following text is the first part of a translation of Mark Twain's short story "The £1,000,000 Bank-Note."
The same newspaper featured part two of the translation one week later (5 May 1895).
Key to annotations on German translations of Mark Twain's original texts
Transcription | English Translation / Original Text |
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Die Million-Banknote | The £1,000,000 Bank-Note [translated as "The Million Bank Note"] |
Humoreske von Mark Twain | {Humorous story by Mark Twain} |
Deutsch von D. Lande. | {Translated into German by D. Lande} |
In meinem siebenundzwanzigsten Lebensjahr bekleidete ich in San Franzisco die Stelle eines Buchhalters bei einem Bergwerk-Makler. Ich war arm und stand ganz allein in der Welt da. Verstand und unbedingte Rechtschaffenheit waren mein einziger Besitz; doch hoffte ich zuversichtlich, damit im Leben mein Glück zu machen. | When I was twenty-seven years old, I was a mining-broker's clerk in San Francisco, and an expert in all the details of stock traffic. I was alone in the world, and had nothing to depend upon but my wits and a clean reputation; but these were setting my feet in the road to eventual fortune, and I was content with the prospect. |
Den Sonnabend Nachmittag hatte ich gewöhnlich frei und benutzte diese Zeit regelmäßig, um eine kleine Segelpartie zu unternehmen. Eines Tages wagte ich mich zu weit hinaus auf die See und verlor die Richtung vollständig. Die Nacht war schon hereingebrochen, und ich hatte bereits alle Hoffnung, den Hafen zu erreichen, aufgegeben, als eine kleine Brigg, die nach London ging, mich in meiner Noth bemerkte und aufnahm. Es war eine lange, stürmische Fahrt, und da ich Nichts bezahlen konnte, mußte ich während der Reise wie ein gewöhnlicher Matrose arbeiten. Als wir endlich in London anlangten, waren meine Kleider schäbig und zerrissen, und mein ganzer Reichthum bestand aus einem einzigen Dollar. Davon lebte ich vierundzwauzig Stunden, und am nächsten Tage hatte ich weder etwas zu essen, noch wußte ich, wo ich mein Haupt niederlegen sollte. Müde und hungrig schlenderte ich gegen zehn Uhr Morgens über Portland-Place; da sah ich, wie ein Kind, daß von einer Wärterin geführt wurde, eine große, überreife Birne, die es nur angebissen hatte, in den Rinnstein warf. Instinktiv machte ich Halt und heftete meine Augen verlangend auf diese schmutzige Beute. Das Wasser lief mir im Munde zusammen; ich lechzte danach, den Leckerbissen zu ergreifen und zu verschlingen. Aber jedes Mal, wenn ich eine Bewegung machte, um die Frucht aufzulesen, bemerkte es ein Vorübergehender, und natürlich richtete ich mich schnell in die Höhe und versuchte, so gleichgiltig wie möglich auszusehen. Das wiederholte sich einige Male, doch als ich eben in meiner Verzweiflung aller Schande zu trotzen und die Frucht an mich zu nehmen beschloß, da öffnete hinter mir ein Fenster, und ein Herr rief mir zu: „Bitte, kommen Sie doch herein!“ | My time was my own after the afternoon board, Saturdays, and I was accustomed to put it in on a little sail-boat on the bay. One day I ventured too far, and was carried out to sea. Just at nightfall, when hope was about gone, I was picked up by a small brig which was bound for London. It was a long and stormy voyage, and they made me work my passage without pay, as a common sailor. When I stepped ashore in London my clothes were ragged and shabby, and I had only a dollar in my pocket. This money fed and sheltered me twenty-four hours. During the next twenty-four I went without food and shelter. About ten o'clock on the following morning, seedy and hungry, I was dragging myself along Portland Place, when a child that was passing, towed by a nursemaid, tossed a luscious big pear - minus one bite - into the gutter. I stopped, of course, and fastened my desiring eye on that muddy treasure. My mouth watered for it, my stomach craved it, my whole being begged for it. But every time I made a move to get it some passing eye detected my purpose, and of course I straightened up, then, and looked indifferent, and pretended that I hadn't been thinking about the pear at all. This same thing kept happening and happening, and I couldn't get the pear. I was just getting desperate enough to brave all the shame, and to seize it, when a window behind me was raised, and a gentleman spoke out of it, saying: “Step in here, please.” |
Ich wurde durch einen prächtigen Treppenflur in ein elegant ausgestattetes Zimmer geführt, in dem zwei ältere Herren saßen. Sie schienen eben ihr Frühstück beendet zu haben, und der Anblick der leckeren Ueberreste wirkte bei meinem elenden Zustand fast überwältigend auf mich. Kaum konnte ich meine Sinne zusammenhalten; doch da man mich nicht nöthigte, von den Schätzen, die da vor mir lagen, zu kosten, so mußte ich mich wohl oder übel bezähmen. | I was <admitted by a gorgeous flunkey, and> shown into a sumptuous room where a couple of elderly gentlemen were sitting. They sent away the servant, and made me sit down. They had just finished their breakfast, and the sight of the remains of it almost overpowered me. I could hardly keep my wits together in the presence of that food, but as I was not asked to sample it, I had to bear my trouble as best I could. |
Nun war hier kurz vorher etwas verabredet worden, wovon ich erst einige Zeit nachher erfuhr; aber ich will es lieber jetzt gleich erzählen: Die beiden Brüder hatten nämlich über eine Angelegenheit leidenschaftlich disputirt und zuletzt beschlossen, sie durch eine Wette zu entscheiden, was man in England bei Streitigkeiten gewöhnlichen thun pflegt. | Now, something had been happening there a little before, which I did not know anything about until a good many days afterwards, but I will tell you about it now. Those two old brothers had been having a pretty hot argument a couple of days before, and had ended by agreeing to decide it by a bet, which is the English way of settling everything. |
Der Leser wird sich vielleicht noch erinnern, daß die Bank von England einmal bei Gelegenheit eines großen Unternehmens im Ausland zwei Banknotenherstellen ließ, deren jede den Werth von einer Million Pfund Sterling hatte. Aus irgend einem Grunde wurde nur eine dieser Noten ausgegeben, während die andere seitdem unbenutzt in den Gewölben der Bank vergraben lag. Die beiden Herren hatten nun eines Tages Betrachtungen darüber angestellt, welches Schicksal wohl einem ehrlichen und intelligenten, doch in London völlig fremden Manne widerfahren würde, wenn er nur im Besitz einer Million-Banknote wäre und keinerlei glaubwürdige Beweise an der Hand hätte, wie er zu jenem Gelde gekommen. | You will remember that the Bank of England once issued two notes of a million pounds each, to be used for a special purpose connected with some public transaction with a foreign country. For some reason or other only one of these had been used and canceled; the other still lay in the vaults of the Bank. Well, the brothers, chatting along, happened to get to wondering what might be the fate of a perfectly honest and intelligent stranger who should be turned adrift in London without a friend, and with no money but that million-pound bank-note, and no way to account for his being in possession of it. |
A. meinte, der Mann würde einfach verhungern müssen, B. bezweifelte Dies auf's Entschiedenste. A. behauptete ferner, jener Mensch müsse nothwendigerwise verhaftet werden, sobald es ihm einfiele, die Note bei einer Bank zu wechseln. So disputirten sie weiter; endlich sagte B., er wolle um zwanzigtausend Pfund wetten, daß dieser Mann mindestens dreißig Tage von dem Millionen-Schein würde leben können, ohne in's Gefängniß zu wandern. Die Wette wurde angenommen. B. ging zur Bank und kaufte sofort die merkwürdige Note. Darauf diktirte er einem seiner Buchhalter einen Brief, den dieser in schöner, kaufmännischer Handschrift niederschrieb. Dann setzten sich die beiden Brüder an's Fenster und beobachteten die Vorübergehenden, um den richtigen Mann für ihre Wette herauszufinden. | Brother A said he would starve to death; Brother B said he would n't. Brother A said he could n't offer it at a bank or anywhere else, because he would be arrested on the spot. So they went on disputing till Brother B said he would bet twenty thousand pounds that the man would live thirty days, any way, on that million, and keep out of jail, too. Brother A took him up. Brother B went down to the Bank and bought that note. Just like an Englishman, you see; pluck to the backbone. Then he dictated a letter, which one of his clerks wrote out in a beautiful round hand, and then the two brothers sat at the window a whole day watching for the right man to give it to. |
Sie sahen viele ehrliche Gesichter, die aber nicht intelligent genug waren, viele, die ihnen zwar klug, doch nicht ehrlich erschienen, endlich andere, die beide Eigenschaften vereinigten, doch wiederum nicht ärmlich aussahen, aber auch nicht wie Fremde. Immer hatten sie an den vorübergehenden Personen etwas auszusetzen, bis endlich ihr Blick auf mich fiel, und sie feststellten, daß ich allen Anforderungen genügte. So erwählten sie mich einmüthig, und da saß ich nun, um zu erfahren, was sie von mir verlangten. Erst begannen sie, mich über meine Persönlichkeit auszuforschen, und als sie alles Nöthige wußten, eröffneten sie mir, daß ich für ihre Zwecke vollkommen geeignet sei. Ich sprach meine Befriedigung darüber aus und wollte nun wissen, wofür sie mich ausersehen hätten. Da übergab mir einer der Brüder ein geschlossenes Couvert mit der Bemerkung, daß ich alles Wissenswerthe darin finden würde. Ich wollte es sogleich öffnen, aber er bedeutete mich, Dies jetzt noch nicht zu thun, sondern das Schriftstück mit nach Hause zu nehmen, es dort sorgfältig durchzulesen und nicht unüberlegt zu handeln. Von Neugier getrieben, wollte ich mich noch näher erkundigen, aber sie verweigerten mir jede weitere Auskunft, und so ging ich denn gekränkt und beleidigt von dannen, weil ich mich der Empfindung nicht erwehren konnte, daß die beiden mich zum Gegenstand irgend eines frivolen Scherzes machten; und doch unterwarf ich mich willig ihren Forderungen, da ich nicht in der Lage war, den Beschimpfungen wohlhabender und einflußreicher Leute zu trotzen. | They saw many honest faces go by that were not intelligent enough; many that were intelligent but not honest enough; many that were both, but the possessors were not poor enough, or, if poor enough, were not strangers. There was always a defect, until I came along; but they agreed that I filled the bill all around; so they elected me unanimously, and there I was, now, waiting to know why I was called in. They began to ask me questions about myself, and pretty soon they had my story. Finally they told me I would answer their purpose. I said I was sincerely glad, and asked what it was. Then one of them handed me an envelope, and said I would find the explanation inside. I was going to open it, but he said no; take it to my lodgings, and look it over carefully, and not be hasty or rash. I was puzzled, and wanted to discuss the matter a little further, but they did n't; so I took my leave, feeling hurt and insulted to be made the butt of what was apparently some kind of a practical joke, and yet obliged to put up with it, not being in circumstances to resent affronts from rich and strong folk. |
Gern hätte ich jetzt sogar vor aller Welt die Birne aufgelesen und verzehrt; aber zu meinem Schmerz war sie verschwunden; so hatte ich durch diese unliebsame Unterbrechung meinen werthvollen Fund aus den Augen verloren, und dies war nicht gerade dazu angethan, meine Gefühle gegen die beiden Brüder zu besänftigen. So bald ich einige Schritte von dem Hause entfernt war, öffnete ich das Kuvert ein klein wenig und sah, o Freude, daß sich Geld darin befand. Sofort änderte sich meine Meinung von den Brüdern. Schnell steckte ich das Papier mit dem werthvollen Inhalt in meine Westentasche und suchte stracks eine billige Restauration auf. Und mit welchem Appetit aß ich da! Als mein Hunger halbwegs gestillt war, zog ich die Banknote heraus, warf einen flüchtigen Blick darauf und – wäre beinahe in Ohnmacht gefallen! Fünf Millionen Dollars! Das ganze Zimmer tanzte um mich herum! So mochte ich wohl eine ganze Zeit lang halb im Traum dagesessen haben, ohne meine Fassung wiedergewinnen zu können. Das Erste, was mir zum Bewußtsein kam, war, daß der Wirth wie angewurzelt vor mir stand. Auch sein Blick war starr auf die Banknote geheftet, und er machte den Eindruck, als könnte er vor Schreck und Erstaunen kein Glied bewegen. Ich aber faßte mich sogleich und that, was in diesem Augenblick wohl das Vernünftigste war. Möglichst unbefangen reichte ich ihm den Schein hin und sagte in gleichgültigen Ton: „Bitte,wechseln Sie mir.“ | I would have picked up the pear, now, and eaten it before all the world, but it was gone; so I had lost that by this unlucky business, and the thought of it did not soften my feeling towards those men. As soon as I was out of sight of that house I opened my envelope, and saw that it contained money! My opinion of those people changed, I can tell you! I lost not a moment, but shoved note and money into my vest-pocket, and broke for the nearest cheap eating-house. Well, how I did eat! When at last I could n't hold any more, I took out my money and unfolded it, took one glimpse and nearly fainted. Five millions of dollars! Why, it made my head swim. I must have sat there stunned and blinking at the note as much as a minute before I came rightly to myself again. The first thing I noticed, then, was the landlord. His eye was on the note, and he was petrified. He was worshipping, with all his body and soul, but he looked as if he could n't stir hand or foot. I took my cue in a moment, and did the only rational thing there was to do. I reached the note towards him, and said carelessly: “Give me the change, please.” |
Mit einem Ruck erwachte er aus seiner Erstarrung, entschuldigte sich tausend Mal, daß er auf die Note nicht herausgeben könne, und war nicht zu bewegen, sie auch nur anzurühren. Dagegen betrachtete er sie aus möglichst großer Entfernung ehrfürchtig und mit weit aufgerissenen Augen wie ein geheiligtes Wunder. | Then he was restored to his normal condition, and made a thousand apologies for not being able to break the bill, and I couldn't get him to touch it. <He wanted to look at it, and keep on looking at it; he could n't seem to get enough of it to quench the thirst of his eye, but he shrank from touching it as if it had been something too sacred for poor common clay to handle. I said:> {He looked at it from as far away as possible, reverently and wide-eyed, as if it were a sacred miracle.} |
„Es thut mir leid, Ihnen Umstände zu machen. Aber wenn Sie mir die Note nicht wechseln können, bin ich nicht im Stande, Sie zu zahlen; ich habe kein anderes Geld bei mir!“ | “I am sorry if it is an inconvenience, <but I must insist>. Please change it; [translated as "If you are unable to change it, I won't be able to pay.] I have n't anything else.” |
Aber er meinte, das wäre nicht schlimm, ich sollte es nur ruhig für ein anderes Mal lassen; es sei ja nur eine Kleinigkeit. | But he said that was n't any matter; he was quite willing to let the trifle stand over till another time. |
„Wenn ich nun in nächster Zeit gar nicht in diese Gegend komme?“ | I said I might not be in his neighbourhood again for a good while; |
„O, das thut nichts!“ entgegnete er. „Im Uebrigen können Sie jederzeit alles bei mir haben und die Rechnung solange bei mir anwachsen lassen, wie es Ihnen beliebt. Ich hege durchaus kein Mißtrauen gegen einen so reichen Herrn!“ | but he said it was of no consequence, he could wait, and, moreover, I could have anything I wanted, any time I chose, and let the account run as long as I pleased. He said he hoped he was n't afraid to trust as rich a gentleman as I was, |
Der Grund dafür war wohl der, daß ich vergnügt und guter Dinge schien, u.er daraus schloß, ich sei ein steinreicher Mann, der mit seiner ärmlichen Kleidung die Leute nur zum Besten haben wollte. Inzwischen kam ein anderer Gast, und der Wirth gab mir eiligst ein Zeichen, die Banknote einzustecken; dann verbeugte er sich u. complimentirte mich zur Thür hinaus. Schnell wollte ich jetzt das Haus der beiden Brüder aufsuchen, um das offenbare Mißverständniß wieder gut zu machen, bevor mich die Polizei dazu zwingen würde. Mir war sehr unbehaglich zu Muthe, obgleich ich doch vollkommen schuldlos in der Sache war; aber ich kannte die Menschen zu gut, um nicht zu wissen, daß, wenn Jemand einem armen Schlucker eine Million-Banknote anstatt einer 1 Pfund-Note gegeben, er gegen diesen in Heller Wuth sein würde, anstatt sich wegen seiner eigenen Unvorsichtigkeit Vorwürfe zu machen. Je näher ich dem Hause kam, desto mehr legte sich meine Aufregung, denn alles war so still, daß ich vermuthen mußte, der Irrthum sei noch nicht eindeckt worden. Ich schellte an der Hausthür. Derselbe Diener von vorhin öffnete mir. Ich fragte nach den beiden Herren. | merely because I was of a merry disposition, and chose to play larks on the public in the matter of dress. By this time another customer was entering, and the landlord hinted to me to put the monster out of sight; then he bowed me all the way to the door, and I started straight for that house and those brothers, to correct the mistake which had been made before the police should hunt me up, and help me do it. I was pretty nervous, in fact pretty badly frightened, though, of course, I was no way in fault; but I knew men well enough to know that when they find they've given a tramp a million-pound bill when they thought it was a one-pounder, they are in a frantic rage against him instead of quarrelling with their own near-sightedness, as they ought. As I approached the house my excitement began to abate, for all was quiet there, which made me feel pretty sure the blunder was not discovered yet. I rang. The same servant appeared. I asked for those gentlemen. |
„Sie sind nicht zu Hause!“ sagte er in dem kalten und hochmüthigen Ton, der solchen Personen eigen ist. | “They are gone.” This in the lofty, cold way of that fellow's tribe. |
„Nicht zu Hause? Wo sind sie denn?“ | “Gone? Gone where?” |
„Verreist!“ | “On a journey.” |
„Wohin?“ | “But whereabouts?” |
„Ich glaube nach dem Continent!“ | “To the Continent, I think.” |
„Nach dem Continent?“ | “The Continent?” |
„Ja, Herr!“ | “Yes, sir.” |
„Auf welchem Wege denn?“ | “Which way - by what route?” |
„Das weiß ich nicht, Herr!“ | “I can't say, sir.” |
„Wann beabsichtigen sie, wieder hier zu sein?“ | “When will they be back?” |
„In vier Wochen!“ | “In a month, they said.” |
„Vier Wochen? Das ist ja schrecklich! Sagen Sie mir um Gotteswillen, auf welche Weise kann ich den Herren eine .Nachricht zukommen lassen? Es-ist mir von der größten Wichtigkeit!“ | “A month! Oh, this is awful! Give me some sort of idea of how to get a word to them. It's of the last importance.” |
„Das weiß ich wirklich nicht. Ich habe keine blasse Ahnung, wohin sie gereist sind!“ | “I can't, indeed. I've no idea where they've gone, sir.” |
„Kann ich nicht irgend ein Familienmitglied sprechen?“ | “Then I must see some member of the family.” |
„Die ganze Familie ist ebenfalls auf; Reisen seit vielen Monaten, ich glaube in Egypten oder in Indien!“ | “Family's away too; been abroad months - in Egypt and India, I think.” |
„Wissen Sie, lieber Mann, es ist ein fürchterlicher Irrthum vorgekommen. Ich glaube, die Herren werden deshalb noch vor Abend zurückkehren. Wollen Sie ihnen dann sagen, daß ich hier gewesen sei und wiederkommen wolle; sie sollten sich doch ja nicht ängstigen.“ | “Man, there's been an immense mistake made. They'll be back before night. Will you tell them I've been here, and that I will keep coming till it's all made right, and they need n't be afraid?” |
„Wenn die Herren heute schon wieder hier sein sollten, will ich es ihnen ausrichten; aber ich glaube, sie werden nicht zurückkehren. Es wurde mir nämlich gesagt, daß Sie in einer Stunde hierher eilen und nach den Herren fragen würden. Ich sollte Ihnen dann bestellen, es sei alle in Ordnung, und meine Herrschaft wollte schon zur Zeit zurück sein und Sie erwarten!“ | “I'll tell them, if they come back, but I am not expecting them. They said you would be here in an hour to make inquiries, but I must tell you it's all right, they'll be here on time and expect you.” |
So mußte ich denn meine Nachforschungen aufgeben und meiner Wege gehen. Das war eine schöne Geschichte! Ich war ganz außer Fassung! „Siewürden zur Zeit zurück sein!“ Was sollte das nur bedeuten? Aber halt! Vielleicht stand etwas in dem Brief? Den hatte ich ja ganz vergessen! Ich nahm ihn aus der Tasche und las Folgendes: | So I had to give it up and go away. What a riddle it all was! I was like to lose my mind. They would be here “on time.” What could that mean? Oh, the letter would explain, maybe. I had forgotten the letter; I got it out and read it. This is what it said: |
„Sie sind anscheinend ein intelligenter und rechtschaffener Mensch. Wir vermuthen, daß Sie Nichts besitzen und in London Niemanden kennen. Dieses Couvert enthält eine große Summe Geldes, die wir Ihnen für vier Wochen ohne Zinsen leihen. Bitte, berichten Sie nach Ablauf dieser Zeit, was Sie damit gethan haben. Ich habe Sie zum Gegenstand einer Wette gemacht, und wenn ich gewinnen sollte, will ich Ihnen eine so gute Stelle verschaffen, wie es irgend in meiner Macht steht.“ | “You are an intelligent and honest man, as one may see by your face. We conceive you to be poor and a stranger. Enclosed you will find a sum of money. It is lent to you for thirty days, without interest. Report at this house at the end of that time. I have a bet on you. If I win it you shall have any situation that is in my gift - any, that is, that you shall be able to prove yourself familiar with and competent to fill.” |
Keine Unterschrift keine Adresse, kein Datum! | No signature, no address, no date. |
Das war eine harte Nuß! Du, lieber Leser, weißt schon, welche Unterhaltung dieser Sache vorangegangen war. Aber für mich war die ganze Geschichte ein vollkommenes Räthsel. Ich hatte nicht im Entferntesten eine Ahnung, um was es sich hier handelte, ob man mir eine Falle legen oder eine Wohlthat erweisen wollte. ich ging in den nahen Park, setzte mich nieder und versuchte, darüber nachzudenken, was ich wohl in meiner Lage am besten thun könne. Nach Verlauf einer Stunde war mein Entschluß gefaßt. | Well, here was a coil to be in! You are posted on what had preceded all this, but I was not. It was just a deep, dark puzzle to me. I had n't the least idea what the game was, nor whether harm was meant me or a kindness. I went into a park, and sat down to try to think it out, and to consider what I had best do. At the end of an hour, my reasonings had crystallised into this verdict. |
Vielleicht meinten es die Herren gut mit mir, vielleicht auch nicht. Möglicherweise wollten sie nur ihr Spiel mit einem armen Schlucker treiben, vielleicht verfolgten sie einen bestimmten Zweck oder wollten ein Experiment mit mir machen. Gleichviel! Sie hatten mich zum Gegenstand einer Wette gemacht; welcher Art diese war, wußte ich nicht. Nur Eines war mir vollkommen klar bei der Sache, und ich konnte es mit der größten Gewißheit annehmen. Wenn ich nach der Bank gehen und die Leute dort bitten wollte, die Note dem Besitzereinzuhändigen, so würden sie es thun, denn sie kennen ihn jedenfalls genauer, als ich; aber sie würden mich sogleich fragen, wie ich in den Besitz des Geldes gekommen, und wenn ich die Wahrheit sagte, könnten sie mich nur in eine Irrenanstalt befördern; machte ich dagegen den Versuch, zu lügen, so würde ich unverzüglich in's Gefängniß wandern. Dasselbe müßte mir widerfahren, wenn ich anderswo die Note zu Gelde machen oder darauf borgen wollte. Kurz, es blieb mir eigentlich nichts Anderes übrig, als diese furchtbare Last bis zur Rückkehr der beiden Brüder mit mir herumzutragen. Die Note war mithin so werthlos für mich, wie eine Hand voll Asche, und doch mußte ich sie sorgfältig bewahren und inzwischen meinen Lebensunterhalt erbetteln. Nicht einmal wegschenken konnte ich sie. Denn weder ein ehrlicher Mensch, noch ein Straßenräuber würde sie nehmen oder damit etwas zu thun haben wollen. Den Brüdern dagegen war ihr Geld sicher, selbst wenn ich den Schein verbrennen oder verlieren sollte; denn sie konnten jederzeit bei der Bank die Auszahlung an Fremde verhindern. Nur für mich war die Situation eine verzweifelte; ich mußte inzwischen einen ganzen Monat leben und bekam voraussichtlich keinen Pfennig von dem vielen Gelde, wenn es mir nicht gelang, zum Gewinn der Wette beizutragen. In diesem letzteren Fall war ich ein gemachter Mann. Das wäre schön! So reiche Leute haben ja alle möglichen gutbezahlten Stelle zu vergeben. | Maybe those men mean me well, maybe they mean me ill; no way to decide that - let it go. They've got a game, or a scheme, or an experiment of some kind on hand; no way to determine what it is - let it go. There's a bet on me; no way to find out what it is - let it go. That disposes of the indeterminable quantities; the remainder of the matter is tangible, solid, and may be classed and labelled with certainty. If I ask the Bank of England to place this bill to the credit of the man it belongs to, they'll do it, for they know him, although I don't; but they will ask me how I came in possession of it, and if I tell the truth, they'll put me in the asylum, naturally, and a lie will land me in jail. The same result would follow if I tried to bank the bill anywhere or to borrow money on it. I have got to carry this immense burden around until those men come back, whether I want to or not. It is useless to me, as useless as a handful of ashes, and yet I must take care of it, and watch over it, while I beg my living. I could n't give it away, if I should try, for neither honest citizen nor highwayman would accept it or meddle with it for anything. Those brothers are safe. Even if I lose their bill, or burn it, they are still safe, because they can stop payment, and the Bank will make them whole; but meantime, I've got to do a month's suffering without wages or profit - unless I help win that bet, whatever it may be, and get that situation that I am promised. I should like to get that; men of their sort have situations in their gift that are worth having. |
Nun fing ich an, mir meine Zukunft auszumalen, und meine Hoffnungen bewegten sich in immer kühneren Dimensionen. Sicher würde ich ein hohes Einkommen beziehen, in einem Monat sollte es anfangen, und dann mußte es mir ja gelingen, ein reicher und angesehener Mann zu werden. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Noch immer schlenderte ich gedankenvoll in den Straßen umher. Da erwachte durch den Anblick eines Kleidermagazins in mir die Sehnsucht, meine schäbigen Kleider endlich einmal abzuwerfen und mich wieder anständig zu kleiden. Konnte ich das mit gutem Gewissen thun? Nein! Ich hatte ja nur die Million-Banknote! Ich zwang mich, an dem Hause vorüber zu gehen. Aber bald-zog es mich unwiderstehlich zurück, und die Versuchung packte mich mit aller Gewalt. Fünf oder sechs Mal ging ich auf und ab und kämpfte tapfer gegen meine Gefühle. Endlich konnte ich der Versuchung nicht mehr Stand halten; ich mußte hinein! Schüchtern fragte ich einen jungen Burschen, ob er nicht irgend einen verpaßten Anzug auf Lager hätte. Ohne mich einer Antwort zu würdigen, überwies er mich einem Anderen; doch als ich mich an diesen wandte, wiederholte sich dasselbe Spiel; er winkte einem Dritten, der mir endlich zurief: | I got to thinking a good deal about that situation. My hopes began to rise high. Without doubt the salary would be large. It would begin in a month; after that I should be all right. Pretty soon I was feeling first-rate. By this time I was tramping the streets again. The sight of a tailor-shop gave me a sharp longing to shed my rags, and to clothe myself decently once more. Could I afford it? No; I had nothing in the world but a million pounds. So I forced myself to go on by. But soon I was drifting back again. The temptation persecuted me cruelly. I must have passed that shop back and forth six times during that manful struggle. At last I gave in; I had to. I asked if they had a misfit suit that had been thrown on their hands. The fellow I spoke to nodded his head towards another fellow, and gave me no answer. I went to the indicated fellow, and he indicated another fellow with his head, and no words. I went to him, and he said: |
„Ich komme sogleich!“ | “'Tend to you presently.” |
Geduldig wartete ich, bis er mit seiner Arbeit fertig war, und folgte ihm dann in ein Hinterzimmer. Hier kramte er in einem Haufen schlechter Anzüge und wählte endlich den unansehnlichsten für mich aus. Hastig kleidete ich mich um. Er paßte nicht und war überhaupt nicht verlockend; dennoch sehnte ich mich danach, ihn zu kaufen, und sagte daher in zufriedenem, doch etwas zögerndem Ton: „Es wäre mir sehr angenehm, wenn Sie auf die Bezahlung einige Tage warten könnten. Ich habe gar kein Kleingeld bei mir.“ | I waited till he was done with what he was at, then he took me into a back room, and overhauled a pile of rejected suits, and selected the rattiest one for me. I put it on. It did n't fit, and was n't in any way attractive, but it was new, and I was anxious to have it; so I didn't find any fault, but said with some diffidence: “It would be an accommodation to me if you could wait some days for the money. I have n't any small change about me.” |
Der Bursche verzog das Gesicht zu einem sarkastischen Lächeln und entgegnete: „Sie haben kein Kleingeld? Das dachte ich mir gleich. Herren Ihres Standes tragen ja nur große Summen bei sich.“ | The fellow worked up a most sarcastic expression of countenance, and said: “Oh, you have n't? Well, of course, I did n't expect it. I'd only expect gentlemen like you to carry large change.” |
Aergerlich erwiderte ich ihm: „Freundchen, Sie sollten doch Fremde nicht nur nach ihren Kleidungsstücken beurtheilen. Ich könnte den Anzug sofort bezahlen, nur wollte ich Ihnen nicht die Mühe machen, eine große Banknote wechseln zu müssen.“ | I was nettled, and said: “My friend, you should n't judge a stranger always by the clothes he wears. I am quite able to pay for this suit; I simply did n't wish to put you to the trouble of changing a large note.” |
Da änderte er seinen Ton ein wenig, und mit einem letzten Rest von Ironie antwortete er: „Ich wollte Sie durchaus nicht beleidigen, aber da Sie mir einen Verweis ertheilen, muß ich doch sagen, daß Sie gar keinen Grund zu der Annahme haben, wir könnten nicht auf jede beliebige Banknote herausgeben. Wir sind im Stande, alles zu wechseln.“ | He modified his style a little at that, and said, though still with something of an air: “I did n't mean any particular harm, but as long as rebukes are going, I might say it was n't quite your affair to jump to the conclusion that we could n't change any note <that you might happen to be carrying around>. On the contrary, we can.” |
Ich reichte ihm die Note und sagte leichthin: „Schön! Dann bitte ich um Verzeihung!“ | I handed the note to him, and said: “Oh, very well; I apologise.” |
Er lächelte so, daß sein ganzes Gesicht Falten und Runzeln bekam und wie ein Teich aussah, in den man einen schweren Stein geworfen. Als er nun erst die Banknote näher betrachtete, fror dieses Lächeln förmlich ein oder versteinerte wie der Lavastrom auf den Abhängen des Vesuv. Niemals hatte ich Jemanden so lange hinter einander lächeln sehen. So stand er da und würde wahrscheinlich noch jetzt so stehen, wenn nicht der Inhaber des Geschäfts dazugekommen wäre. | He received it with a smile, one of those large smiles which <goes all around over, and> has folds in it, and wrinkles, <and spirals,> and looks like the place where you have thrown a brick in a pond; and then in the act of his taking a glimpse of the bill this smile froze solid, and turned yellow, and looked like <those wavy, wormy spreads of> lava which you find hardened on little levels on the side of Vesuvius. I never before saw a smile caught like that, and perpetuated. The man stood there holding the bill, and looking like that, and {would probably still be standing like that if not} the proprietor {had} hustled up to see what was the matter, and said briskly: |
„Nun, was ist denn los? Was ist passirt?“ fuhr er ihn barsch an. Ich sagte, es wäre gar nichts paissirt. Ich wartete nur auf mein Geld. | “Well, what 's up? what 's the trouble? what 's wanting?” I said, “There is n't any trouble. I 'm waiting for my change.” |
„Vorwärts, geben Sie dem Menschen sein Geld! Schnell!“ | “Come, come; get him his change, Tod; get him his change.” |
Der Kommis aber stammelte: „Geben Sie ihm sein Geld! Das ist leicht gesagt! Aber sehen Sie doch erst selbst die Banknote!“ | Tod retorted: “Get him his change! It 's easy to say, sir; but look at the bill yourself.” |
Der Chef warf einen Blick darauf und ließ einen leisen langgezogenen Pfiff ertönen, dann durchwühlte er die aufgehäuften Kleider, warf sie dahin und dorthin und zeterte dabei fortwährend ganz aufgeregt vor sich hin: „Wie kann man nur einem verkappten Millionär einen solchen Anzug verkaufen! Sie Dummkopf! Sie Narr! Solche Sachen machen Sie ja immer! Vertreiben mir einen Millionär aus meinem Laden weil Sie ihn nicht von einem Strolch unterscheiden können! Das werden Sie doch nie lernen! Da! Jetzt habe ich endlich gefunden, was ich suche! Bitte, legen Sie doch diese Kleider an, mein verehrter Herr, und werfen Sie sie in's Feuer wenn es Ihnen beliebt. Thun Sie mir den Gefallen, diesen Anzug anzuziehen, das ist gerade Etwas für Sie, einfach und reich, bescheiden und doch fein! Ich hatte ihn für einen auswärtigen Prinzen anfertigen lassen, den Sie vielleicht kennen, den Hospodar von Halifax. Er konnte den Anzug nicht abnehmen, weil seine Mutter gerade im Sterben lag; dafür bestellte er dann eine Trauerkleidung bei mir. Sehen Sie mal, die Beinkleider sitzen ja wie angegossen, und wie Ihnen dir Farbe steht, Herr! Nun, die Weste - ah, sehr schön, und jetzt noch der Rock! Was sagen Sie dazu? Einen solchen Triumph habe ich während meiner langen Geschäftspraxis noch nicht erlebt!“ | The proprietor took a look, gave a low, eloquent whistle, then made a dive for the pile of rejected clothing, and began to snatch it this way and that, talking all the time excitedly, and as if to himself: “Sell an eccentric millionaire such an unspeakable suit as that! Tod 's a fool - a born fool. Always doing something like this. Drives every millionaire away from this place, because he can't tell a millionaire from a tramp, and never could. Ah, here 's the thing I 'm after. Please get those things off, sir, and throw them in the fire. Do me the favour to put on this shirt and this suit; it 's just the thing, the very thing - plain, rich, modest, and just ducally nobby; made to order for a foreign prince - you may know him, sir, his Serene Highness the Hospodar of Halifax; had to leave it with us and take a mourning-suit because his mother was going to die <- which she did n't. But that's all right; we can't always have things the way we - that is, the way they -> there! trousers all right, they fit you to a charm, sir; now the waistcoat: aha, right again! now the coat - lord! look at that, now! Perfect, the whole thing! I never saw such a triumph in all my experience.” |
Auch ich gab meine Befriedigung zu erkennen. | I expressed my satisfaction. |
„Sehr schön, meine Herren: Das wird wohl für den Augenblick genügen!“ | “Quite right, sir, quite right; it 'll do for a makeshift, I 'm bound to say. |
„Aber Sie sollen mal sehen, was wir leisten können, wenn wir Ihnen erst etwas nach Maß anfertigen! Schnell, Tod, geben Sie mal mein Buch und einen Bleistift her. Notiren Sie rasch Beinlänge 32 u. s. w.“ | But wait till you see what we'll get up for you on your own measure. Come, Tod, book and pen; get at it. Length of leg, 32' - and so on. |
Und bevor ich noch ein Wort einwenden konnte, hatte er schon alle meine Maße und bestellte nun beim Schneider, Gesellschafts- und Hausanzüge, Wäsche und tausenderlei Dinge. Als es mir endlich nach vieler Mühe gelang, ihn zu unterbrechen, rief ich ganz aufgeregt dazwischen: | Before I could get in a word he had measured me, and was giving orders for dress-suits, morning suits, shirts, and all sorts of things. When I got a chance I said: |
„Aber, lieber Mann! Ich kann ja das Alles gar nicht abnehmen, wen Sie nicht unbegrenzte Zeit auf die Bezahlung warten wollen oder aber mir die Banknote wechseln!“ | “But, my dear sir, I can't give these orders, unless you can wait indefinitely, or change the bill.” |
„Unbegrenzte Zeit soll ich warten, Herr? Das ist nur ein schwacher Ausdruck! Ewig will ich warten! Tod! packen Sie alle die Sachen zusammen und schicken Sie sie dem Herrn züglich in seine Wohnung! Lassen Sie die weniger vornehmen Kunden ruhig wartren! Schreiben Sie sich die Adresse schnell auf!“ | “Indefinitely! It's a weak word, sir, a weak word. Eternally - that's the word, sir. Tod, rush these things through, and send them to the gentleman's address without any waste of time. Let the minor customers wait. Set down the gentleman's address and - ” |
„Ich wechsle augenblicklich meine Wohnung und will später wiederkommen, um Ihnen die neue Adresse zu bringen.“ | “I 'm changing my quarters. I will drop in and leave the new address.” |
„Sehr schön, mein Herr! Einen Augenblick! Erlauben Sie, daß ich Ihnen die Thür öffne. Adieu, mein Herr! Adieu!“ | “Quite right, sir, quite right. One moment - let me show you out, sir. There - good day, sir, good day.” |
Was geschah nun weiter? Natürlich kaufte ich alles zusammen, was ich nur irgend brauchen konnte, und versuchte überall vergeblich meine Banknote-zu wechseln. Schon nach einer Woche war ich auf's Eleganteste ausgestattet und wohnte in einem der vornehmsten Privat-Hotels am Hanover-Square. Im Hotel nahm ich täglich mein Diner ein, während ich zum Frühstück regelmäßig in Harris bescheidener kleiner Restauration erschien, wo man mir damals auf meine Banknote hin den ersten Imbiß verabreicht hatte. Inzwischen war der Mann durch mich berühmt geworden; denn wie ein Lauffeuer verbreitete es sich durch das ganze Stadtviertel, daß ein fremdländischer Edelmann, der Million-Banknoten in seiner Westentasche trägt, dieses Speisehaus mit seinem täglichen Besuch beehrte. Und das war genug! Denn der arme Harris, der bisher nur kümmerlich von der Hand in den Mund gelebt hatte, war jetzt mit einem Schlag: weit und breit bekannt und seine kleine Restauration wimmelte den ganzen Tag von Kunden. Er schwelgte in seinem Glück und war so dankbar dafür, daß er mir ein Darlehen nach dem anderen aufzwang. Auf diese Weise hatte ich plötzlich auch baares Geld und lebte wie ein reicher, angesehener Mann. Zwar mußte ich mich darauf gefaßt machen, daß dieses feenhafte Dasein eines schönen Tages ein schnelles Ende nehmen könnte, aber jetzt befand ich mich nun einmal darin und mußte mich über Wasser halten oder - zu Grunde gehen. So hing das Damokles-Schwert beständig über mir, und das stimmte mich oft ernst und traurig, während meine Lage im Grunde genommen doch höchst spaßhaft war. Sobald die Dunkelheit hereinbrach, begann das Bewußtsein meines tragischen Geschickes mich wie ein Gespenst zu verfolgen, aus allen Ecken grinsten mir drohende Gesichter entgegen, und die Unruhe plagte mich so furchtbar, daß ich die ganze Nacht stöhnte und kein Ange schließen konnte. Aber sobald es heller Tag wurde, verschwanden jene düsteren Phantasiegebilde, und dann schwelgte ich in einem wahren Glücksrausch! | Well, do n't you see what was bound to happen? I drifted naturally into buying whatever I wanted, and asking for change. Within a week I was sumptuously equipped with all needful comforts and luxuries, and was housed in an expensive private hotel in Hanover Square. I took my dinners there, but for breakfast I stuck by Harris's humble feeding-house, where I had got my first meal on my million-pound bill. I was the making of Harris. The fact had gone all abroad that the foreign crank who carried million-pound bills in his vest-pocket was the patron saint of the place. That was enough. From being a poor, struggling, little hand-to-mouth enterprise, it had become celebrated, and overcrowded with customers. Harris was so grateful that he forced loans upon me, and would not be denied; and so, pauper as I was, I had money to spend, and was living like the rich and the great. I judged that there was going to be a crash by and by, but I was in, now, and must swim across or drown. You see there was just that element of impending disaster to give a serious side, a sober side, yes, a tragic side, to a state of things which would otherwise have been purely ridiculous. In the night, in the dark, the tragedy part was always to the front, and always warning, always threatening; and so I moaned and tossed, and sleep was hard to find. But in the cheerful daylight the tragedy element faded out and disappeared, and I walked on air, and was happy to giddiness, to intoxication, you may say. |
Nichts natürlicher als dieses? Denn ich war nach und nach zu einer hauptstädtischen Berühmtheit geworden, und das stieg mir nicht wenig zu Kopf. Kaum konnte man eine englische, schottische oder irische Zeitung zur Hand nehmen, ohne die verschiedensten Berichte über den Westentaschen-Millionär und'! sein ganzes Thun und Treiben darin zu finden. Erst fand sich mein Name am-Ende des Klatschparagraphen, dann rückte ich allmälig in die Rubrik der Parlamentsmitglieder, später in die der Baronets ein, und so ging ich beständig aufwärts, bis ich endlich den ersten Platzgleich hinter der königlichen Familie und den Primas von England eroberte und mich auf dieser Höhe behauptete. Gleichdarauf erreichte ich die höchste Stufe des Ruhmes: der „Punch“ brachte mein Bildniß. Fortan war ich ein gemachter Mann und in aller Welt Munde. Nun muß man nur bedenken, daß ich bis dahin ein ganz unbedeutender junger Mensch gewesen war, den Keiner beachtete, und mit einem Male war ich so berühmt geworden, daß jedes Wort aus meinem Munde überall und in allen Tonarten wiederholt wurde. Kaum ließ ich mich auf der Straße blicken, so flüsterte man hinter mir her: „Seht, da geht er, das ist er!“ Nahm ich irgendwo mein Frühstück ein, so hatte ich gleich eine Menschenmenge um mich herum; erschien ich in einer Loge der Oper, sofort richteten sich alle Operngläser und-Lorgnetten auf mich, kurz, ich schwamm in einem Meere von Wonne und Glück! | And it was natural; for I had become one of the notorieties of the metropolis of the world, and it turned my head, not just a little, but a good deal. You could not take up a newspaper, English, Scotch, or Irish, without finding in it one or more references to the “vest-pocket million-pounder” and his latest doings and sayings. At first, in these mentions, I was at the bottom of the personal gossip column; next, I was listed above the knights, next above the baronets, next above the barons, and so on, and so on, climbing steadily, as my notoriety augmented, until I reached the highest altitude possible, and there I remained, taking precedence of all dukes not royal, and of all ecclesiastics except the Primate of all England. But, mind, this was not fame; as yet I had achieved only notoriety. Then came the climaxing stroke - the accolade, so to speak - which in a single instance transmuted the perishable dross of notoriety into the enduring gold of fame: “Punch” caricatured me! Yes, I was a made man, now: my place was established. <I might be joked about still, but reverently, not hilariously, not rudely; I could be smiled at, but not laughed at. The time for that had gone by. “Punch” pictured me all a-flutter with rags, dickering with a beefeater for the Tower of London.> Well, you can imagine how it was with a young fellow who had never been taken notice of before, and now all of a sudden could n't say a thing that was n't taken up and repeated everywhere; could n't stir abroad without constantly overhearing the remark flying from lip to lip, “There he goes; that 's him!” could n't take his breakfast without a crowd to look on; could n't appear in an opera-box without concentrating there the fire of a thousand lorgnettes. Why, I just swam in glory all day long - that is the amount of it. |
Besonderes Vergnügen machte es mir von Zeit zu Zeit meine alten, schäbigen Kleider, die ich aufbewahrt hatte, anzulegen und in diesen ärmlichen Anzügen umherzubummeln. Wenn mich dann die Leute da und dort unhöflich behandelten oder gar beleidigten, zog ich plötzlich meine Banknote hervor und jagte ihnen damit tödtlichen Schrecken ein. Aber selbst dieses Mittel währte nicht lange, denn meine Physiognomie war mit der Zeit so bekannt geworden, daß mich beständig eine Volksmenge umgab und mir überallhin folgte, und wenn ich auch nur den Versuch machte, in einem Geschäfte etwas zu kaufen, bot mir schon der Besitzer sein ganzes Lager auf Credit an, bevor ich noch meine berühmte Banknote vorzeigen konnte. | You know, I even kept my old suit of rags, and every now and then appeared in them, so as to have the old pleasure of buying trifles, and being insulted, and then shooting the scoffer dead with the million-pound bill. But I couldn't keep that up. The illustrated papers made the outfit so familiar that when I went out in it I was at once recognised and followed by a crowd, and if I attempted a purchase the man would offer me his whole shop on credit before I could pull my note on him. |
Mein Ruhm mochte ungefähr zehn Tage gewährt haben. Da beschloß ich, dem amerikanischen Gesandten meine Aufwartung zu machen. Er empfing mich mit der ganzen Ehrerbietung, die ihm meine hohe Stellung einflößte; er machte mir bittere Vorwürfe, daß ich so säumig in der Erfüllung meiner patriotischen Pflicht gewesen, und meinte endlich, das einzige Mittel, seine Vergebung zu erlangen, wäre, daß ich unbedingt heute Abend zum Diner sein Gast sein müßte. Ich nahm die Einladung dankend an, und merkwürdig, im weiteren Verlauf unserer Unterhaltung stellte es sich heraus, daß unsere Väter Schul- und Studienfreunde gewesen und ihre Beziehungen bis zum Tode meines Vaters aufrecht erhalten hatten. Zuletzt forderte mich der Gesandte auf, alle meine Mußestunden in seinem Hause zu verbringen, und das nahm ich natürlich nicht nur gern sondern freudig an. Konnte mich doch dieser einflußreiche Mann vom unbedingten Ruin retten, wenn vielleicht eines schönen Tages Alles über meinem Haupte zusammenbrechen sollte. Jetzt war es schon zu spät, mich ihm anzuvertrauen; aber wie gern hätte ich es wohl am Anfang meiner abenteuerlichen Laufbahn gethan! Nun steckte ich schon zu tief darin, um es einem so neuen Freunde gegenüber zu wagen. Trotzdem brauchte ich mir mit all meinen Schulden noch nicht den Vorwurf zu machen, daß ich etwa über meine Verhältnisse lebte. Natürlich wußte ich nicht, wie hoch sich mein Einkommen möglicherweise belaufen würde, aber ich machte mir so ungefähr eine Vorstellung davon und hoffte, damit nicht zu hoch gegriffen zu haben; darüber brauchte ich mir also keine grauen Haare wachsen zu lassen. War mir nicht bisher bei Allem, was ich unternommen, das Glück hold gewesen? Ich schätzte mein zukünftiges Gehalt auf 600 - 1000 Lstr., und so hatte ich bis dahin nur das Einkommen eines Jahres verausgabt. Zwar drängten sich fortwährend Leute an mich heran, um mir Geld zu leihen, aber ich hatte es verstanden, sie tapfer abzuwehren, und so beliefen sich meine Schulden auf 300 Lstr., und weitere 300 Lstr. hatte ich für meinen Lebensunterhalt und verschiedene Anschaffungen verbraucht. Ich hoffte, daß mein zweites Jahresgehalt nun bis zu Ende des Monats ausreichen würde, wenn ich sparsam zu Werke ginge, und darauf richtete ich jetzt mein Hauptaugenmerk. Wenn ich nur diese Zeit erst überstanden hätte, so könnte ich den beiden Brüdern bei ihrer Rückkehr meine Schulden eingestehen, mit meinen Gläubigern akkordiren und sogleich zu arbeiten anfangen. | About the tenth day of my fame I went to fulfil my duty to my flag by paying my respects to the American minister. He received me with the enthusiasm proper in my case, upbraided me for being so tardy in my duty, and said that there was only one way to get his forgiveness, and that was to take the seat at his dinner-party that night made vacant by the illness of one of his guests. I said I would, and we got to talking. It turned out that he and my father had been schoolmates in boyhood, Yale students together later, and always warm friends up to my father's death. So then he required me to put in at his house all the odd time I might have to spare, and I was very willing, of course. In fact I was more than willing; I was glad. When the crash should come, he might somehow be able to save me from total destruction; I did n't know how, but he might think of a way, maybe. I could n't venture to unbosom myself to him at this late date, a thing which I would have been quick to do in the beginning of this awful career of mine in London. No, I could n't venture it now; I was in too deep; that is, too deep for me to be risking revelations to so new a friend, though not clear beyond my depth, as I looked at it. Because, you see, with all my borrowing, I was carefully keeping within my means - I mean within my salary. Of course I could n't know what my salary was going to be, but I had a good enough basis for an estimate in the fact that, if I won the bet, I was to have choice of any situation in that rich old gentleman's gift provided I was competent - and I should certainly prove competent; I had n't any doubt about that. And as to the bet, I was n't worrying about that; I had always been lucky. Now, my estimate of the salary was six hundred to a thousand a year; say, six hundred for the first year, and so on up year by year, till I struck the upper figure by proved merit. At present I was only in debt for my first year's salary. Everybody had been trying to lend me money, but I had fought off the most of them on one pretext or another; so this indebtedness represented only £300 borrowed money, the other £300 represented my keep and my purchases. I believed my second year's salary would carry me through the rest of the month if I went on being cautious and economical, and I intended to look sharply out for that. My month ended, my employer back from his journey, I should be all right once more, for I should at once divide the two years' salary among my creditors by assignment, and get right down to my work. |
(Schluß folgt.) | {(Final part in the following issue)} |