Mark Twain in German-Language Newspapers and Periodicals

Mark Twain über den “Helden” Funston | 05 June 1902


Freie Presse für Texas. [volume] (San Antonio, Tex.), 05 June 1902. Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. <https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045227/1902-06-05/ed-1/seq-2/>
The following text is a short summary of some of the arguments Mark Twain outlines in his article "A Defence of General Funston" (The North American Review, 1902, pp 613-624; view on HathiTrust).

TranscriptionEnglish Translation
Mark Twain über den „Helden“ FunstonMark Twain on the “hero” Funston
Der berühmte amerikanische Humorist Mark Twain kann auch recht ernst werden. Und durchaus nicht humoristisch, sondern ganz bitter ernst ist es, was Herr Mark Twain-Clemens über unseren berühmten „Helden“ Funston zu sagen hat.The famous American humorist Mark Twain can also be quite serious. And by no means humorous, but quite sincere is what Mr. Mark Twain-Clemens has to say about our famous “hero” Funston.
Funstons Gefangennahme Aguinaldos sollte angeblich dem Widerstande der Filipinos auf Luzon das Rückgrat gebrochen haben, weßhalb er für seine „Großthat“ zum Brigadegeneral ernannt wurde, aber seitdem sind Jahr und Tag verflossen und „unser Krieg“ auf den Philippinen ist immer noch nicht zu Ende. Er hat nun sogar auch noch den Burenkrieg überdauert - und die Geschichte wird lehren, um wie lange noch!Funston's capture of Aguinaldo was supposed to break the Philippine resistance on Luzon, which is why he was made a Brigadier-General for his “great deed”, but since then year and day have passed and “our war” in the Philippines is still not over. It will now outlast even the Boer War - and history will show us by how much!
Bevor Herrn Funston von Washington aus sehr energisch abgewinkt wurde, pflegte er im Lande herumzureisen und bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten - Banketten, Einweihungen oder Enthüllungen - in angeblich humoristischer Weise zu erzählen, wie er den Aguinaldo gefangen habe und was für ein famoser Witz die ganze Geschichte gewesen sei.Before Mr. Funston was very vigorously discouraged by Washington, he used to travel around the country, and on all possible and impossible occasions - banquets, inaugurations, or openings - tell in a supposedly humorous way how he had caught Aguinaldo, and what a splendid joke the whole story had been.
Jetzt kommt aber der wirkliche Humorist Mark Twain und protestirt in der „Northamerican Review“ ganz formell gegen diese humoristische Auffassung der Leistung des Mr. Funston.But now comes the real humorist Mark Twain and protests outright against this humorous view of Mr. Funston's performance in “The North American Review”.
Funston hat aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht, er hat vielmehr in der eingehendsten Weise alle die Ränke, Schlichen und Listen geschildert, durch die er seiner Zeit Aguinaldo zum Gefangenen machte.Funston has not made a murderer's pit out of his heart, rather he has described in the most detailed manner all the intrigues, ploys and tricks by which he made Aguinaldo a prisoner.
Alle diese Listen und Ränke will Mark Twain zur Noth noch gelten lassen, denn Krieg ist eben Krieg und viel zarte Rücksichtnahme vom Feind zum Feinde kann man da nicht erwarten - bis auf eine, aber diese eine List und dieser eine Zug geht seiner Ansicht nach doch weit über die Grenzen alles Dessen hinnaus, was selbst das Kriegsrecht erlaubt!All these tricks and schemes Mark Twain wants to accept as necessary - because war is war and one cannot expect much tender consideration between enemies - except for one, but this one trick and this one move, in his opinion, goes far beyond the limits of everything that even martial law allows!
Er sagt darüber: „Der Kriegsbrauch hat ja Manches gerechtfertigt, was vor dem Richterstuhle der Moral eigentlich nicht bestehen kann. Es mag danach statthaft erscheinen, daß für einen bestimmten Zweck, wie den, welchen Funston im Auge hatte, ein Oberst einen Boten zum Verrath und Vertrauensbruch besticht, daß er seine Rang-Abzeichen ablegt, sich verkleidet, lügt und trügt, daß er sich mit käuflichen Subjekten zu schmutziger That verbindet, daß er dann dies durch Lug und Trug erzielte herzliche Willkommen annimmt und die ihn Bewillkommnenden hinmordet, während deren Hände noch warm sind von dem Willkommens-Gruße!He says: “By the custom of war, many things are justified that would not otherwise be accepted as moral. It is permissible, in the interest of an enterprise like the one under consideration, for a Brigadier-General (if he be the sort that can so choose) to persuade or bribe a courier to betray his trust; to remove the badges of his honorable rank and disguise himself; to lie, to practice treachery, to forge; to associate with himself persons properly fitted by training and instinct for the work; to accept of courteous welcome, and assassinate the welcomers while their hands are still warm from the friendly handshake.
All das mag nicht schön sein, aber es ist auch nicht neu und Andere haben schon Aehnliches gethan - wenn sich auch wohl kaum Obersten oder Brigade-Generäle persönlich zu so etwas hergegeben haben mögen! Aber da ist ein Punkt in den eigenen Schilderungen Funstons, welcher neu ist, absolut neu! Zu so etwas hat man noch nie gegriffen, in keinem Zeitalter der Welt, in keinem Volke, einerlei ob es sich um ein wildes oder um ein civilisirtes Volk handelte. Aguinaldo spielte auch selbst auf diesen Punkt an, indem er später in Manila erklärte, „auf keine andere Weise würde es den Amerikanern gelungen sein, seiner lebendig habhaft zu werden.“ Wenn ein Mensch durch Hunger und Strapazen so erschöpft ist, daß er sich vor Schwäche nicht bewegen kann, dann hat er ein Recht, sich hülfesuchend selbst an den Feind zu wenden, aber hat er erst diese Hülfe in Anspruch genommen, hat er vom Feinde auch nur einen Bissen Brot entgegen genommen, dann hat er von dem Moment an auch gleichzeitig das Recht verwirkt, seine Hand feindselig wider seinen nunmehrigen Retter zu erheben!By the custom of war, all these things are innocent, none of them is blameworthy, all of them are justifiable; none of them is new, all of them have been done before, although not by a Brigadier-General. But there is one detail which is new, absolutely new. It has never been resorted to before in any age of the world, in any country, among any people, savage or civilized. It was the one meant by Aguinaldo when he said that “by no other means” would he have been taken alive. When a man is exhausted ba hunger to the point where he is “too weak to move,” he has a right to make supplication to his enemy to save his failing life; but if he take so much as a taste of that food - which is holy, by the precept of all ages and all nations - he is barred from lifting his hand against that enemy for that time.
Einem amerikanischen Offizier ist es vorbehalten geblieben, mit diesem bisher altersgeheiligten Brauche aller Länder und Völker zu brechen. Und wir haben ihn dafür vom Obersten zum Brigade-General befördert!It was left to a Brigadier-General of Volunteers in the American army to put shame upon a custom which even the degraded Spanish friars had respected. We promoted him for it.
Mark Twain schließt seine ernste Anklage gegen Funston dann mit folgender Parallele, welche dem Herrn Brigade-General allerdings schwerlich gefallen wird:Mark Twain then concludes his serious charges against Funston with the following parallel, which, however, will hardly please the Brigadier-General:
„Unser argloser Präsident McKinley war im Begriffe, seinem Mörder die Hand zu drücken, als dieser ihn niederschoß. Starr vor Entsetzen blickte die Welt auf diese unerhörte Unthat. Man erklärte, das ganze Menschengeschlecht sei dadurch geschändet worden. Und doch, so schlecht jener war, so hatte er doch nicht - vor Hunger und Strapazen fast sterbend, sein Opfer erst noch um Hülfe und Beistand gefleht, damit er sich zum verrätherischen Werke stärken könne! Er griff wenigstens nicht den Wohlthäter an, der ihm kurz zuvor das Leben gerettet hattet!“Our unsuspecting President was in the act of taking his murderer by the hand when the man shot him down. The amazed world dwelt upon that damning fact, broodeed over it, discussed it, blushed for it, said it put a blot and a shame upon our race. Yet, bad as he was, he had not - dying of starvation - begged for food of the President to strengthen his failing forces for his treacherous work; he did not proceed against the life of a benefactor who had just saved his own.

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