Transcription | English Translation |
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Schnurren von Mark Twain | Anecdotes by/about Mark Twain |
Wahrheit und Dichtung aus dem Leben des verstorbenen Humoristen. | Truth and fiction from the life of the late humorist. |
Sein glänzender Witz war unleugbar mit stark ausgeprägtem Erwerbssinn gepaart. | His brilliant wit was undeniably coupled with a strongly developed sense for profit. |
An seinem 72. Geburtstage verkündete Mark Twain: „Als ich 70 Jahre alt wurde, erklärte ich bei einem Bankett, daß ich mit meinem Alter zufrieden wäre und mir nichts daran läge, hundert Jahre alt zu werden. Seitdem habe ich jedoch das Alter schätzen gelernt, und ich beabsichtige, jetzt hundert Jahre alt oder noch älter zu werden.“ Freund Hein, der keinen Sinn für Humor hat, hat den Wunsch des amerikanischen Humoristen unberücksichtigt gelassen und ihn jetzt mit rauher Hand seinem Schaffenskreise für immer entrissen. Aber der Name Mark Twain wird noch lange in der Erinnerung fort leben, den „Sam“ Clemens gehörte zu den populärsten Gestalten in d[en] Vereinigten Staaen und es verging kaum ein Tag, an dem der Name des greisen Humoristen nicht in der einen oder der anderen Zeitung genannt wurde. Für die amerikanischen Berichterstatter war Mark Twain ein ständiger „Stern“ geworden. Die Anekdoten über Mark Twain sind daher Legion. Einige derselben seien hier wiedergegeben. | On his 72nd birthday, Mark Twain announced, “When I turned 70, I declared at a banquet that I was content with my age and cared nothing for living to a hundred. Since then, however, I have learned to appreciate old age, and I now intend to live to be a hundred or more.” Death, who has no sense of humor, has disregarded the American humorist's wish and has now snatched him from his creative circle forever with a rough hand. But the name of Mark Twain will live on in the memory for a long time, for “Sam” Clemens was one of the most popular figures in the United States, and hardly a day passed without the name of the aged humorist being mentioned in one newspaper or another. For American reporters, Mark Twain had become a constant “star.” The anecdotes about Mark Twain are therefore legion. Some of them are reproduced here. |
Mark Twain war bekanntlich auch einmal unter die Verleger gegangen und hatte sich mit dem Verlage von Charles L. Webster & Co. assoziirt. Die Geschichte endete jedoch mit einem großen Krach, der Mark Twain sein Vermögen einbüßen ließ. Mark Twain stand damals der Dichter und Diplomat Rollin M. Dagget aus Nevada als Berather zur Seite, der ein Buch über Hawai verfaßt und den König Kalakaua zu bewegen gewußt hatte, das Vorwort zu schreiben. | As is well known, Mark Twain had once gone among the publishers and had associated himself with the publishing house of Charles L. Webster & Co. The story ended, however, with a big crash that caused Mark Twain to lose his fortune. At that time, Mark Twain was assisted by the poet and diplomat Rollin M. Dagget from Nevada, who had written a book about Hawaii and had managed to persuade King Kalakaua to write the preface. |
Mark Twain war Feuer und Flamme für das Buch und verlegte es so fort. Er ließ sogar alle seine Agenten den Vertrieb von Grant's Memoiren einstellen und befahl ihnen, sich nur für das Buch mit dem Vorwort der hawaischen Majestät in's Zeug zu legen. | Mark Twain was on fire for the book and published it. He even had all his agents stop distributing Grant's memoirs and ordered them to work only on the book with the foreword by the Hawaiian royal. |
Die Amerikaner hatten jedoch keinen Sinn dafür, so daß das Buch ein glänzendes Fiasko erlebte. Mark Twain war ärgerlich. Er gerieth aber in eine gelinde Wuth, als er erfuhr, daß Dagget dem Könige eine - Privat-Yacht als Honorar für das Vorwort in Aussicht gestellt und Kalakaua den Verlag bereits „gemahnt“ hatte. Da der Bankerott schon vor der Twain'schen, Thür stand, war an die Lieferung der Yacht nicht mehr zu denken. Schließlich kamen Dagget und Twain auf den Gedanken, Kalakaua zu einem kleinen Poker einzuladen. Das Resultat war, daß der König die Yacht, die noch gar nicht gebaut war, verlor und Mark Twain seine Verpflichtung los war. | The Americans, however, had no interest in it and the book was a brilliant fiasco. Mark Twain was angry. He got into a mild rage, however, when he learned that Dagget had promised the king a private yacht as a fee for the preface and that Kalakaua had already send a “reminder” to the publisher. Since the bankruptcy was already at Twain's door, a delivery of the yacht was out of the question. Finally, Dagget and Twain had the idea of inviting Kalakaua to a small poker game. The result was that the king lost the yacht, which had not yet been built, and Mark Twain was relieved of his obligation. |
Mark Twain betrat einmal den Buchladen von Swanson in NewYork und erkundigte sich nach dem Preise eines gewissen Buches. Der Preis war vier Dollars. „Schön,“ erwiderte Twain, „aber ich bin Journalist, bekomme ich da nicht einen Rabatt?“ - „Selbstverständlich.“ lautete die Antwort. - „Außerdem bin ich Schriftsteller, erhalte ich dafür auch Rabatt?“ - „Gewiß,“ erwiderte der Buchhändler. „Na, und dann bin ich auch Aktionär dieses Hauses, also kann ich wohl auch dafür Rabatt beanspruchen,“ fuhr Twain fort. - „Gewiß,“ bestätigte der junge Mann. - „Und damit Sie's wissen, ich bin Mark Twain, und dieser Umstand sollte mir auch! einen Rabatt verschaffen.“ - „Selbstverständlich, Mr Twain.“ - „Na, wie viel kostet mir dann das Buch?“ - „Gar nichts. Mr. Twain,“ erwiwiderte [sic] der Verkäufer. „Im Gegentheil, wir schulden Ihnen noch 80 Cents.“ | Mark Twain once entered Swanson's bookstore in New York and inquired about the price of a certain book. The price was four dollars. “Fine,” Twain replied, “but I'm a journalist, don't I get a discount?” - “Of course.” was the reply. - “I'm also a writer, do I get a discount for that, too?” - “Certainly,” replied the bookseller. “Well, and then I'm also a shareholder in this house, so I guess I can claim a discount for that,” Twain continued. - “Certainly,” the young man confirmed. - “And just so you know, I'm Mark Twain, and that fact should get me a discount, too!” - “Of course, Mr. Twain.” - “Well, how much will the book cost me then?” - “Nothing at all. Mr. Twain," replied the salesman. “On the contrary, we still owe you eighty cents.” |
Einmal versicherte Mark Twain, in Oklahoma ein Musterhotel entdeckt zu haben. Zur Bestätigung seiner Behauptung gab er den Inhalt der Inschriften wieder, die als Ankündigung für die Gäste in allen Zimmern hingen: „Die Reisenden, die sich schlafen legen, ohne ihre Stiefel auszuziehen, haben einen besonderen Zuschlag zu entrichten.“ - „Drei Schläge an die Zimmerthür bedeuten, daß im Hotel ein Mord begangen ist.“ - „Es ist verboten, die Ziegelsteine aus den Matratzen mit zunehmen.“ „Falls es in's Zimmer regnet, so bittet man, sich der unter dem Bett bereitliegenden Regenschirme zu bedienen.“ - „Falls zufällig Mangel an Servierten herrscht, bitte sich an den Tischtuchdecken abzuwischen.“ | At one point Mark Twain asserted that he had discovered a model hotel in Oklahoma. To confirm his claim, he reproduced the contents of the inscriptions that hung in all the rooms as an announcement to guests: “Travelers who go to sleep without taking off their boots are to pay a special fee.” - “Three knocks on the door means that a murder has been committed in the hotel.” - “It is forbidden to take the bricks from the mattresses.” “If it rains in the room, please use the umbrellas provided under the bed.” - “If by chance there is a shortage of napkins, please use the tablecloths.” |
Andrew Chatto vom Verlagshaus Chatto & Windus, das die englische Ausgabe der Werke Mark Twain's besorgte, hatte diesem geschrieben, daß die Einkommensteuer fällig sei, und ersuchte ihn um die Ermächtigung zur Auszahlung der betreffenden Summe an die Behörde von Sommersethoun [?]. In einem längeren Briefe erklärte Mark Twain, die britische Regierung sei schon früher einmal in einen Krieg mit Amerika verwickelt worden, als sie von den amerikanischen Bürgern Steuern einforderte. Sein Wunsch sei jedoch nicht, die beiden Staaten nochmals in einen blutigenKampf zu verwickeln. Außerdem sei er mit dem Prinzen von Wales bekannt, der sich ohn Zweifel noch seiner erinnere. Einmal sei er am Strand auf dem Verdeck eines Omnibusses an dem Prinzen vorbeigefahren, der an der Spitze eine Zuges ritt. Der Prinz müsse sich auch noch seiner erinnern, denn er - Mark Twain - habe den Vordersitz inne gehabt und einen grauen Ueberzieher mit schwarzen Knöpfen getragen. Einige Jahre, nachdem dieser Brief von „Harpers Monthly“ veröffentlicht worden war, traf es sich, daß Mark Twain Homburg zur Zeit besuchte, als sich der Prinz von Wales dort zur Kur aufhielt. Als Mark Twain dem Prinzen vorgestellt wurde, bemerkte dieser: „Sie haben sich nicht sehr verändert, Herr Clemens.“ - „Verändert?“ entgegnete Mark Twain überrascht. „Sie haben mich ja nie zuvor gesehen.“ - „Ja, freilich, erinnern sie sich denn nicht? Sie saßen oben auf dem Omnibus und trugen eine grauen Ueberzieher, und ich ritt an der Spitze eines Umzuges am Strand“ | Andrew Chatto of the publishing house Chatto & Windus, which published the English edition of Mark Twain's works, had written to Twain to inform him that income tax was due, and asked him to authorize the payment of the sum in question to the Somerset House [?] authority. In a lengthy letter, Mark Twain explained that the British government had been involved in a war with America before when they had attempted to collect taxes from American citizens. He did not wish to involve the two countries in a violent struggle again. Moreover, he was acquainted with the Prince of Wales, who no doubt remembered him. He - sitting on the top level of an omnibus - had passed the Prince once who was riding at the head of a parade on the Strand. The prince had to also remember him, because he - Mark Twain - was sitting in the front seat and wearing a gray overcoat with black buttons. A few years after this letter was published by “Harpers Monthly”, Mark Twain visited Bad Homburg at a time when the Prince of Wales was staying there for a health treatment. When Mark Twain was introduced to the Prince, the latter remarked, “You haven't changed much, Mr. Clemens.” - “Changed?” replied Mark Twain in surprise. “But you have never seen me before.” - “But I have, don't you remember? You were sitting on the top level of an omnibus wearing a gray topcoat, and I was riding at the head of a parade on the Strand.” |
Mark Twain wurde auf seiner letzten Europareise auch im Schlosse zu Windsor von dem englischen Königspaar empfangen. Bei dieser Gelegenheit erzählte er, daß er an dem Tage, an dem er der Gast des amerikanischen Botschafters gewesen sei, 500 Dollars dadurch gespart oder vielmehr verdient habe, daß der Gastgeber ihn hinderte eine Rede zu halten. „Denn,“ sage er, „wenn ich diese Rede gehalten hätte, würden sämmtliche amerikanischen Blätter sie sofort abgedruckt haben, und ich könnte dieselben Gedanken dann nicht mehr für einen Artikel in der „North American Review“ verwenden, die mir 500 Dollars für eine Seite zahlt. Sie sehen, Majestät, daß das Sprichwort recht hat: Schweigen ist Gold!“ | Mark Twain was also received by the English King and Queen at Windsor Castle during his last trip to Europe. On that occasion he professed that on the day when he was a guest of the American ambassador he had saved, or rather earned, 500 dollars merely by the fact that the host prevented him from making a speech. “Because,” he says, “if I had made that speech, all the American papers would have printed it at once, and I could not then have used the same thoughts for an article in the North American Review, which pays me 500 dollars for a page. You see, Your Majesty, that the proverb is right: Silence is worth gold!” |
Mark Twain weilte einmal als Gast im Kreise einer Anzahl von Trustmagnaten und erzählte so drollige Geschichten, daß seine Zuhörer Thränen lachten. Ein Petroleumfürst erklärte schließlich: „Nein, so etwas Komisches habe ich noch nicht gehört,“ und griff in die Tasche, um sein Taschentuch hervorzuziehen. „Oho,“ entgegnete Mark Twain, „es giebt noch etwas viel Komischeres: nämlich, wenn man sieht, daß ein Petroleumkönig seine Hand in die eigene Tasche steckt.“ | Mark Twain once stayed as a guest in the circle of a number of trust magnates and told such droll stories that his listeners laughed thunderously. One oil tycoon finally declared, “Well, I have never heard of anything so funny,” and reached into his pocket to pull out his handkerchief. “Oho,” Mark Twain countered, “there is something much funnier: namely, when you see a petroleum “king” put his hand in his own pocket.” |
An Andrew Carnegie soll Mark Twain einmal den folgenden Brief geschrieben haben: | To Andrew Carnegie, Mark Twain is said to have once written the following letter: |
„Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie sehr reich sei sollen. Da ich mir nun schon seit Langem ein Gesangbuch wünsche, das Buch aber anderthalb Dollars kostet und ich diesen Preis nicht erschwingen kann, so bitte ich Sie, mir ein Gesangbuch zu stiften, wofür Ihnen die ewige Seligkeit gewiß sein wird. | “I have heard that you are very rich. Since I have wanted a hymnbook for a long time, but the book costs a dollar and a half and I cannot afford this price, I ask you to donate a book to me, for which you will be sure of eternal bliss. |
Ihr sehr ergebener | Your very devoted |
Mark Twain. | Mark Twain. |
P. S. Schicken Sie mir das Gesangbuch lieber nicht, sondern die anderthalb Dollars!“ | P. S. Do not send me the book, but the dollar and a half!” |
Zum Schluß sei hier die Episode erzählt, wie Samuel Langhorne Clemens zu seinem Pseudonym „Mark Twain“ kam. Der junge Clemens hatte sich entschlossen, Lotse zu werden und lernte auf dem zwischen St. Louis und New Orleans verkehrenden Dampfer „John J. Roe“ seinen neue Beruf. In seinen freien Stunden befaßte er sich mit der Abfassung kleinerer Erzählungen und Skizzen aus dem Flußleben. Unter Anderem schrieb er auch eine Skizze über den Kapitän des Dampfers, die für den St. Louis „Republican“ bestimmt war. Der junge Lotse las die Skizze seinen Schiffskameraden vor, worauf der erste Offizier John Morris ihn fragte, unter welchem Namen er die Arbeit veröffentlichen wollte. Als in diesem Augenblick der mit dem Senkblei beschäftigte Matrose meldete: „Mark twain!“ (mark two = zwei Faden), rief „Sam“ Clemens: „That's it, ich zeichne Mark Twain!“ Und unter diesem Namen ist er dann berühmt und weltbekannt geworden. | Finally, the episode should be told here how Samuel Langhorne Clemens came by his pseudonym “Mark Twain”. The young Clemens had decided to become a pilot and learned his new profession on the steamer “John J. Roe”, which ran between St. Louis and New Orleans. In his free hours, he wrote small stories and sketches of river life. Among other things, he wrote a sketch about the captain of the steamer, which was intended for the St. Louis “Republican”. The young pilot read the sketch to his shipmates, whereupon the first mate John Morris asked him under what name he wanted to publish the work. When at that moment the sailor busy with the sinker reported, “Mark twain!” (mark two = two fathoms depth), “Sam” Clemens shouted, “That's it, I'm signing Mark Twain!” And under this name he then became famous and world-renowned. |