Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

[MT comments on US postal service] | 03 Aug. 1876


Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.), 03 Aug. 1876. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1876-08-03/ed-1/seq-1/>
TranscriptionEnglish Translation
Der amerikanische Humorist Mark Twain geißelt in einem Schreiben an die „New-Yorker Ev. Post“ die Inconsequenz des Amerikanischen Postdienstes. Wenn man - so bemerkt er - an irgend eine Person im Auslande schreibt, so wird unsere Regierung den Brief befördern, ohne die Vorausbezahlung des Porto's zu verlangen; aber wenn Sie an eine Person in Ihrem eigenen oder in einem benachbarten Staate schreiben, dann müssen Sie nicht allein das Porto vorausbezahlen, sondern genau Acht geben, daß Sie ja nicht einen einzigen Penny zu kurz kommen, denn wenn Sie das thun, dann wird die Regierung vor dem Wagniß, den Penny vom Empfänger des Briefes zu collektiren, zurückschrecken, Ihren Brief in die Dead letter office (Mit einem Kostenaufwand von 2 Cents) schicken und Sie dann (mit einem Kostenauswand von 3 Cent) in Kenntniß setzen, daß Sie den Brief haben können, wenn Sie darum (in einem mit 3 Cents frankirten Briefe) schreiben und das Postporto von 3 Cents für die Beförderung mitsenden. Zur Veranschaulichung unseres Systems hier ein Beispiel: Vor vierzehn Tagen gab ein Harforder [Hartford?] Bürger einen an mich hierher gerichteten Brief auf. Aus Unachtsamkeit klebte er nur eine 2 Cents-Marke auf, also um einen ganzen Ceut zu wenig. Die Postbehörde hielt Kriegsrath über den Brief und sandte ihn sodann unter dem Geleite eines Regiments Artillerie nach Washington, was der Nation selbstverständlich große Kosten verursachte. Das Dead Letter-Departement brütete einige Tage und Nächte darüber und schrieb mir sodann (mit einem Kostenaufwand von 3 Cents), daß ich den Brief gegen eine 3 Cents-Marke oder den Werth derselben in klingender' Münze haben könne. Ich, Esel der ich war, ließ den Brief kommen, indem ich dachte, daß er vielleicht ein Vermächtniß enthalten könnte und gestern kam er in einem Kriegsschiffe hier an. Drei Compagnie'n Marinesoldaten und eine Mörserbatterie bildeten die Eskorte bis vor meiner Wohnung, die ganze Armada blieb bei'm Abendessen. Der Brief enthielt dann die Rechnung eines Arztes. An demselben Tage erhielt ich einen Werthbrief aus England, mit einer Penny-Marke und den Worten “Collect 18 Pence.” Er wurde von Hartford weiter befördert, ohne die Dead Letter-Office gesehen zu haben. Der Zwiespalt, um dessen Lösung ich Sie ersuche, besteht darin: Wenn ein Brief nicht genügend frankirt ist, würde es nicht gut sein, die Beförderung auf die Gefahr hin zu veranlassen, das Defizit vom Empfänger einzuheben, wie es früher der Brauch war, ehe wir so viel gelernt hatten? Aber die Unkosten, welche mir (und der Regierung) aus der Beförderung einer Doktorrechnung erwuchsen, die ich nicht verlangte und die für mich werthlos ist, nachdem ich sie habe, ist noch lange nichl die ernsteste Seite dieser unglücklichen Angelegenheit. Der General-Postmeister wurde aus dem Kabinet entlassen, weil er verabsäumt hatte, Lagerzins für jene sechs Tage anzurechnen, die mein Brief in der Dead Letter-Office zubrachte. Es scheint mir, daß diese Strafe in einem augenfälligen Mißverhältnisse zu dem Vergehen steht.In a letter to the New York Ev. Post, the American humorist Mark Twain castigates the inconsistency of the American postal service. If you write to any person abroad, he remarks, our government will carry the letter without requiring advance payment of postage; but if you write to a person in your own or in a neighboring state, you must not only pay the postage in advance, but take great care that you do not come a single penny short, for if you do so, the government will not dare to collect the penny from the addressee of the letter and instead send your letter to the Dead letter office (at a cost of 2 cents) and then inform you (at a cost of 3 cents) that you can have the letter if you write for it (in a letter franked with 3 cents) and include the postage of 3 cents for transportation. To illustrate our system, here is an example: A fortnight ago, a Harford [Hartford?] citizen posted a letter addressed to me. Out of carelessness, he only affixed a 2 cents stamp, which was a whole cent less than required. The Post Office Department held a council of war over the letter, and then sent it to Washington under the escort of a regiment of artillery, which, of course, was a great expense to the nation. The Dead Letter Department brooded over it for several days and nights and then wrote to me (at a cost of 3 cents) that I could have the letter in exchange for a 3-cent stamp or the value of the same in cash. Stupid as I was, I sent for the letter, thinking that it might contain an inheritance, and yesterday it arrived here in a warship. Three companies of marines and a mortar battery escorted it to my apartment, and the whole armada stayed for dinner. The letter then contained a doctor's bill. On the same day I received a value letter from England, with a penny stamp and the words “Collect 18 pence.” It was forwarded from Hartford without having seen the Dead Letter Office. The dilemma which I ask you to solve is this: If a letter is not sufficiently paid for, would it not be wise to have it forwarded at the risk of collecting the deficit from the addressee, as used to be the custom before we had learned so much? But the expense incurred by me (and the Government) in forwarding a doctor's bill which I did not ask for, and which is of no value to me now that I have it, is far from being the most serious aspect of this unfortunate affair. The Postmaster General was dismissed from the Cabinet for neglecting to charge interest for the six days my letter was in the Dead Letter Office. It seems to me that this punishment is strikingly disproportionate to the offense.

This page references: