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Mark Twain in Berlin | Mark Twain in Berlin |
Mark Twain, der smarte amerikanische Schriftsteller, der sich seit einiger Zeit in Berlin aufhält, allen Interviewern gegenüber aber sehr zugeknöpft bleibt, weil er Dasjenige, was diese ihm abfragen wollen, selbst schriftstellerisch verwerthen will, ist bei dem Danksagungs-Bankett, welches die in Berlin lebenden amerikanischen Aerzte im „Englischen Hause“ gefeiert haben, doch Etwas aus sich heraus gegangen, u. hat, wie die Welt berichtet, von seinen in Berlin gesammelten Erfahrungen in einem Speech u. A. Folgende zum Besten gegeben: | Mark Twain, the smart American writer who has been in Berlin for some time, but who remains very tight-lipped towards all interviewers because he wants to use what they want to ask him in his own writing, did come out of his shell a little at the thanksgiving banquet that was held by the American doctors living in Berlin in the “Englisches Haus” and, as the “Welt” reports, presented a speech about the following experiences he had in Berlin: |
„lch für meinen Theil,“ sagte er, „freue mich, daß ich endlich einmal in einem Lande wohne, dessen Regierung sich um meine Person bekümmert, die mich beschirmt, schützt und schätzt - einschätzt. In Amerika höre ich das Jahr über nur zweimal von Herrschaften, die meine Bürgerrechte und Pflichten in Obhut genommen, im Juni, wenn Einer kommt und sich erkundigt, wie viel Steuer ich zu zahlen beabsichtige, und im Oktober, wenn der selbe Mitbürger vor mich hintritt, um den vereinbarten Obulus in Empfang zu nehmen....“ | “I, for my part,” he said, “am happy that I finally live in a country whose government cares about my person, which protects, shelters and appreciates me. In America, I only hear from the gentlemen who take care of my civil rights and duties twice a year, in June, when someone comes to inquire how much tax I intend to pay, and in October, when the same fellow citizen comes to me to receive the amount previously agreed upon....” |
„Hier ist Das ganz Anders. Ich hatte in meinem Berliner Heim kaum Wurzeln geschlagen, als ein Diener der heiligen Hermandad eintrat und sich erkundigte, wie viel mir meine letzre sogenannte Humoreske eingetragen hätte, seitdem kommen sie alltäglich in Abständen von etwa 15 Minuten, und schreiben jedes Wort getreulich auf, das ich über meine materielle, physische oder psychische Lage über die Lippen bringe. Gott sei Dank, ich habe ein gutes Ge dächtniß. Sie werden mich trotz aller Controle nicht auf einer Unwahrheit ertappen.“ „Dankbar sollen wir auch sein, weil es unserm liebenswürdigen Gesandten, Hrn. Phelps, gelungen ist, den siegreichen Einzug des amerikanischen Schweins durch das Brandenburger Thor herbei zuführen. Er hat in der That mehr für das Schwein gethan, aIs er für irgend einen anderen Mitbürger zu thun im Stande sein würde.“ | “It's very different here. I had hardly settled in in my Berlin home when a servant of the “Holy Brotherhood” entered and inquired how much my last so-called humoresque had earned me, since then they have come every day at intervals of about 15 minutes, and they faithfully write down every word I utter about my material, physical or psychological situation. Thank God, I have a good memory. You will not catch me telling a lie despite all the checks.” “We should also be grateful because our amiable envoy, Mr. Phelps, succeeded in bringing about the victorious entry of the American pig through the Brandenburg Gate. He has indeed done more for the pig than he would be able to do for any other fellow citizen.” |
„Unsere Gastgeber, die amerikanischen Aerzte, haben ganz besonders Veranlassung, Gott zu danken. Sie können in der That hier in Berlin Alles lernen, was zu ihrem Berufe gehört und noch Einiges mehr - mit Ausnahme der deutschen Sprache.“ | “Our hosts, the American doctors, have a special reason to thank God. Here in Berlin, they can indeed learn everything that is part of their profession and a lot more - with the exception of the German language.” |
„Ach ja, die deutsche Sprache! Wir Amerikaner haben uns alles Gute und Schöne daraus annektirt und ihnen nur die langen Vieh- und Bummelzüge der Weitschweifigkeit und den räthselhaften Artikel gelassen......“ | “Oh yes, the German language! We Americans have annexed all that is good and beautiful from it and left them only the long cattle cars and slow trains of verbosity and the mysterious articles......” |
„„Und dann das deutsche Essen. Wer's ein paar Menschenleben aushält, kann ein alter Mann dabei werden. Uebrigens habe ich gestern die Bekanntschaft eines Fisches gemacht, der genau so gut ist wie unser „Shad - noch dazu ohne die Gräten. Ich empfehle Ihnen diesen Fisch, - Zander heißt er. Er [sic] wird Ihrem Patriotismus keinen Abbruch thun, wenn Sie sich auf dieses Genußmittel werfen, besouders, da der „Shad,“ bei Lichte betrachtet, doch nicht viel mehr ist, als ein Gräten-Nadelkissen....““ | “And then the German food. If you can survive on it for a few human lives, you can become an old man. By the way, yesterday I made the acquaintance of a fish that is just as good as our “Shad” - and without the bones. I recommend this fish to you - it's called zander. It will do no harm to your patriotism if you throw yourself at this delicacy, especially since shad, upon careful consideration, is not much more than a pincushion of bones....” |
Es ist freilich nicht allzu weit, was der berühmte Amerikaner hier gesagt hat, immerhin aber genug von Jemandem, der, wie gesagt, seine Gedanken selbst zu Dollars ausmünzt. | Admittedly, what the famous American has said here is not too far off the mark, but at least enough from someone who, as I said, turns his own thoughts into dollars. |