Der Humorist Mark Twain fuhr kürzlich auf der „Lahn“ von New York nach Bremerhaven. Auf seine Anregung hin wurde zum Zweck einer Sammlung zum Besten der Seemannskasse eine humoristische Gerichtssitzung geplant, die im großen Speisesaal der „Lahn“ zur Aufführung gelangte. Die Rolle des Angeklagten hatte Mark Twain selbst übernommen; zwölf lustige Studenten von der Universität in New Haven bildeten die Geschworenen. Der Angeklagte wurde gefesselt vor die Schranken geführt und des Verbrechens beschuldigt, in seinen Werken wissentlich falsche und lügenhafte Berichte über Sitten und Gebräuche fremder Nationen verbreitet zu haben. Der Angeklagte vertheidigte sich selbst und erklärte am Schlusse einer höchst drolligen längeren Rede, daß seine geistige Beschränktheit schuld an seinem Vergehen sei, und bat um mildernde Umstände. Letztere wurden auch seitens der Geschworenen zugestanden; im Uebrigen aber wurde der Angeklagte für schuldig befunden. Seine Strafe sollte darin bestehen, daß er bis zur Landung des Dampfers in Deutschland täglich drei Stunden lang seine eigenen Werke lesen sollte. Von der Schwere eines solchen Urtheils erdrückt, sank der Unglückliche zu Boden und bat, lieber gehängt zu werden, als diese Qualen auszuhalten. Der Scherz hatte jedenfalls seinen guten Zweck erreicht, die Sammlung für die Seemannskasse ergab über 450 Mark. | The humorist Mark Twain recently traveled on the “Lahn” from New York to Bremerhaven. At his suggestion, a humorous trial was planned to collect money for the benefit of the sailor's fund, which was performed in the large dining room of the “Lahn”. The role of the defendant was played by Mark Twain himself; twelve funny students from the University of New Haven formed the jury. The defendant was led before the bar, bound, and accused of the crime of knowingly spreading false and lying accounts of the customs and traditions of foreign nations in his works. The accused defended himself and declared at the end of a very comical and long speech that his mental limitation was to blame for his crime and he asked for mitigating circumstances. The latter were granted by the jury; however, the defendant was found guilty. His punishment was to consist of reading his own works for three hours a day until the steamer arrived in Germany. Crushed by the severity of such a sentence, the unfortunate man sank to the ground and asked rather to be hanged than to endure this torture. The joke had achieved its good purpose; the collection for the sailor's fund raised over 450 marks. |