[German newspapers mistaken] | 07 Oct. 1880
Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.), 07 Oct. 1880. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1880-10-07/ed-1/seq-1/>
Transcription | English Translation |
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Ueber die fabelhafte Dummheit, womit die größten deutschländischen Zeitungen den Inhalt der Wahl Humoreske Mark Twain's für wirkliche Thatsache nahmen, bemerkt die „N.-Y. Staats-Zeitung:“ | The “N.-Y. Staats-Zeitung” writes about the fabulous stupidity with which the largest German newspapers mistook the content of Mark Twain's election satire for a true story: |
„„Den Herren von der „Frankfurter Ztg.,“ der „Weser-Ztg.“ und von anderen hochangesehenen Blättern in Deutschland ist eine der humoristischen Skizzen Mark Twain's in die Hände gefallen, in der er in seiner bekannten Manier die Verleumdungssucht, wie sie sich in den amerikanischen Parteiblättern niederer Sorte während des Wahlkampfes breit macht, persiflirt, und es ist ihnen das kleine Malheur passirt, diese Persiflage als baare Münze anzunehmen. Das Unglaubliche, das von Amerika gemeldet wird, findet doch immer zuerst Glauben! Die Herren wußten nicht, daß „Mark Twain“ eigentlich Samuel Clemens heißt, das in New-York kürzlich keine Gouverneurswahl stattgefunden, daß Hr. Clemens als Bürger von Connecticut nicht wohl in New-York laufen „könnte“ - doch wo sollten wir hier aufhören, nachzuzählen, was die deutschen Blätter über Amerika nicht wissen. Aber das Erstaunlichste an der ganzen Geschichte ist entschieden noch die kolossale Beschränktheit, welche dazu gehört, überhaupt an die Möglichkeit der Durchführung solcher Wahlmanöver in einem großen Gemeinwesen, wie New-York, zu glauben!““ | ““The gentlemen of the “Frankfurter Ztg.”, the “Weser-Ztg.” and other highly respected newspapers in Germany have come across one of Mark Twain's humorous sketches, in which he satirizes in his well-known manner the slanderousness that is spreading in the American party papers of the lower sort during times of the election campaigns, and upon reading it they have had the little mishap of accepting this satire as true. Apparently, the more incredible the claims are that are reported from America, the more willingly they are taken at face value! The gentlemen did not know that “Mark Twain” is actually called Samuel Clemens, that there was no recent election of governor in New York, that Mr. Clemens as a citizen of Connecticut would not be able to run in New York either - but where should we stop recounting what the German papers do not know about America. Decidedly the most astonishing thing in the whole story is the colossal obtuseness which is neede to believe that such electoral maneuvers wouldeven be possible in a large community like New York!”” |
Die „Ills. Stsztg.“ aber sagt : „„Setzen wir nun aber den umgekehrten Fall: Hr. Löwenstein vom Berliner „Kladderadatsch“ oder Hr. Stertenheim von den Berliner „Wespen“ hätte sich in einer politischen Humoreske als Bewerber um das preußische Finanzministerium vorgeführt und ein amerikanisches Blatt hätte die Humoreske in vollem Ernste aufgenommen; oder ein amerikanisches Blatt hätte die von Pauline Erbswurst im Berliner „Ulk“ an Bismarck gerichteten Schreibebriefe als wirkliche Correspondenz einer solchen Dame mit dem Reichskanzler aufgefaßt. Welches Geschrei würden da die deutschländischen Zeitungen über Dummheit und Unwissenheit der amerikanischen Presse angestimmt haben! Und doch würde eine solche Dummheit und Unwissenheit nicht größer sein, als die, welche von den ersten Zeitungen Deutschland's in Bezug auf Twain an den Tag gelegt wurde. In der amerikanischen Presse aber ist ein solches Uebermaß von Dummheit einfach unmöglich.““ | The “Ills. Stsztg.”, however, writes: ““But let us now imagine the opposite case: Mr. Löwenstein of the Berlin “Kladderadatsch” or Mr. Stertenheim of the Berlin “Wespen” present themselves in a political satire as candidate for the Prussian Ministry of Finance and an American paper reports on this piece in all seriousness. Or an American paper mistakes the letters written by Pauline Erbswurst in the Berlin “Ulk” addressed to Bismarck as real correspondence of such a lady to the Reichskanzler. What an outcry the German newspapers would have raised about the stupidity and ignorance of the American press! And yet such stupidity and ignorance would be no greater than that displayed by the leading newspapers of Germany in regard to Twain. In the American press, however, such an excess of stupidity is simply impossible.”” |